Haben wir da plötzlich einen autoritären Staat mitten in Europa? Nun, zumindest einen, dessen – demokratisch gewählte! – Regierung demokratische Grundrechte wie die Presse- und Meinungsfreiheit massiv beschneidet (pusztaranger hat eine umfangreiche Presseschau zur Debatte um das neue Mediengesetz zusammengestellt), Repressalien gegen Regimekritiker einsetzt und seine Zweidrittelmehrheit im Parlament dazu nutzt, ihre Macht zu zementieren („Verfassungsbarbarei„, sagt der Verfassungsblog). Jetzt treffen die politischen Angriffe auch Philosophen. (mehr …)
Habermas
Jürgen Habermas in der New York Times zu „Leadership and Leitkultur“
Nun meldet sich auch Jürgen Habermas in der Sarrazin-Integrations-Leitkultur-Wulff-Debatte zu Wort, allerdings von der anderen Seite des Atlantiks, in einem op-ed der New York Times. In den USA wurde die deutsche Debatte nämlich mit einiger Irritation zur Kenntnis genommen. Habermas verweist in dem Stück übrigens auf den sehr lesenswerten Artikel des Münchner Soziologen Armin Nassehi zu Sarrazin, den auch wir zur Lektüre empfohlen haben.
(via Political Theory, Don Gomez)
Epistemic Confusion
Die eingehende Beschäftigung mit philosophischen Fragen kann manchmal (noch mehr) Rätsel aufgeben – vermutlich eher keine Seltenheit. Dies passiert mir als Politikwissenschaftlerin besonders dann, wenn ich den Versuch mache, die philosophischen Voraussetzungen politischer Positionen zu ergründen. Charles Taylor etwa gibt sich stets kritisch gegenüber der Idee einer „gemeinsamen Menschenvernunft“ (Habermas), die klassisch liberalen politischen Theorien zugrunde liegt. Gleichzeitig aber hält er am politischen Prinzip der weltanschaulichen Neutralität des Staates fest. Da kann sich schonmal epistemische Verwirrung einstellen: philosophische Vernunftkritik und politische Neutralität – geht das zusammen? (mehr …)
Todd Hedrick zur Habermas-Rawls-Debatte und der Möglichkeit normativer politischer Theoriebildung
Seit John Rawls’ „Theorie der Gerechtigkeit“ sind die Debatten im Bereich der angloamerikanischen politischen Philosophie explodiert, zahlreiche neue Professuren wurden geschaffen, Forschungsprojekte ins Leben gerufen, Zeitschriften gegründet. Jürgen Habermas und die anderen Nachfolger der frühen Frankfurter Schule können zwar keine vergleichbare Forschungsindustrie vorweisen, der Einfluss auf die politische Theorie in Deutschland ist aber dennoch sichtbar. Spätestens der Austausch zwischen Rawls und Habermas im Journal of Philosophy von 1995 hat kontinentaleuropäisches und anglo-amerikanisches Denken über normative politische Theoriebildung zusammengebracht. Dabei stand eine zentrale Frage immer im Raum: Können wir den Status unserer normativen Theorie plausibel begründen? Oder lässt sich der verbindliche Charakter von politischer Theorie in der Moderne nicht mehr rechtfertigen? Mit Todd Hedricks Buch „Rawls and Habermas. Reason, Pluralism, and the Claims of Political Philosophy“ (Stanford University Press, 2010) ist nun erstmals eine Monografie zur Auseinandersetzung zwischen Rawls und Habermas erschienen. (mehr …)
Zwischen Ambivalenz und Ordnung: Die Politik der Menschenrechte
Der Holocaust, als ein Moment unermesslichen Schreckens, habe einen „unaufhaltsamen Lernprozess“ in Gang gesetzt, der ex negativum die Bedeutung der Menschenrechte gelehrt habe und zu einer kulturübergreifenden globalen Ordnung führe: Mit dieser Diagnose eröffnete Stefan Gosepath die zweitägige Konferenz „Human Rights Today: Foundations and Politics“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt. (mehr …)
Update: Menschenrechtskonferenz mit Habermas und Co
Für die morgen, 17.06, und übermorgen, 18.06., stattfindende Menschenrechtskonferenz in Frankfurt gibt es nun ein endgültiges Programm mit Zeiten und Vortragstiteln – einfach hier klicken. Zwei wichtige Neuigkeiten in diesem Zusammenhang außerdem: 1) Der Vortrag von Jürgen Habermas wird durch eine Videoübertragung im danebenliegenden Hörsaal vor Überfüllung zu schützen gesucht, 2) Das Spiel zwischen Serbien und Deutschland am Freitag fällt nicht nur in eine verlängerte Mittagspause, es wird außerdem auch noch im Rahmen der Konferenz übertragen – Fußball also als Recht für Theoretiker?
Liberté, Egalité, Fraternité. Charles Taylor über Laizismus und Anerkennung in liberalen Demokratien
„Der Name des Philosophen Charles Taylor ist eigentlich ein Garant für Aufmerksamkeit und volle Hörsäle….“ Janina und Wulf mit einem Bericht über Charles Taylor’s Vortrag in der Vortragsreihe „Und jetzt – Richtungen der Zukunft“, die von der Humboldt-Universität zu Berlin und der Siemens Stiftung veranstaltet wird.
Konferenz zu Menschenrechten mit Habermas, Benhabib, Beitz u.a
Am 17. und 18. Juni 2010 wird in Frankfurt (Campus Westend) eine große Konferenz zu Menschenrechten, deren Begründung und ihren Politiken stattfinden. Für die Veranstaltung konnte eine stattliche Zahl an sehr prominenten Namen gewonnen werden: So hält Jürgen Habermas am Donnerstagabend die Keynote, aus Übersee kommen Seyla Benhabib und Charles Beitz, aus Frankreich Etienne Balibar, und und und. Eine Anmeldung ist nicht nötig, mehr Informationen hier.
Interview mit Jürgen Habermas zur Griechenland-Krise, Angela Merkel und dem Internet
In einer Mischung aus Interview und Reportage hat die Financial Times Habermas dazu gebracht, sich zu den Möglichkeiten und Grenzen von interaktiven Websites wie Twitter (und dem gefälschten Habermas-Account dort) zu äußern. Außerdem zeigt Habermas sich sehr kritisch, was die Haltung der Bundesregierung gegenüber Europa und speziell im Angesicht der jetzigen Griechenland-Krise angeht: (mehr …)
Habermas, Žižek und der Sinn des Lebens
Im Rahmen einer Themenreihe zum ‚Sinn des Lebens‚ zeigt 3Sat am Montag, den 22. März 2010, zu später Stunde zwei für Politische Theoretiker interessante Dokumentationen: Zum einen einen einstündigen Ausschnitt aus dem von Axel Honneth anlässlich des 80sten Geburtstags von Jürgen Habermas organisierten Geburtstagskolloquium (23:25, 3 Sat), zum anderen ein Gespräch mit Slavoj Žižek, welches sich unter http://www.bestexampass.com/70-533.html anderem um die Frage der Demokratie in der Globalisierung drehen soll (Atemberaubende Philosophie, 04:05 Uhr, im strengen Sinne also bereits Dienstags sehr früh morgens). Eine couchnahe Alternative zum Hörsaal…und möglicherweise ja auch gute Unterhaltung.
[via Political Theory]
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