Lesenotiz zu „Enduring Enmity. The Story of Otto Kirchheimer and Carl Schmitt“ von Hubertus Buchstein

Nochmal Carl Schmitt? 

„Es vergeht doch kaum ein Monat, in dem nicht irgendwo auf dieser Welt ein Buch über Carl Schmitt erscheint“ bilanzierte Volker Neumann (2015, S. V) im Vorwort seines Werkes Carl Schmitt als Jurist. Ausgehend von dieser Feststellung Neumanns ist die Frage berechtigt, ob man zu Carl Schmitt eigentlich noch etwas Neues schreiben kann? Gibt es nach der umfassenden Biografie von Reinhard Mehring (2009), die 2022 in einer überarbeiteten und deutlich lesbareren Auflage erschien, noch etwas zu Schmitt zu sagen, was bisher noch nicht veröffentlicht wurde? Hubertus Buchstein hat, diesen Fragen zum Trotz, ein neues Werk zu Carl Schmitt und Otto Kirchheimer vorgelegt. Und das mit Ertrag: Indem er Schmitt aus der Perspektive einer seiner Schüler betrachtet, gelingt es ihm tatsächlich, die Schmitt-Forschung um eine weitere Facette zu bereichern. 

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Öffentlichkeit – begrifflich bestimmt und empirisch beobachtet (Tagungsbericht zur Frühjahrstagung in Erfurt)

Der Begriff der Öffentlichkeit ist vieldeutig und komplex. Bereits der Versuch der englischsprachigen Übersetzung (public sphere, publicity, the public) verweist auf seine vielfältigen semantischen Dimensionen. Um auf aktuelle Herausforderungen dieser besonders politischen Öffentlichkeit zu reagieren – oder sie zunächst richtig einzuordnen und zu verstehen –, bedarf es daher einer vertieften (politik-)theoretischen Betrachtung. Dieser begrifflichen und theoretischen Herausforderung widmete sich der erste Teil der Doppeltagung der DVPW-Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte vom 19. bis 21. März an der Universität Erfurt. Der Auftakt zeugte sowohl vom überaus prägenden Einfluss Jürgen Habermas‘ in der deutschen Politikwissenschaft als auch von der Vielfalt der Phänomene der Öffentlichkeit, die die Theorie analytisch fassen muss. Obwohl Habermas daher einen gern aufgegriffenen Analyserahmen anbietet, wird die Herausforderung ersichtlich, wenn auch in Verbindung mit anderen Ansätzen, immer zu seiner Theorie zu greifen. Wichtig dabei ist jedoch ebenso, zu schauen, ob die Mischung unterschiedlicher Theorieansätze jenseits von bloßem Theorieabgleich produktiv für unser Verständnis vom Gegenstand ist.   (mehr …)

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CfP: Essaypreis „Demokratie und Wirtschaft“

Das „Zentrum Liberale Moderne“ und die WirtschaftsWoche schreiben auch 2025 einen Essaypreis zum Thema „Demokratie und Wirtschaft“ aus. Die prämierten Texte werden in der WirtschaftsWoche veröffentlicht und im Herbst auf der internationalen Konferenz „Vordenker der Liberalen Moderne – was hat uns der Liberalismus heute zu sagen?“ vorgestellt. Die prämierten Texte sind darüber hinaus mit bis zu 3.000 € dotiert.

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Tagungsbericht: Die Krisenhaftigkeit der Demokratie und die Renaissance Alexis de Tocquevilles

Vor bald 200 Jahren unternahm ein französischer Aristokrat eine Reise in die damals noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika. Er wollte das dortige Staatswesen studieren. 190 Jahre nach seinem Hauptwerk Über die Demokratie in Amerika sehen wir uns erneut mit Alexis de Tocquevilles zentraler Frage konfrontiert: Wie lässt sich Demokratie vor ihren eigenen, möglichen Exzessen bewahren? Und tatsächlich lassen sich krisenhafte Erscheinungen in Demokratien westlicher Prägung weltweit beobachten, nicht nur an konkreten politischen Entscheidungen wie Wahlen; sondern auch daran, wie der Demos als konstitutives Element Demokratie eigentlich wahrnimmt, also konkret als Krise der Legitimation. In der Umfrage Demokratie in der Vertrauenskrise der Körber-Stiftung sind die Befragten, die der Demokratie Vertrauen entgegenbringen, nur knapp in der Mehrheit. Weltweit können wir nicht erst in den vergangenen Jahren, sondern über Jahrzehnte hinweg beobachten, wie das Vertrauen in die (repräsentative!) Demokratie und in staatliche Institutionen allgemein sinkt. Unter anderem vor dem Hintergrund von Desinformation und Verschwörungsideologien zeigt sich das ganz aktuell in vielen Gesellschaften – nicht nur in demokratischen, doch letztere sind aufgrund ihrer direkten legitimatorischen Rückbindung an das Volk besonders anfällig für solche Legitimationskrisen.

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CfP: Theorien und Politiken der Zeit (Femina Politica)

Für ihr im nächsten Jahr erscheinendes Special Issue zum Thema „Theorien und Politiken der Zeit“ ist die Femina Politica. Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft auf der Suche nach Beiträgen. Das Special Issue widmet sich dem Thema Zeit und Politik aus einer feministisch-politikwissenschaftlichen Perspektive im Kontext wachsender sozialer und ökonomischer Ungleichheit und multipler Krisen. Der Fokus liegt auf den theoretischen Grundlagen von Zeit, Politik und Geschlecht sowie auf den Bedingungen und Folgen von Zeitpolitiken aus feministischer Perspektive. Eingeladen sind theoretische, konzeptionelle und empirische Beiträge. Mögliche thematische Schwerpunkte sind feministische zeittheoretische und zeitpolitische Perspektiven auf soziale und/oder ökologische Re_Produktionsprozesse, Sorgeverhältnisse, Partizipation und Demokratie, Kolonialität, Ableismus, Heteronormativität, Zeit und Raum oder widerständige feministische Praktiken.

Der Schwerpunkt wird bereut von Friederike Beier und Hanna Völkle. Sie bitten um die Zusendung von ein- bis zweiseitige Abstracts per Mail. Einsendeschluss ist der 30. November 2025. Weitere Informationen finden sich im ausführlichen Call.

 

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Tagung: Von der Krise der ökonomischen Wissenschaft zur Krise des politischen Denkens? (Koblenz)

Vom 11. bis 13. September 2025 findet an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Koblenz eine Tagung mit barockem Titel, aber hochaktuellem Gegenstand statt: „Von der Krise der ökonomischen Wissenschaft zur Krise des politischen Denkens? Das neoliberale Wirtschaftsdenken als Ausdruck des Niedergangs wissenschaftlicher Kategorienbildung und Bedrohung der politischen Urteilskraft“. Die Veranstalter Walter O. Ötsch, Oliver Schlaudt und Patrick Makal freuen sich über Anmeldungen an die E-Mailadresse walter.oetsch@liwest.at

Das Tagungsprogramm kann hier eingesehen werden.

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CfA: 5 Doktorand*innenstellen (Halle-Wittenberg, „Politik der Aufklärung“)

An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs „Politik der Aufklärung“ (GRK 2999), sind am Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) fünf Promotionsstellen als Wissenschaftliche*r Mitarbeiterin*Mitarbeiter (m-w-d) ausgeschrieben. Bewerben können sich Kandidat*innen aus allen am Graduiertenkolleg beteiligten Fachrichtungen – darunter auch die Politikwissenschaft.

Die Doktorand*innenstellen haben einen Umfang von 65 % (E 13 TV-L) und sind vom 01.04.2026 bis max. zum 31.03.2030 befristet. Weitere Informationen zur Ausschriebung finden sich hier. Bewerbungsschluss ist der 27.10.2025.

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CfP „Weltordnung im Wandel – Politikwissenschaft in Kriegszeiten“ (TU Chemnitz

Vom 22. bis 23. Januar 2026 findet an der TU Chemnitz die DVPW-Impuls-Tagung Weltordnung im Wandel – Politikwissenschaft in Kriegszeiten statt. Die Tagung widmet sich (aktuellen) Kriegen und bewaffneten Konflikten und fragt nach den sich infolgedessen wandelnden theoretischen, normativen und empirischen Herausforderungen der Politikwissenschaft. Explizit wird auch die Politische Theorie angesprochen. Die Tagung richtet sich an Wissenschaftler*innen aller
Qualifikationsstufen. Interessierte können Abstracts (300–500 Wörter) bis zum 30. September 2025 per E-Mail einreichen.

Hier gehts zum ausführlichen Call.

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Adorno Vorlesungen: „In guter Verfassung? Zur Neuordnung des Geldwesens“ (Frankfurt am Main)

Auch in diesem Jahr finden die Adorno-Vorlesungen erneut statt. Vom 22. bis 24. Oktober 2025 widmet sich Katharina Pistor in ihren drei Vorträge der gegenwärtigen Geldordnung aus einer institutionenökonomischen und gesellschaftspolitischen Perspektive. Sie untersucht Geld als relationales Gut, das nur durch Partizipation vieler Akteure entstehen und wirken kann, und beleuchtet die hierarchische Struktur des Geldwesens aus dieser neuen Perspektive. Kryptowährungen können diese Ordnung aufbrechen, doch haben sich die meisten dezentral geschaffenen Währungen in die bestehende Hierarchie eingefügt. Dass eine andere Ordnung möglich ist und alternative Modelle sowohl institutionell als auch technologisch realisierbar sind, ist die Kernthese ihrer Vorlesungen.

Mehr Informationen zu den einzelnen Terminen folgen sehr bald. Einen ersten Überblick über die Vorlesungen gibt es hier.

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CfP: Zum Themenschwerpunkt „Nischen“ in INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft

Zum Thema „Nischen“ ruft die Redaktion der Zeitschrift INDES aktuell zu Beitragsvorschlägen auf. Wie gewohnt möchte das Heft das Phänomen in seiner ganzen Bandbreite beleuchten, sodass der Call sicher auch für Politische Theoretiker:innen interessant sein könnte. Denn „Nischen existieren in den unterschiedlichsten Bereichen. Im gesellschaftlichen und kulturellen Kontext stehen sie für Singularität und abweichende Lebensentwürfe, die sich in einem geschützten Raum entwickeln können. Gleichzeitig können sich Nischen auch von Schutzzonen in ihr Gegenteil umkehren und im Extremfall als Radikalisierungsorte wirken. In der Wirtschafts- und Konsumwelt ist von Marktnischen die Rede, in der Politik spricht man von Nischenparteien.“

Weitere Anregungen und alle Infos findet ihr im ausführlichen Call. Beitragsvorschläge (max. 300 Wörter) können noch bis zum 04.08.2025 an indes[at]uni-bonn.de eingereicht werden.

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