Die Politische Philosophie von Julian Assange und Wikileaks

Der Philosoph Peter Ludlow von der Northwestern University, Fachmann für virtuelle Realitäten und Sprachphilosophie, hat auf dem Blog von Brian Leiter einen Artikel zur politischen Philosophie Julian Assanges veröffentlicht. Der Text ist etwas länger als ein klassischer Blogbeitrag, dafür aber recht informativ. Ludlow stellt zunächst Assanges Verständnis von „Verschwörungen“ dar, untersucht dann die These, dass „Verschwörungen“ notwendigerweise zu Schädigungen führen und fragt schließlich, ob Leaks das beste Mittel im Kampf gegen „Verschwörungen“ sind.  Das alles ist ganz interessant, allerdings werden die wirklich spannenden Fragen (wie ist die Gefährdung von Informanten durch Wikileaks einzuschätzen?, sind „Verschwörungen“ generell schlecht?, verstärkt die Veröffentlichung nicht letztlich die Geheimhaltung von sensiblen Daten?, etc.) von Ludlow nur formuliert aber nicht weiter diskutiert. Trotzdem ist das endlich mal eine Verschwörungstheorie, die den Namen verdient.

3 Kommentare zu “Die Politische Philosophie von Julian Assange und Wikileaks

  1. Ich hatte gestern schon mal per Twitter auf diesen Artikel im Atlantic hingewiesen. Der Autor verteidigt hier die Idee von Wikileaks als eine Möglichkeit, die für die Demokratie notwendige Transparenz zu schaffen:
    „Wikileaks is a powerful new way for reporters and human rights advocates to leverage global information technology systems to break the heavy veil of government and corporate secrecy that is slowly suffocating the American press.“

    Es fällt mir immer noch schwer, mir dazu ein abschließendes Urteil zu bilden. Was wohl zum einen daran liegt, dass die Diskussion durch die Zuspitzung auf Assange unnötig verkürzt wird, zum anderen aber auch daran, dass die Angelegenheit einfach viel komplizierter ist, als dass man sich einfach für oder gegen Wikileaks entscheiden könnte. Auch wer, wie der Autor des genannten Artikels im Atlantic, Transparenz fordert, muss ja nicht mit dem konkreten Projekt Wikileaks übereinstimmen. Die spannende Frage, die sich dann stellt, ist, ob und wie es sich rechtfertigen lässt, dass auch in einer demokratischen Gesellschaft bestimmte Informationen der Allgemeinheit vorenthalten werden?

  2. Analytisch interessant ist, meines Erachtens, auch die Frage, wie hier Aushandlungsprozesse über akzeptable soziale Praktiken stattfinden und inwiefern durch technologische Veränderungen andere soziale Praktiken möglich, akzeptiert und eventuell – dann eher normativ – notwendig werden.

    Meine Gegenfrage zur von Ludlow aufgeworfenen, ob nicht Geheimnisse respektive „Verschwörungen“ auch gut und nötig sein können (die ja keineswegs unberechtigt ist), wäre, wie eine Gesellschaft beschaffen sein müsste, in der eine Plattform wie Wikileaks keinen Schaden anrichtet (also entweder nützt oder irrelevant ist).

  3. Es ist schon seltsam ruhig geworden um Wikileaks und Julian Assange. Könnte natürlich auch sein, dass da im Background einge Deals abgelaufen sind. Geld, Straffreiheit bei der Vergewaltigungsgeschichte, einen gewissen Status, wie ihn nur Länder verleihen können, wer weiss? Jedenfalls fällt auf, dass nach dem anfänglichen weltweiten Hype, der seinesgleichen suchte, mittlerweile gegen Null tendiert. Grüße aus Berlin

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