Vom Kreuz mit der radikalen Demokratie – Bericht von einem Workshop mit Andreas Kalyvas

Die Technische Universität Darmstadt wurde am 9. Mai 2011 zum ‚Austragungsort’ eines halbtägigen Workshops mit Andreas Kalyvas von der New School for Social Research in New York. Die Bezeichnung ‚Austragungsort’ ist zur Beschreibung der von Peter Niesen organisierten, zweigleisigen Veranstaltung, bestehend aus einem Vortragsteil und einer Podiumsdiskussion, mit Bedacht gewählt – denn das Thema „Constituent Power and Radical Democracy“ (hier unsere Ankündigung) entpuppte sich als ein mit Vehemenz vorgetragenes Plädoyer für eine demokratische und vor allem praktische Revitalisierung moderner Gesellschaften. Deren postdemokratisches Dahinvegetieren scheint seit Colin Crouch oder Jacques Rancière ja fast schon zu einem gegenwartsdiagnostischen Grundkonsens der Politischen Theorie geronnen zu sein. (mehr …)

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Macht zwei. Bericht zur Augsburger DVPW-Tagung „Politische Macht im gesellschaftlichen Kontext“

Der zweite Teil des kleinen Machtschwerpunktes der DVPW-Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte lockte vom 16.-18. März nach Augsburg. Anders als bei der Erfurter Herbsttagung zu den „Variationen der Macht“ bot das knapper gehaltene Programm die Möglichkeit, auf Parallelpanels zu verzichten und sich lästige Rochaden zu ersparen. Zur Eröffnung wurde der titelgebende „gesellschaftliche Kontext“ mit Verweis auf den Veranstaltungsort, der einmal mehr dem wohlbekannten Charme handelsüblicher Seminarräume entzogen und in die Innenstadt verlegt wurde, von Konferenzorganisator Marcus Llanque (dessen souverän-elegante Leitung insgesamt zu gefallen wusste) historisch eingeholt: Getagt wurde im Zeughaus (dessen historischer Teil 1607 errichtet wurde), welches als städtische Rüstkammer für militärische Macht stehe. Ein Blick aus dem Fenster genügte, um den Fuggerschen Stadtpalast (ab 1512 erbaut) zu erkennen, welcher das Thema der ökonomischen Macht ins Gedächtnis rufe. In nur wenigen hundert Metern konnte die St.-Anna-Kirche erreicht werden (von wo aus Martin Luther 1518 nach verweigertem Widerruf seiner 95 Thesen geflohen war), die auf den Kampf um Deutungsmacht verweise. (mehr …)

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Blogs in den Sozialwissenschaften

Ein kollaborativer Bericht vom Berliner Theorieblog-Workshop am 9. April 2011

Wie wichtig sind Offline-Aktivitäten für Blogs? Das Ergebnis des Workshops, zu dem das Team des Theorieblogs am 9. April an die Humboldt-Uni eingeladen hatte, war eindeutig: Offline ist – trotz aller Blogeuphorie – unersetzbar. Rund 15 BloggerInnen (plus sieben TheoriebloggerInnen) folgten der Einladung, sich über das eigene Tun auszutauschen und sich nicht nur virtuell, sondern auch ganz klassisch zu vernetzen. Drei thematische Blöcke – 1) Was macht einen guten Blogbeitrag aus? 2) Blogs und ihre LeserInnen 3) Blogs und Öffentlichkeit – strukturierten den Tag. Doch in den Diskussionen zeigte sich schnell, dass die drei Themen kaum voneinander zu trennen sind und um eine übergreifende Fragestellung kreisen: Wie verorten sich (Wissenschafts-)Blogs im Spannungsfeld von Wissenschaft und Öffentlichkeit, wie und mit welchem Ziel bloggen wir? (mehr …)

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Anstatt eines Konferenzberichts: Gedanken zu G.A. Cohen, Menschenrechten und dem praktischen Wert von Kritik

In Frankfurt a.M. fand am 8. und 9. April ein spannender Workshop mit dem Titel  „G.A. Cohen and Socialism“ statt. Statt eines klassischen Workshopberichts möchte ich an dieser Stelle einige Gedanken zur Diskussion stellen, die sich mir im Anschluss an den Workshop gebildet haben. Diese münden am Ende  in einen Vorschlag, Cohen neu zu lesen. (mehr …)

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Tagungsbericht: Aktualität als Moment der Tradition – Marburg auf der Suche nach der Kritischen Theorie

Die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften der Marburger Universität gelten gemeinhin als Fachbereiche, deren Mitglieder eine lange Tradition kritischen Denkens fortführen. In dieser Tradition steht auch der 1978 verstorbene Soziologe Heinz Maus. Sein 100. Geburtstag wurde von der Arbeitsgruppe Kritische Theorie daher zum Anlass genommen, ihn vom 25. bis 27. März mit einer Tagung zu ehren und die Frage nach der Aktualität jener Tradition zu stellen. Unter dem Titel „Aktualität und Traditionalität – Zur Aufgabe kritischer Theorie“ lockte die Tagung zahlreiche Lehrende und Studierende auf den Marbuger Campus der Geisteswissenschaften, der von Bergen, Burgen und Flüssen derart umringt ist, dass man gerne glaubt, hier einen gut geschützten Ort kritischen Denkens gefunden zu haben. (mehr …)

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Grenzen und Rechte – Ein Tagungsbericht aus Dresden

Wenn in der Politischen Theorie Migration und Zuwanderung zum Thema werden, so meist im Kontext von Integration und Zusammengehörigkeit. Die Tagung „Über die Unverfügbarkeit der Menschenrechte. Formen und Grenzen des Rechtsausschlusses von Einwanderern“, die am 18. und 19. Februar in Dresden (SFB „Transzendenz und Gemeinsinn) stattfand, näherte sich dem Thema auf eine andere Weise: Was legitimiert die Konstitution von Grenzen? Wie lässt sich deren Bewehrung mit dem universalistischen Pathos der Grund- und Menschenrechte vereinbaren? Wie mit jenen umgehen, die drinnen sind und es aus der Perspektive der Ordnung doch nicht sein dürften?

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Constitutionalism beyond the state? – Ein Konferenzbericht

Unter dem Titel „Constitutionalism in a new key? Cosmopolitan, Pluralist and Public Reason-Oriented“ fand am vergangenen Wochenende in Berlin eine prominent besetzte Konferenz statt, die von der Humboldt Universität und dem WZB ausgerichtet wurde.

In den Rechtswissenschaften läuft schon seit einiger Zeit eine rege Diskussion darüber, wie die globale Rechtsentwicklung konzeptionell adäquat erfasst und bewertet werden kann. Die Konstitutionalisierungsthese markiert dabei eine, vielleicht die prominenteste Position in einem breiten Spektrum von Deutungsvorschlägen (Global Administraive Law-Ansatz, legal-pluralism-Ansatz, Verrechtlichungsthese etc.).

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Grenzen ziehen in Frankfurt – Bericht von der Nachwuchskonferenz „Norms in Conflict“ am Exzellenzcluster, 3.-5.12.2010

Konflikte basieren auf dem Ziehen von Grenzen. Wo und wie jeweils die Grenzen zwischen den Konfliktparteien gezogen werden, bestimmt, um welche Art von Konflikten es geht. Der Aufgabe einer solchen Grenzziehung stellten sich in Frankfurt über 70 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die auf 24 interdisziplinären Panels den Zusammenhang von Konflikten und Normen diskutierten. Das Themenspektrum der Konferenz war breit: Es ging um konkrete Konflikte in einer Reihe von Politikfeldern (z.B. Krieg und Frieden, Entwicklungspolitik, Menschenrechte, Wissenstransfer) genauso wie um abstraktere Konfliktlinien zwischen Universalem und Partikularem oder Globalem und Lokalem. Vielfältig waren auch die vertretenen Disziplinen, die von der Philosophie über Geschichts- und Politikwissenschaft bis zur Ethnologie reichten. (mehr …)

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Vom Nutzen und Nachteil einer kritischen Sozialwissenschaft – Bericht von einer Aachener Podiumsdiskussion

Den ca. neunzig ZuhörerInnen im randvoll gefüllten Saal des Philosophischen Instituts der RWTH Aachen wurde ein gehaltvoller theoretischer Disput geboten: Neben Helmut König, dessen 60. Geburtstag den Anlass der Veranstaltung darstellte, nahmen mit Hauke Brunkhorst und Heinz Bude zwei Soziologen teil, die um bisweilen polarisierende Zeitdiagnosen nicht verlegen sind. (mehr …)

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Tagungsbericht: „Capturing the Political“

Politik lediglich im Rahmen des Nationalstaats verstehen zu wollen, das scheint im Zuge der Globalisierung nicht mehr auszureichen. Vor diesem Hintergrund versammelte sich am 21.-23. Oktober 2010 eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern, um der Frage nachzugehen, wie man das Politische heutzutage eigentlich erforschen kann und sollte.

Zu dieser Tagung hatten Ina Kerner (HU Berlin), Klaus Schlichte (Bremen) und Daria Isachenko (Uni Magdeburg) in die Berlin Graduate School of Social Sciences der Humboldt-Universität geladen (das Programm findet sich hier). Der Veranstaltungsort wies damit eine eigene politische Geschichte auf, da das Gebäude einst die königliche Tierarzneischule der preußischen Kavallerie und später das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der DDR beherbergte, wie Klaus Schlichte in seiner Eröffnungsrede hervorhob. (mehr …)

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