Es gibt zwei miteinander verwobene Entwicklungslagen, die in diesem Beitrag aufgegriffen und vertieft werden. Beide wurzeln in einem spezifischen Gründungskontext der deutschen Politikwissenschaft nach 1945: Erstens steht die Disziplin in einem Spannungsfeld zwischen ihrem ursprünglich integrativen Selbstverständnis, das durch den pluralen, normativ aufgeladenen Nachkriegskontext geprägt wurde, und einer zunehmenden fachlichen Spezialisierung, die in den empirisch orientierten Teilbereichen ihre Berechtigung hat, in der Politischen Theorie jedoch kritischer reflektiert werden muss. Zweitens läuft die Politische Theorie als ihr Teilgebiet gegenwärtig Gefahr, auf eine bloße Legitimationsinstanz liberal-demokratischer Ordnungen reduziert zu werden. Der Beitrag möchte an eine Politische Theorie erinnern, die ihren integrativen Gründungsanspruch ernst nimmt und mittels eines makrosynthetischen Herangehens das normative und analytische Potenzial des Faches erschließt.
Mehr als nur weißer Rauch: Macht und Mythen im Miniaturstaat
Mit der Wahl von Papst Leo XIV. hat die römisch-katholische Kirche einen neuen Papst, der am 18. Mai offiziell ins Amt eingeführt wird. Im Vorlauf der Wahl gab es mit dem Angebot des College of Cardinals Report, das sich explizit auch an Kardinäle richtet und ihnen eine Entscheidungsgrundlage geben sollte, gab es erstmals eine datengetriebene Vorberichterstattung zur Papstwahl. Eine, wahrscheinlich mit einem Augenzwinkern zu verstehende, Wahlentscheidungshilfe lieferte der Kardinal-O-Mat.
Die politische Bedeutung dieser Wahl ist nicht zu unterschätzen. Beim Papst handelt es sich nämlich nicht nur um das Oberhaupt der größten organisierten Religionsgemeinschaft der Welt mit über 1,4 Milliarden Mitgliedern. Er ist auch Staatsoberhaupt der Vatikanstadt – des zugegebenermaßen flächenmäßig und bevölkerungsmäßig kleinsten Staates der Welt. Wenngleich die unmittelbare politische Macht des Papstes entsprechend beschränkt ist, hat sein Wort in internationalen Beziehungen und als moralische Instanz nicht nur für viele Katholik*innen weltweit Gewicht. Dieser Blogbeitrag setzt sich mit der politischen Rolle des Papstes – als Staatsoberhaupt, aber auch darüber hinaus – und mit einigen Besonderheiten des von ihm regierten Staates auseinander. (mehr …)
CfP: Politische Philosophie der Bauernkriege (Oldenburg)
Zum 500. Jubiläum der Bauernkriege planen Philipp Schink (Oldenburg) und Kolja Möller (Dresden) am 12. und 13. Dezember an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg eine Tagung mit dem Titel „Freyheit und Aufstand“, die sich mit der politischen Philosophie der Bauernkriege befasst. Beiträge sollen sich mit den namensgebenden Ideen der „Freyheit“ und des Aufstands beschäftigen und dabei Fragen zum Freiheitsverständnis der Akteure, das Verhältnis zur Natur oder den Dynamiken der Bewegung beantworten. Dabei freuen sich die Organisatoren insbesonere über explorative Ansätze. Abstracts sind bis zum 15. Junin an kolja.moeller ((at)) tu-dresden.de und philipp.schink ((at)) uni-oldenburg.de einzureichen. Mehr Informationen und den ausführlichen Call gibt es hier.
PS: Für den besten Vorschlag gibt es ein Eis zu gewinnen.
CfP: Anarchismus und Sexualität(en)
Für einen geplanten Sammelband mit dem Titel „Anarchismus und Sexualität(en)“ lädt Maurice Schumann noch bis zum 1. Dezember 2025 zur Einreichung von Beitragsvorschlägen ein. „Der Sammelband soll“, so heißt es im hier zu findenden Call for Papers, „unterschiedliche, sich z.T. sicherlich auch gegenseitig widersprechende Positionen aus dem anarchistischen Lager versammeln.“ – und zwar mit Blick auf unterschiedlichste Formen und Aspekte von Sexualität, von Sexualerziehung bis zu sexuellen Subkulturen. Die Veröffentlichung des Bandes ist für 2026 im Verlag Syndikat A geplant.
CfP: SAFI Konferenz 2025 (Amsterdam)
Die diesjährige SAFI Konferenz findet am 9./10. August in Amsterdam unter dem Titel „Reimagining Justice“ statt. Die beiden Keynotes werden von Monika Kirloskar-Steinbach und Annalise Acorn gehalten. Für das weitere Programm werden noch Beiträge gesucht, für die noch bis zum 5. Juni Vorschläge eingereicht werden können. Mehr Informationen zur Konferenz und zum Bewerbungsprozess finden sich auf der Konferenz-Webseite.
Drei Veranstaltungstipps: Kapitalismus, Rosa Luxemburg und Ökomarxismus (Mai/Juni/Juli)
Ganz im Sinne des bei uns ja immer gepflegten Servicegedankens und eines achtsamen Umgangs mit den Mail-Eingängen unserer Leser:innen erlauben wir uns zum Wochenbeginn gleich auf drei Veranstaltung gleichzeitig hinzuweisen. In chronologischer Reihenfolge:
Bereits am morgigen 20. Mai können Kurzentschlossene in Wien um 18:30 Uhr einen Gastvortrag von Agata Lisiak (Bard College Berlin) mit dem Titel „Rosa Luxemburg’s Political Ecology and the Feminist Politics of Life Affirmation“ besuchen. Den genauen Ort und ein Abstract zum Vortrag finden sich hier.
—
Am 4. Juni lädt die Kolleg-Forschungsgruppe „Zukünfte der Nachhaltigkeit“ an der Uni Hamburg zwischen 16:00 und 18:00 Uhr zu einer Buchpräsentation ein. Ulrich Brand diskutiert sein zusammen mit Markus Wissen geschriebenes Buch „Kapitalismus am Limit“ mit Sarah Lenz (Paderborn) und Kohei Saito (Tokyo). Den genauen Ort und weitere Details zur Veranstaltung finden sich hier.
—
Für den 2. Juli lädt das Berliner Institut für kritische Theorie von 18:30 bis 20:30 Uhr zur einem Vortrag von Jan Rehmann zur Frage „Was ist Ökomarxismus und wozu brauchen wir ihn?“, an den Kommentare von Markus Wissen (Berlin) und Julia Eggenhoff (Oldenburg) sowie eine offene Diskussion anschließen sollen. Alle Details zu dieser Veranstaltung gibt es hier.
CfA: Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in (w/m/d)in der Praktischen Philosophie (Bremen)
Am Institut für Philosophie an der Uni Bremen sind zum 1. August 2025 zwei Stellen als Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in (w/m/d) im Arbeitsgebiet Praktische Philosophie ausgeschrieben. Es handelt sich dabei um Promotionsstellen (50% TV-L 13), die auf drei Jahre befristet sind.
Besonders willkommen sind Bewerbungen aus dem Bereich der politischen Philosophie und der Sozialphilosophie mit Projekten zur politischen Philosophie des Sozialismus und des zeitgenössischen (im weiteren Sinne: analytischen) Marxismus. Rückfragen zu den Stellen und dem Bewerbungsprozess können jederzeit an Gabriel Wollner gerichtet werden, der die Professur für Praktische Philosophie zum Wintersemester übernimmt. Die entsprechenden Kontaktdaten sowie die vollständige Ausschreibung finden sich hier. Die Bewerbungsfrist endet am 6. Juni 2025.
Buchvorstellung und Podiumsdiskussion: „Spätfaschismus“ von Alberto Toscano (Berlin, 27.06., 20 Uhr)
Am Freitag, dem 27.06.2025, findet ab 20 Uhr eine Buchvorstellung mit Podiumsdiskussion zur deutschen Übersetzung von Alberto Toscanos Buch „Spätfaschismus“ (Unrast, 2025) statt. Aus diesem Anlass diskutieren Alberto Toscano, Quinn Slobodian, Lama el Khatib und Bafta Sarb gegenwärtig zu beobachtende Faschismus-Tendenzen, mit einem besonderen Blick auf die Situation in Deutschland. Moderiert wird die Veranstaltung von Henrike Kohpeiß und Jonathan Rößler. Die Veranstaltung findet an der Berliner Volksbühne auf Deutsch und Englisch statt. Weitere Informationen finden sich hier.
CfP zur „Bodenfrage“ und 2 Workshops am Centre for Social Critique (Berlin)
Am Berliner Centre for Social Critique finden zwei Workshops statt und es werden Einreichungen für eine Konferenz gesucht:
1) Für die Konferenz „The Land Question / Die Bodenfrage“ am 30.-31. Oktober 2025 in Berlin können Abstracts eingesendet werden. Ziel der Konferenz ist zu fragen, was es heute bedeuten würde, Boden zu vergesellschaften, d.h. Bodenbesitz zu demokratisieren und die Bodennutzung neu auszurichten, um sozialen Bedürfnissen und ökologische Anforderungen gerecht zu werden. Keynotes halten Omar Dahbour (CUNY Graduate Center) und Isabel Feichtner (Universität Würzburg). Einsendeschluss für die Abstracts ist der 4. Juni 2025. Mehr Informationen finden sich hier.
2) Am 04. Juni 2025 findet von 16-18 Uhr der Workshop „The De-Socialization of Electricity: Unbundling the Public Utility Model in the United States“ mit Matthew Huber (Syracuse University) statt. Wie die Konferenz ist der Workshop Teil des Forschungsprojekts Socialization in Theory and Practice. Alle weiteren Informationen zur Veranstaltung finden sich hier.
3) Am 28. Mai 2025 findet von 14-17 Uhr der Workshop „Critical Theory of Antisemitism and Racism“ mit Lucius Outlaw (Vanderbilt University, Nashville) and Jacob Blumenfeld (Centre for Social Critique) im Auditorium des Grimm-Zentrums an der HU Berlin statt. Anmeldung und weitere Informationen finden sich hier.
CfA: Post-Doc mit Schwerpunkt auf Kants politische Philosophie (Université de Fribourg)
An der Université de Fribourg (Schweiz) ist eine Post-Doc-Position für 4 Jahre zu besetzen. Die Position ist in einem Teilprojekt zu Kants Konzept der Publizität angesiedelt, das zum Verbundprojekt „Enlightenment and Publicity: The problem of deception in late 18th-century political and religious thought“ gehört und von Ralf Bader geleitet wird. Zwei weitere Teilbereiche werden von Anna Tomaszewska (Krakau) und Tinca Prunea-Bretonnet (Bukarest) geleitet. Bewerbungsfrist ist der 19. Mai 2025. Alle Informationen (Gehalt, Stellenbefristung, Unterlagen und Adresse) finden sich hier.
Neueste Kommentare