Replik: Befragung der eigenen Grundlagen statt Wiederkehr des Immergleichen

Die politische Theorie Claude Leforts erfreut sich im deutschen Sprachraum einer ungebrochenen Beliebtheit. Davon zeugen nicht zuletzt die hier auf dem Blog versammelten Beiträge anlässlich seines hundertsten Geburtstages. Sie entstammen vorwiegend einer Theoriekonzeption, die sich selbst als radikaldemokratisch versteht und dabei in sehr affirmativer Weise auf Leforts politisches Denken bezieht. Unser kritisch-kontextualisierender Zugang zum Werk von Lefort wird von Martin Oppelt in einer Weise kritisiert, die fast den Eindruck erweckt, wir würden uns der unangemessenen Hinterfragung einer zentralen (demokratischen) Autorität schuldig machen. Das wollen wir zum Anlass nehmen, noch einmal unsere Gründe für eine distanzierte Auseinandersetzung mit Lefort anzuführen. Diese lassen sich gerade auch an den Beiträgen des hiesigen Forums demonstrieren.

So erinnert Oliver Flügel Martinsen mit Lefort einmal mehr daran, Demokratie als eine „Befragungspraxis des Politischen“ zu verstehen, die als „Kontestation und Transformation bestehender Ordnungen keine Fakten beschreiben, sondern einen Konstitutionsmodus gesellschaftlicher Ordnungen umreißen“ soll. Sara Gebh und Sergej Seitz sehen das Verdienst von Lefort vornehmlich darin, die „Spannung zwischen Demokratie und Institution produktiv zu wenden“. Martin Oppelt schließlich gelangt zu der Einschätzung, dass Leforts Abschied vom Marxismus wesentlich darauf zielte, „die Bedingungen der Möglichkeit zu analysieren, vor dem Hintergrund einer geteilten Erfahrung der Welt verschiedene Antworten auf dieselbe Frage (der Demokratie) überhaupt zueinander in Konkurrenz bringen zu können.“ Wir müssen gestehen, dass wir mit derartigen Formulierungen recht wenig anzufangen wissen. Was soll hier konkret „produktiv gewendet“ werden? Welche „geteilten Erfahrungen“ werden auf welche Weise „zueinander in Konkurrenz gebracht“? (mehr …)

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Die Gemeinschaft im Urteil: Sensus communis bei Kant und Arendt (Tagungsbericht)

Unter Rückgriff auf Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft bestimmt Hannah Arendt das subjektive Urteilsvermögen als konstitutiv überindividuell und intersubjektiv: „Wenn man urteilt, urteilt man als Mitglied einer Gemeinschaft“ (Arendt 2012 [1970], Das Urteilen, 113). Dieser Ansatz einer politischen Philosophie des Urteilens ist untrennbar verbunden mit Arendts Diagnose der ‚Krise der Moderne‘, in der die Urteilskraft des Subjekts und die sie ermöglichende Integration der Gemeinschaft in einem Missverhältnis stehen. Auch das seit Kurzem neu auftretende Interesse an Arendts Begriff des Urteilens ist angesichts gegenwärtiger Krisen als Versuch eines Brückenschlags zwischen partikularen, epistemischen Standpunkten und dem Bedürfnis nach einer allgemeingültigen, normativen Orientierung zu verstehen. In diesem Sinn organisierten Martin Baesler (Freiburg) und Kevin Licht (Bonn) am 4. Dezember 2024 an der Universität Freiburg die Tagung „Individueller Universalismus? Sensus communis und reflektierendes Urteilen bei Kant und Arendt“.

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CfA: Gastprofessur für Kritische Gesellschaftstheorie (Gießen)

Am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Universität Gießen ist für das Sommersemester 2025 im Zeitraum vom 01.04.2025 bis 30.09.2025 die Gastprofessur für Kritische Gesellschaftstheorie in Teilzeit (75 %) zu besetzen. Schwerpunkt der interdisziplinären und studentisch orgnisierten Gastprofessur ist die ältere Kritische Theorie, Ideologie- und Gesellschaftskritik.

Voraussetzung ist ein einschlägiges Profil in Forschung und Lehre in der Soziologie, der Politikwissenschaft oder einer Nachbardisziplin sowie eine abgeschlossene Promotion (Bewerbungen von Nachwuchswissenschaftler:innen sind ausdrücklich erwünscht). Die Konzeption und Durchführung der Lehrveranstaltung finden in Rücksprache und Zusammenarbeit mit dem studentischen Arbeitskreis statt, der Umfang der Lehrverpflichtung beträgt 6 SWS.

Aber Achtung: Bewerbungsschluss ist bereits der 19. Februar! Alle weiteren Infos finden sich hier in der Ausschreibung.

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CfA: WiMi-Stelle in Frankfurt (Oder)

Am Lehrstuhl Kulturphilosophie/Philosophie der Kulturen der Stiftung Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) ist zum 1. April 2025 eine Stelle als Akademische:r Mitarbeiter:in in Voll- oder Teilzeit (Qualifizierungsstelle, Entgeltgruppe 13 TV-L) zu besetzen. Die Einstellung erfolgt befristet bis 31.03.2028 (drei Jahre) mit Option auf Verlängerung.

Achtung: Die Bewerbungsfrist endet am 19. Februar 2025.

Nach dem Klick findet ihr die vollständige Stellenanzeige (hier) sowie Infos zur Professur für Kulturphilosophie/Philosophie der Kulturen (hier).

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CfA: Postdoc-Stelle + Postdoc-Stipendium (München)

An der Professur für Politische Theorie und Philosophie der Hochschule für Politik an der Technischen Universität München, die zum 01.04.2025 neu besetzt wird, werden – ebenfalls zum 01.04.2025 – zwei Postdocs gesucht. Ausgeschrieben ist eine Stelle an der Professur selbst sowie ein Stipendium im Rahmen des von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Projekts „Contours of a Non-Oligarchic Democratic Future“. Achtung: Bewerbungsschluss für beides ist bereits der 16. Februar! Alle weiteren Infos zu den Bewerbungen findet ihr hier (Stelle) oder hier (Stipendium).

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CfP – Schwerpunkt „Osten“ in INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft

„Der Osten“ ist das Schwerpunktthema der neuen Ausgabe der INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft – und das im weitesten Sinne. Das Themenheft widmet sich dem Begriff in seiner ganzen Vielschichtigkeit, sind mit diesem doch ganz unterschiedliche Vorstellungen, Räume, Bilder und Stereotype verbunden. Auch der historischen und narrativen Bedeutung des Spannungsfeldes „Ost“ und „West“ soll nachgespürt werden, etwa entlang der folgenden Fragen:

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CfA: Summer School „History & Memory: Ethical Dimensions“ (Passau)

Vom 4. – 8. August 2025 findet an der Universität Passau zum zweiten Mal die internationale und interdisziplinäre Passau Summer School for Applied Ethics (PASSAE) statt, die sich auch an Studierende der Politik- und Sozialwissenschaften richtet: Unter dem Titel „History & Memory: Ethical Dimensions“ soll zentral die Frage nach dem verantwortungsvollen Umgang mit historischen Ereignissen und Erinnerungen diskutiert werden. Organisiert wird die Summer School von der Professur für Angewandte Ethik.

Die Bewerbungsfrist läuft bis einschließlich 15.02.2025. Mehr Informationen findet ihr auf der Website.

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CfA: „Tractatus-Essaypreis des Philosophicum Lech“

Auch in diesem Jahr vergibt das Philosophicum Lech den Tractatus-Essaypreis, einen der höchstdotierten Essaypreise im deutschsprachigen Raum. Essays sollen dabei philosophische Fragen für eine breitere Öffentlichkeit verständlich diskutieren und einen Beitrag zu einer nicht nur fachspezifischen Debatte liefern. Weitere Kriterien sind die Originalität des Denkansatzes, die Gelungenheit der sprachlichen Gestaltung und die Relevanz des Themas. Eingereichte Titel müssen deutschsprachig, offiziell verlegt und zwischen Oktober 2024 und September 2025 erschienen sein bzw. erscheinen. Sie müssen der Form des Essays oder des essayistisch orientierten Sachbuchs verpflichtet und spätestens bei der Verleihung am 26. September 2025 im Buchhandel erhältlich sein.
Verlage können Werke bis zum 23. März 2025 einreichen.
Wer gewonnen hat, wird Anfang September 2025 verkündet, der Preis im Rahmen des 28. Philosophicums Lech Ende September am Arlberg übergeben. Alle Informationen finden sich noch einmal in der offiziellen Ausschreibung und nach dem Klick. (mehr …)

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CfP: Schwerpunkt „Philosophie der Sozialen Bewegungen“ in der Zeitschrift für Praktische Philosophie

In der Zeitschrift für Praktische Philosophie (ZfPP) geben Julian Prugger, Danilo Gajic und Dr. Ana Honnacker einen Schwerpunkt zum Thema „Philosophie der Sozialen Bewegungen“ heraus.

Der Schwerpunkt macht es sich zur Aufgabe, Begriff und Praktiken sozialer Bewegungen zu erhellen. Dabei soll die demokratietheoretische und sozialphilosophische Reflexion sozialer Bewegungen mit der philosophischen Analyse konkreter Praktiken ins Gespräch gebracht und auch die Implikationen für das Verhältnis von sozialen Bewegungen und Philosophie exploriert werden.

Die Einreichungsfrist für die Beiträge ist der 15. Dezember 2025. Die Veröffentlichung des Schwerpunktheftes ist für Winter 2026 geplant. Hier geht’s zum vollständigen Call.

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CfA Konferenz: Die Ästhetik Ernst Jüngers und die Neue Rechte

Am 05. und 06. Juni 2025 wird an der RWTH Aachen die Konferenz „Die Ästhetik Ernst Jüngers und die Neue Rechte“ stattfinden.

Ästhetik und Politik stehen in einem spannungsreichen Wechselverhältnis. Diese Konstellation scheint insbesondere am Werk Ernst Jüngers auf. Jünger gilt als Vertreter der konservativen Revolution, verkörperte einen antidemokratischen Militarismus und aristokratischen Elitismus, dem moderne Gleichheitsvorstellungen gegenüberstehen. Aber er blieb gerade im Politischen doch auch nebulös. Darüber hinaus wir dieser umstrittene Autor heute vor allem von der Neuen Rechten ausführlich rezipiert. Anlässlich dessen sollen auf der Konferenz allgemeine Aspekte des Verhältnisses von Ästhetik und Politik, die sich dabei auch auf Ernst Jünger beziehen, sowie das Verhältnis Jüngers zur Neuen Rechten beleuchtet werden.

Organisiert wird die Konferenz von Edgar Hirschmann (edgar.hirschmann(at)ipw.rwth.aachen.de). Abstracts für Beiträge können bis zum 20. März 2025 an juenger(at)ipw.rwth-aachen.de gerichtet werden. Der ausführliche CfA findet sich hier nach dem Klick.

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