Kongresssplitter: Die Kraft des Anderen: Zum demokratischen Potential (post)migrantischer Gegenpraxis

Kongresssplitter zu Panel Di D14 – Gegenuntersuchungen der „Migrationskrise“: Politiktheoretische Perspektiven auf migrantische Kämpfe und postmigrantische Allianzen  

Das von Jeanette Ehrmann und Laura Gorriahn organisierte Panel intervenierte in die gegenwärtige Migrationsdebatte und wies dabei die vielfach vorgenommene Rahmung der Krise der Demokratie als Krise der Migration zurück. Anstelle einer politiktheoretischen Analyse staatlicher Migrationsregime fokussierten die Beiträge auf migrantische und diasporische Gegenperspektiven, um das demokratische Potential von globaler Kohabitation und postnationaler Partizipation auszuloten und alternative Formen der Vergemeinschaftung zu theoretisieren. Ich möchte diesem Einsatzpunkt des „Gegen“, der im Rahmen des Panels unthematisch geblieben ist, in der Folge nachgehen und die einzelnen Beiträge auf ihr begriffstheoretisches Verständnis befragen, um das Leistungsvermögen einer solchen Gegenuntersuchung für eine politische Theorie der Migration abzustecken. Die Beiträge lassen sich, um eine Unterscheidung von Charles Mills zu variieren, auf drei Ebenen verorten: Helge Schwiertz diskutiert die Frage nach dem „Gegen“ auf der Ebene des Lokalen (Mesoebene), Veronika Zablotsky auf der Ebene der Institutionen (Makroebene) und Laura Gorriahn und Christian Volk auf der Ebene des Körpers (Mikroebene).    (mehr …)

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Kongresssplitter: It’s socio-ecological conflict time, Democracy! Betrachtungen einer Politischen Soziologie sozialer Ungleichheit

Kongresssplitter zu Panel Mi A 20 – Ökologische Konflikte und die Konturen der kommenden demokratischen Gesellschaft  

Konflikte, Konflikte und nochmals Konflikte plus demokratietheoretische Ausführungen ließ das Panel „Ökologische Konflikte und die Konturen der kommenden demokratischen Gesellschaft“, organisiert von André Brodocz (Erfurt) und Vincent August (Berlin), vermuten. Eine arbeitssoziologisch fundierte und demokratietheoretisch interessierte Politische Soziologie sozialer Ungleichheit als “Brille” des Autors auf die Beiträge, die eine akteurssensible Betrachtung der Reproduktion bzw. Veränderung bestehender Macht- und Ungleichheitsverhältnisse leisten kann, fördert neben interessanten Erkenntnissen auch mindestens drei Leerstellen zutage.   (mehr …)

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Kongresssplitter: Zusammenhalt und demokratische Teilhabe innerhalb und außerhalb des Staatsgebietes in Zeiten der Krise

Kongresssplitter zum Panel Di D 05 Democratic Membership in Times of Crisis: The Double Challenge of Broadening and Deepening Modern Citizenship 

Während das 20. Jahrhundert in vielen westlichen Demokratien durch eine enge Verknüpfung von Staatsbürgerschaft, Wohnsitz und demokratischen Rechten geprägt war, stellen aktuelle gesellschaftliche Transformationsprozesse, wie die globale Klimakrise oder internationale Migration, die Tragfähigkeit dieses Verständnisses von Zugehörigkeit in Frage. Die Präsentator*innen des Panels „Democratic Membership in Times of Crisis“ setzten sich daher mit solchen gesellschaftlichen Veränderungen und ihrer Bedeutung für demokratische Mitgliedschaften auseinander. Zum einen standen Solidarität und sozialer Zusammenhalt in Zeiten gesellschaftlicher Transformationsprozesse innerhalb eines Staatsgebietes im Mittelpunkt, zum anderen wurden demokratische Partizipation und Mitgliedschaftsgrenzen jenseits des Nationalstaates betrachtet. (mehr …)

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Kongresssplitter: Geteilte Demokratie? Entwicklungslinien bundesrepublikanischer Demokratie zwischen Ost und West

Kongresssplitter zum Panel Do D 28 Vom Wandel zur Krise: Entwicklungslinien bundesrepublikanischer Demokratie vor der Polykrise  

Wie hat sich die Demokratie in der Bundesrepublik, wie hat sich einer ihrer maßgeblichen Akteure und wie hat sich der Diskurs über die Demokratie der Bundesrepublik bis zum Beginn der 2020er Jahre verändert? Dies waren die Fragen des Panels Vom Wandel zur Krise: Entwicklungslinien bundesrepublikanischer Demokratie vor der Polykrise. Die Beiträge nahmen allesamt eine „gesamtdeutsche” Perspektive ein, in der die Spezifik der Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands weder inhaltlich noch forschungspragmatisch in den Blick kam. Dass es hinsichtlich der Entwicklungslinien der Demokratie jedoch Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland geben könnte, haben zuletzt etwa die festgestellten Differenzen im Wahlverhalten nahegelegt.

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Kongresssplitter: Stein oder nicht Stein? Postfundamentalistische Perspektiven auf die Erschöpfung politischer Vorstellungskraft

Kongresssplitter zum Panel Mi E 26 The Crisis of Political Imagination 

Alle Beiträge dieses Panels kreisten um das Spannungsverhältnis zwischen Fluidität und Festigkeit, Werden und Sein, Gestalt und Auflösung, Zirkulation und Fixierung im Denken über das Politische. Mit der Bezeichnung von Beton als „flüssigem Stein“ bot daher gleich der erste Beitrag eine bildliche Klammer für die nachfolgende Debatte. Diese nahm ihren Ausgang von der Beobachtung, dass die Poly-Krise nicht zuletzt auch eine Krise der politischen Imagination sei – der Fähigkeit, sich eine bessere Gesellschaft vorzustellen. Das Panel wollte aus postfundamentalistischer Perspektive nach den Möglichkeitsbedingungen einer Wiederbelebung politischer Vorstellungskraft und Vertiefung der Demokratie fragen.

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Kongresssplitter: (K)ein Liebhaberprojekt: Grundlegendes aus der kritischen Konservatismusforschung

Kongresssplitter zum Panel Di D 17 — Konservatismus: Ideologische Kipppunkte und Konstellationen

„Weil er so voraussetzungsreich und auch ein bisschen rätselhaft ist“: So lautete die Antwort von Thomas Biebricher auf eine Frage der Berliner Zeitung, was ihn eigentlich am Konservatismus reizt. Es ist ja durchaus erklärungsbedürftig, warum man einer ideellen Strömung zwei Bücher widmet und zu ihrer Renaissance als Forschungsgegenstand beiträgt, wenn man ihr (offenkundig) selbst nicht die Fahne hält und sie (erklärtermaßen) als inhaltlich erschöpft erachtet. Aber wie das von ihm organisierte Panel bewies, steht Biebricher damit nicht allein. Ähnlich fasziniert, allerdings auch ähnlich distanziert zeigten sich Tobias Adler-Bartels (Göttingen), Ursula Birsl (Marburg) und Laila Riedmiller (Erlangen) – und laden damit zu kniffligen Grundsatzfragen ein.

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Kritische Öffentlichkeit der Vernunft: Kants Plädoyer für Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit 

Im Rahmen unseres gemeinsam mit Praefaktisch veranstalteten Kant-Schwerpunkts schreibt Martin Brecher darüber, warum Kants Begründung des Fundamentalprinzips der Wissenschafts- und Meinungsfreiheit von anhaltender Bedeutung ist. Eine Übersicht über alle Beiträge des Schwerpunkts findet sich hier. 

Zu den besonders spannenden, weil zentralen Elementen der Politischen Philosophie Immanuel Kants gehört die Forderung und Verteidigung einer kritischen Öffentlichkeit. Gerade in einer Zeit, in der die Meinungs-, Presse- und Wissenschaftsfreiheit in vielen Staaten zunehmend unter Druck gerät, kann Kants Forderung eine unverminderte Aktualität beanspruchen.

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Kants Kritik der repräsentativen Demokratie

Im Rahmen unseres gemeinsam mit Praefaktisch veranstalteten Kant-Schwerpunkts zeigt Martin Welsch anhand eines Absatzes aus der Rechtslehre, dass man Kant auch lesen kann als Kritiker repräsentativer Demokratien, die vorgeben, Souveränität auszuüben. Eine Übersicht über alle Beiträge des Schwerpunkts findet sich hier.

Kants ‚Staatsrecht‘ in der ›Metaphysik der Sitten‹ von 1797 ist einer der erstaunlichsten Texte in der Geschichte der modernen repräsentativen Demokratie. Rezeptionsgeschichtlich betrachtet hat er Sieyes’ Lehre von der repräsentativen Demokratie und dem französischen Verfassungsdenken in Deutschland „die nachhaltigste Wirkung“ gesichert (H. Hofmann). Und auch heute noch wird das ‚Staatsrecht‘ weitgehend einhellig als Plädoyer für die moderne repräsentative Demokratie gelesen, wie wir sie kennen. Doch bei näherem Zusehen legt der Text, so meine These, die schärfste Analyse und Kritik der demokratischen Moderne nach 1789 vor.

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Es geht voran? Kants Begriff des Fortschritts in der Kritik

Im Rahmen unseres gemeinsam mit Praefaktisch veranstalteten Kant-Schwerpunkts schreibt Andrea Marlen Esser darüber, wie eine kritische Aneignung von Kants Fortschrittskonzept heute aussehen könnte. Eine Übersicht über alle Beiträge des Schwerpunkts findet sich hier.

Es mag vielleicht irritierend wirken, sich von einer Beschäftigung mit Kants Begriff des Fortschritts heute noch aufklärende Einsichten zu versprechen. In Anbetracht der kaum aufzuhaltenden Naturzerstörung, der gegenwärtigen Kriege, der Zunahme autoritärer Staaten und Strukturen scheint „es“ insgesamt alles andere als „voran“ zu gehen. Skepsis gegenüber dem Fortschrittsbegriff ist darüber hinaus auch angebracht, weil unter Berufung auf „Fortschritt“ so viel koloniales Unrecht, so viel Gewalt und Unterdrückung geschehen und gerechtfertigt wurde. Gerade im Rahmen der aktuellen, häufig überwiegend affirmativ gehaltenen Kant-Feierlichkeiten sollten wir uns meines Erachtens bei der Beschäftigung mit Kants Fortschrittskonzeption fragen: Können wir heute tatsächlich an das ganze Fortschrittskonzept Kants ohne weiteres anschließen? Und wenn nicht: Welche der Einsichten sind es, die wir für eine angemessene Weiterentwicklung dieses Konzeptes in unserer Gegenwart nicht verlieren sollten?

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Auftakt zum Kant-Schwerpunkt: Kants nichtidealer Republikanismus   

Immanuel Kant wäre im April dieses Jahres 300 Jahre alt geworden. Der Theorieblog begeht das Kant-Jahr 2024 mit einem Schwerpunkt, der Kant als genuin politischen Philosophen gewidmet sein soll. Der Schwerpunkt erscheint in Kooperation mit Praefakisch und besteht aus insgesamt vier Texten. Den Auftakt macht heute Tamara Jugov, die Kant als Vertreter eines nichtidealen Republikanismus vorstellt. Später am Tag folgt Andrea Esser, die Kants Fortschrittsbegriff diskutiert. Am 26. September wird dann Martin Welsch dafür plädieren, Kant als Kritiker der repräsentativen Demokratie zu verstehen und Martin Brecher nach der Aktualität von Kants Plädoyer für Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit vor dem Hintergrund aktueller Debatten fragen. Alle Texte erscheinen zeitgleich auf dem Theorieblog und auf Praefaktisch. Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren!

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