Es gehört zu den zahlreichen Ironien des vorliegenden Buches, einer überarbeiteten politikwissenschaftlichen Habilitationsschrift (Darmstadt), dass es bei Suhrkamp erschien, dementiert es doch mit kaltem Spott den ganzen linken und linksliberalen Mainstream, der mit der Suhrkamp-Theoriereihe – in der Selks Buch 2023 erschien – und Habermas in die alte und mittlere Bundesrepublik gelangte und zur Standardlektüre aller Intellektuellen wurde. Selk räumt aber noch weit mehr ab, wie der Titel „Demokratiedämmerung“ im Anklang an die „Götterdämmerung“ und der Untertitel im Anklang an Kant und Ingeborg Maus, aber auch an den geläufigen Konnex von Kritik und Krise (Schmitt, Koselleck) schon andeutet. Selk schlachtet nicht weniger als das Gründungsprojekt der bundesdeutschen Politikwissenschaft ab: die „Demokratiewissenschaft“ als „Legitimationswissenschaft“ und Versprechen politischer Bildung und „Demokratisierung“, darüber hinaus die real existierenden Demokratien, die als solche nicht mehr unter der Idee der Demokratie und grundbegrifflichen Orientierung an normativen Leitbegriffen wie „Gleichheit“ beschreibbar seien.
Todeserklärungen gab es in der politischen Ideengeschichte schon einige: Vom Ende der Politik, des Liberalismus oder der „Epoche der Staatlichkeit“ war bereits vielfach die Rede. Die Todeserklärungen wurden dabei oft auch „geistesgeschichtlich“ vorgetragen: als Diagnose von Erosions- und Transformationsprozessen. Ein „klassisches“ Beispiel wäre Carl Schmitts Todeserklärung des Parlamentarismus und seine Transformationsanalyse der Entliberalisierung der plebiszitären Massen-„Demokratie“ (im 20. Jahrhundert). Selk verzichtet auf ideengeschichtliche Klassikerrekurse und seziert messerscharf, mit subkutanem Hohn und Spott, die gegenwärtigen Debatten. Von Rousseau oder Max Weber, Menschenrechten und „Werten“ ist nicht die Rede. Selk schreibt in einem Diskursfeld ubiquitärer Rede von „Postdemokratie“, führt den Zauberlehrlingen vor, welche Geister sie eigentlich riefen und versetzt den aktuell kursierenden Demokratiedebatten (des Elfenbeinturms etwa der DVPW-Theoriesektion) mit an Hegel geschultem „aktiven Nihilismus“ den Todesstoß. Er rechnet den Post-Aposteln vor, vor welcher Konsequenz sie bei allem geschichtsphilosophischen Overkill zurückschreckten: vor der Beisetzung des normativen „Projekts“ der Demokratie und Demokratisierung insgesamt.
Zweifellos ist Selks Buch brillant: in der rhetorischen Prägnanz und analytischen Verdichtung des Stoffes, Kenntnis der – oft US-amerikanischen – Autoren und Debatten, Stringenz der Gliederung und unerbittlichen Erledigung noch letzter Bedenken, Einsprüche und Hoffnungen. Mit Kuhn und Fleck, M. Greven („Erosion der Demokratie“) und I. Blühdorn („simulative Demokratie“) proklamiert er nicht nur die „Krise“, sondern auch ein paradigmatisches Ende der liberalen und repräsentativen Demokratie als realistisches, akademisch gehaltvolles Beschreibungskonzept. Die Demokratiesemantik ist nach Selk auch als Demokratisierungsprojekt nicht mehr zu retten. Politikwissenschaft ist als Demokratiewissenschaft in ihren normativen Leitbegriffen am „Widerspruch zwischen Legitimation und Aufklärung“ (319) gescheitert, konstatiert Selk mit dem letzten Satz seines Buches. Für jede Zuspitzung findet er prägnante und zitable, geradezu definitive Formulierungen. So meint er zur Eröffnung seiner epilogischen Bemerkungen zur „Paradigmakrise“: „Nicht nur die Demokratie erodiert und büßt an normativer Strahlkraft ein, auch die Demokratietheorie befindet sich in einer Krise.“ (292)
Es ehrt den Autor, dass seine Bewerbungsschrift und Antrittserklärung die Lage im Fach denkbar negativ zeichnet. In negativer Dialektik proklamiert Selk keine alternativen Rezepte und Lösungen. Das halbe Buch widmet er aber zunächst den Pathologien, die er als „Devolution der Demokratie“ (31ff) oder als Verfallsprozesse bezeichnet, die transsubjektiv irreversibel und eigenlogisch progredieren. Er nennt hier zunächst Legitimationsprobleme durch Politisierung aller möglichen Sachfragen, zunehmende Komplexitätssteigerungen und entstehende Unübersichtlichkeiten und „Kognitionsasymmetrien“ zwischen pseudokompetenten „Experten“ und überforderten „Bürgern“. Sein grundlegender sozialgeschichtlicher Ausgangsbefund ist aber das „Ende des demokratischen Kapitalismus“ (65ff): der Koevolution (67) von Kapitalismus und Demokratie, die als Projekt „sozialer Marktwirtschaft“ und „nivellierter Mittelstandsgesellschaft“ spätestens mit der alten Bundesrepublik auslief und in anderen kapitalistischen „Demokratien“ – „Demokratien“ gibt es als Projekt nur im „Westen“ – jenseits der relativen sozialen Nivellierung und Egalitätserfahrung der frühen Nachkriegsgesellschaft – nie existierte.
Als „Demokratiedämmerung“ erörtert Selk dann neuere Politisierungsstrategien jenseits des klassischen Parlamentarismus: Populismus, Expertokratie und „partizipative Governance“. Seine Ausführungen sind auch im Detail höchst interessant und begrifflich konzise: „Populismus“ erörtert er zwar – Konzession an Suhrkamp? – insbesondere als „Rechtspopulismus“, thematisiert ihn aber auch als „Regime- und Regierungsprojekt“ (108ff, 148), wie er aktuell im Wahljahr 2024 immer aufdringlicher wird. Die Expertokratie unterscheidet er im Politisierungsgrad erhellend, gleichsam als mittlere Lösung, von Technokratie wie Politikberatung (129), und die geläufige „Idealisierung partizipatorischer Governance“ entlarvt er als lobbyistische – oder „zivilgesellschaftliche“ (145) – „Partizipationsaristokratie“ (142), ohne die einschlägig illiberalen und undemokratischen Akteure, ob NGO’s oder mehr oder weniger sektiererische „Bewegungen“, offen beim Namen zu nennen. Er beschließt seine Realbeschreibung der Demokratiedämmerung dann mit Ausführungen zu den irreversiblen Demokratiedefiziten der Europäischen Union.
Wem diese Realbeschreibung der Demokratiedämmerung schon unbehaglich war, der sollte sich die folgende Demontage der aktuell geläufigen „Demokratietheorien“ vielleicht ersparen. Selk konstatiert hier in zwei Kapiteln zunächst ein Scheitern der „radikaldemokratischen“, „deliberativen“ und „liberalen“ Modelle und Ansätze und seziert abschließend dann noch letzte argumentative oder auch nur kosmetisch-rhetorische „Strategien der Demokratievergewisserung“. Der „radikalen Linken“ (etwa Mouffe) attestiert er in der Verlegenheit nach 1989 dabei mit der „agonalen“ Insistenz auf appelativen Polarisierungen zunächst den „Universalschlüssel“ einer „einnehmenden Schlichtheit“ (181) oder, alltagssprachlich gesagt, akademisch vernebelten Einfalt. Das „deliberative Modell“ kommunikativer Verständigung (Habermas) sei „wirklichkeitsfremd“ (206) und von Habermas selbst heute auch eigentlich durch zunehmenden Pessimismus dementiert (213), der „schwache“ klassische Liberalismus (Schumpeter) drücke sich dagegen in neueren Varianten um den schlichten Befund herum, dass das relative Gleichheits- und Partizipationsversprechen des „demokratischen Kapitalismus“ „anachronistisch“ (248) sei.
Im letzten Teil seziert Selk das „rhetorische Arsenal“ (256) akademischer Demokratievergewisserung. Dafür definiert er Demokratietheorien zunächst als „praktisch-normativ orientierte erfahrungswissenschaftliche Theorien“ (250) in „Legitimationsfunktion“. Er attestiert neueren Publikationen dann teils „karnevaleske“ „Theorieperformance“ (263), Idealisierungen, die die Idee der Demokratie teils durch spekulativ-geschichtsphilosophische Unterscheidungen zwischen der Realität und „utopischen“ Perspektiven der „Demokratisierung“ (279) zu retten versuchen. Im Gegenzug entdeckt er rhetorische Strategien „normativer Deflationierung“ der Erwartungen an Demokratie, etwa bei Münkler (283), sowie kontrafaktische Trotz-Rhetoriken, die sich jenseits skeptischer Beschreibungen zur Demokratie bekennen. Dazu hieß es früher: Wenn die Nacht am Tiefsten ist, ist der Tag am Nächsten. Diesen ironischen Umschlagmoment letzter kontrafaktischer Zuspitzung der Demokratierhetorik findet Selk, immerhin, in Ingolf Blühdorns „postdemokratischer Wende“ zur „simulativen Demokratie“ (295), dem, neben dem Hamburger Lehrer Michael T. Greven, Selks akademischer Respekt gilt. Das „Denkkollektiv“ der Fachvertreter, die kontrafaktisch an der Demokratierhetorik festhalten, erntet dagegen scharfrichterlichen Spott und Hohn.
Sein Buch ist ein Befreiungsschlag; es erinnert den Rezensenten an die Anekdote vom Wettstreit der Scharfrichter um die Kunst des Köpfens: Erst wenn der Geköpfte im Nicken realisiert, dass er geköpft ist, war der Hieb volkkommen. Die vorliegende Rezension liest sich als ein solches Nicken. Systematisch ließe sich mit Carl Schmitt freilich ergänzen: Der Begriff des Politischen ist weiter als der Begriff der Demokratie. Politikwissenschaft kann nicht auf Demokratiewissenschaft verengt werden, Verfassungslehre nicht auf normative Demokratietheorie. Und es ist sinnvoll, in deflationierender Begrenzung der Erwartungen, an die relative Differenz von Liberalismus und Demokratie zu erinnern. Die Demokratiekritik weiß seit Platon und Tocqueville, dass Demokratisierungsprozesse illiberale Konsequenzen haben können. Heute scheinen die Gefahren erneut von antiliberalen Konsequenzen einer Demokratierhetorik auszugehen, die den Unterschied verkennt und Demokratisierung mit ubiquitärer Politisierung gleichsetzt.
Reinhard Mehring ist seit 2007 Professor für Politikwissenschaft an der PH-Heidelberg. Er hat zahlreiche Monographien u.a. über Carl Schmitt, Martin Heidegger, Thomas Mann, Emigrationsforschung und literarische Universitätssatiren geschrieben.
Beim Lesen dieser Rezension habe ich das rezensierte Buch (das ich kenne) aus den Augen verloren.
Der Grund: die martialische und gebieterische Sprache des Rezensierenden. Laut ihm brilliert das Buch, weil es die ‚Demokratiewissenschaften‘ in D – inkl. Habermas – ’schlachtet‘; weil es mit ’subkutanem Hohn und Spott‘ die gegenwärtigen, an ‚Einfalt‘ krankenden Demokratiedebatten (inkl. Münkler, Mouffe) ’seziert‘; weil es die ‚Kunst des Köpfens‘ – den vollkommenen Todeshieb – beherrscht.
Die Rezension feiert ein Buch ab. Gut. Der Ton in dem abgefeiert wird ist aber augenmerklich. Ich würde ihn als autoritär (da martialisch und gebieterisch) bezeichnen.
Daran anknüpfend stellt sich eine Frage für dieses Forum hier: Wollen wir – als Theorie-Produzierende/Interessierte – so und hier miteinander in Beziehung treten? My take at it: nein. Der Grund, nein mein Grund: eine demokratische Grundüberzeugung, die die Fähigkeit impliziert in ein – von mir aus auch hartes – Streitgespräch einzutreten, allerdings ohne das Gegenüber mit Spott und Hohn und Todeswünschen zu übersäen.
Das Buch selbst finde ich unhaltlich treffend und gut und differenziert geschrieben. Der Rezensent missbraucht das Buch/ seine Rezension, um NGOs und politische Bewegungen als „undemokratisch“ zu diffarmieren und gegen alles zu wettern, was irgendwie als „links“ wahrgenommen werden kann. So hat Veith Selk das sicherlich nicht gemeint.
Wer begeistert schreibt (hier rezensiert), gilt in dieser Kommentarspalte scheinbar schon als autoritär. Inhaltliche Argumente findet man freilich keine, denn: Wer vom Tod schreibt, will ja bekanntlich auch morden. Traurige & bedenkliche Entwicklung.
Durch Inhalt und Form dieser Rezension wird deutlicher, warum der Rezensent sich zeitlebens so gern mit Heidegger und Carl Schmitt befasst. Krass, dass der Theorieblog sich dafür hergibt.
Wenn der „Ton“ meiner Besprechung des Buches von Veit Selk moniert wird, und weniger das Buch oder die Wiedergabe des Textes, ließe sich Arendts Antwort an G. Gaus zitieren: „Dagegen kann ich nichts sagen.“ Ich streiche aber eigentlich nur den Ton heraus, den Selk schon im Titel (und auch mit Hegel) aufruft. Meine Rezension referiert Selk ziemlich eingehend und eng an den Formulierungen entlang, die mit Zitaten ausgewiesen sind.
Was die „Todeserklärungen“ angeht, so scheint manchem Leser entgangen zu sein, dass ich emphatische Beisetzungsrhetorik – mit dem Verweis auf Schmitt – etwas historisiere und jenseits inflationierter Demokratisierungsrhetorik für eine differenziertere Unterscheidung von Politikwissenschaft, Liberalismus und Demokratie plädiere (Schlusssatz der Besprechung), um normative Fragen in einem anderen Theoriedesign komplexer und „realistischer“ zu erörtern. Das ist vermutlich auch Selks Intention.
Ist Schmitt- oder Heidegger-Forschung als solche verdächtig? Es gibt vermutlich keine schärfere Kritik von Heideggers Jargon als etwa meine Bücher von 1992 oder 2016. Im Übrigen habe ich auch mehrere Bücher zu Thomas Mann geschrieben und einige jüdische Intellektuelle in erinnerungspolitischer Absicht ediert: insbesondere Emil Utitz und Ludwig Feuchtwanger. Wer ohne nähere Kenntnis meiner Forschungen direkt den „Ton“ oder das bloße Faktum der Beschäftigung mit einigen Autoren ablehnt, argumentiert ad hominem und bestätigt die Sorge, dass im Namen verschliffener Demokratierhetorik diskriminiert wird. Was unter die Räder oder Mühlen des Jargons gerät, sind Sachlichkeit und Liberalität. Die Diskurspolizei lässt grüßen. „Krass, dass der Theorieblog sich dafür hergibt.“ Gut, dass er es tut!
Finde ich auch: gut, dass der Theorieblog sich dafür – eine Diskussion darüber, wie wir einander diskursiv begegnen – hergibt! Rhetorik – als Kunst der Rede – von Inhalten trennen? Etwas brilliert weil es Gründungsprojekte der Bundesrepublik abschlachtet – ist Inhalt mit Rhetorik transportiert… und die Rhetorik ist nun mal wie sie ist: martialisch. Ist in Ordnung so, aber wäre ich Habermas, würde ich mich nicht mehr so gerne an den Tisch mit dem Scharfrichter setzen und somit wäre der mit Rhetorik transportierte Inhalt eben selbst eher das Ende eines Diskurses als der Anfang eines Austauschs. Ich gebe zu: ich hänge am Wert der Demokratie, auch was Diskurse betrifft (und cancele nicht, sondern stelle zur Diskussion). Veith Selks Buch? Gut! Aber nicht weil es abschlachtet und scharf richtet.
„ad hominem“ zu argumentieren muss nicht per se sachlich „falsch“ oder normativ „schlecht“ sein, – im gegenteil fehlt es daran zu oft. denn WER etwas bestimmtes sagt, entscheidet ganz wesentlich mit darüber, was gemeint ist.
es ist bsplw. ein unterschied, ob putin, trump, biden oder auch die/der jetzige dpwv-vorsitzende sagt, man müsse nun „an die mütter denken“ usw., – wenn ich mir dieses exemplum ad extremum et reductionem kurz erlauben darf.
NICHT darauf zu ACHTEN, von welcher persönlichkeit etwas gesagt wird, ist ebenso FAHRLÄSSIG (derzeit gut erkennbar) wie zugleich auch seit geraumer zeit wieder in übung gekommen.
die illusion „wahrer (o. falscher) sätze“ unter völliger abstraktion/loslösung/ von den sprecher/inne/n selbst, den sprechakt-situationen etc. ist – unter anderem – auch ein sehr vormodernes verständnis von wissen, reden. argumentieren, politisieren usw., – prägt aber den wissens- u. politikbetrieb maßgeblich spätestens vom beginn der neuzeit bis heute. vermutlich auch „ererbt“ vom erfolg der naturwissenschaften, – namentlich der neuzeitlichen astronomie(en) europas ab ca. 1400 n. c. und ähnlichem, deren weit voneinander entfernt arbeitende protagonisten zumeist kaum engeren kontakt miteinander hatten. und der dazu spätere, persönlich ätzende, höchst grausame newton korreliert mit den wissenschaftlich-technischen und politischen grausamkeiten, auch über einstein, bis in die grausamsten wissenschaften in den kz, siehe z. b. die fortschritte in der augenkunde dadurch.
„Ist Schmitt- oder Heidegger-Forschung als solche verdächtig?“ – sicher !
diese „forschungsgegenstände“ geben durchaus genügend gründe dazu, gerade auch bei offenkundigen „aficionados“ dieses fachfeldes, genauer hinzusehen und ggfls. „früher“/empfindlicher zu reagieren als in anderen gebieten.
„Ich streiche aber eigentlich nur den Ton heraus, den Selk schon im Titel (und auch mit Hegel) aufruft.“
das glaube ich gern, denn dieser „ton“ zeichnete sich schon längst bei selk ab, – weshalb ich es bei den eher beiläufigen kurz-lektüren belassen habe. er passt aber zur allg. entwicklung, die eben schon im ansatz ziemlich schief gewickelt zu sein scheint. den autoritären endpunkt, den bedarf an „zwang“ usw. ( s. a. den „zwanglosen Zwang des besseren Argumentes“ bei habermas) haben quasi alle richtungen nach ca. 1500 gemeinsam. „legitim“ ist fast nur noch, was zugleich auch („wissenschaftlich“, moralisch usw.) angeblich „so sein MUSS“. s. habermas & regierung zu corona-maßnahmen mit passageren grundrechtseinschränkungen (gre):
von den freiheiten, z. b. auch des staates, einer gesellschaft, nation u. diverser anderer sozialer entitäten auch zur „unfreiheit“, zu bindungen, ja sogar unterstellungen u. ä. ist da gar keine rede mehr, sondern in irrer verstiegenheit habermas‘ in den „blättern“ wird z. b. nur die PFLICHT, nicht aber die legitime freiheit dazu (den gre) pseudo-moralisch herausgedrechselt. dazu nicht ganz vollständig abdeckend, aber in-sich schlüssig: https://www.merkur-zeitschrift.de/2023/07/13/gesundheitsschutz-als-staatspflicht-eine-erwiderung-auf-juergen-habermas/
[ s. a. die corrente reminiszenz s. huhnholz‘ (video) zu „Verrufener Fortschritt – verkanntes Jahrhundert
Zur Kritik an der Geschichtsphilosophie“, habermas 1960, in der merkur-zeitschrift: das autoritäre und ein spöttisch verachtender/vernichtender ton wohnen da nicht nur bei Kesting, Carl Schmitt, Reinhart Koselleck, Drucker u. Co, ! ok; provoziert, aber das ist eben schon die falsche aufstellung am falschen. die dort aufs korn genommene „politische anthropologie“ ist nicht wesentlich autoritärer als h.’s späterer (70ger ff. ) rekurs auf kohlbergsche moralstufen u. piagets familiäre anektodik, die zur wissenschaftlichen stufenlehre hochgejazzt wurde u. z. t. noch wird, obwohl man wissenschaftlich längst besser weiß, dass die allermeisten entwicklungschritte eben NICHT zwingend u. m.o.w. sachinhärent aufeinander aufbauen müssen. vergl. auch Remo Largo, Zürich.]
selbst der sog. liberalismus doziert recht autoritär daher, was m.o.w. zwangsläufig doch „für alle“ zu gelten habe. die zwangsjacken der kolben, turbinen, sprengstoffe usw. in die wir die „natur“ pressen, ereilen uns wohl auch in den human-, geistes- u. den politisch-sozialen -diskursen.
v. s. zu seinem buch, – in „sein und streit“ heute:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/politische-krisen-muessen-wir-unser-demokratieverstaendnis-aendern-dlf-kultur-83918884-100.html
da hatte er wohl ein kräftiges sedativum intus: keine spur vom bekannt polemischen duktus. den adressiert er aber 1 bis 2 mal ziemlich schräg, – u.a. als „naiv“.