Politik und Methode. Bericht vom Treffen der DVPW-Theoriesektion in Bremen – Teil 1

Gegenstand und Methoden politischer Theorie sind innerhalb der Disziplin keineswegs unkontrovers, sondern unterliegen einer ständigen Diskussion. Vor allem die Frage, ob es Sinn mache, in der politischen Theorie überhaupt von „Methoden“ zu sprechen, wird immer wieder thematisiert. Eine solche Diskussion fand vom 28. bis zum 30. September auf der Herbsttagung 2011 der DVPW-Sektion Politische Theorie und Ideengeschichte in Bremen statt (Link zum Programm). Während am ersten Tag das Verhältnis von politischer Theorie zu empirischen Methoden diskutiert wurde, standen am zweiten Tag und dritten Tag das Verhältnis von politischer Theorie zur Moralphilosophie und zu Bereichstheorien im Mittelpunkt der Debatte. Im folgenden Bericht wird der erste Tag bestehend aus zwei Panels und einer Podiumsdiskussion skizziert, der zweite Teil des Berichts folgt morgen. (mehr …)

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Völkerrecht im Kontext. Ein Rückblick auf die Konferenz „Lauterpacht and Beyond“ „

Dass bei der Entstehung des modernen Völkerrechts zahlreiche deutsch-jüdische Autoren federführend wirkten, untersuchte eine Konferenz mit dem Titel „Lauterpacht and Beyond – Jewish-German Authorship and the History of International Law„, die am 12. September an der Berliner Humboldt-Universität stattfand und einen historischen Blick auf völkerrechtliche Diskussionen vom Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts warf. Ungewöhnlich ist diese Perspektive, herrscht doch an juristischen Fakultäten oft eine unzureichende historische Kontextualisierung juristischer Traditionen vor. Dem setzte die Konferenz, organisiert von der Rechtswissenschaftlerin Reut Y. Paz (Berlin), eine detailgenaue Analyse einzelner Akteure, ihrer Rechtstheorien und Biografien entgegen. (mehr …)

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Die DVPW-Themengruppe „Transkulturell vergleichende Politische Theorie“ hat ihre Arbeit aufgenommen

Am 16./17. September hat sich die DVPW-Themengruppe „Transkulturell vergleichende Politische Theorie“ im Zuge einer Gründungstagung in Göttingen offiziell konstituiert. Die Themengruppe möchte zukünftig denjenigen WissenschaftlerInnen, in deren Arbeit der transkulturelle Theorievergleich im Mittelpunkt steht, eine Plattform innerhalb der deutschen Politikwissenschaft bieten. Inhaltlich bildete die Beschäftigung mit „westlichen Konzepten im nicht-westlichen Diskurs“ den Auftakt für die Arbeit in der Themengruppe. (mehr …)

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Theorie und Methode – Ein Rückblick auf das Berliner Methodentreffen

Bereits zum siebenten Mal trafen sich im Juli ca. 450 SozialwissenschaftlerInnen zum jährlich an der Freien Universität stattfindenden Berliner Methodentreffen. Die politische Theorie und Ideengeschichte aber stehen in einem schwierigen Verhältnis zur sozialwissenschaftlichen Methodenlehre. Selbst wenn man Statistik nicht als „die mathematische Manipulation der Wirklichkeit“ (Hannah Arendt), sondern als berechtigten Teil sozialwissenschaftlichen Nachdenkens versteht, so sind statistische Sozialwissenschaft und politische Theorie und Ideengeschichte sich eher fremd. Dies mag seine Wurzeln in der eher zahlenaffinen naturwissenschaftlichen Orientierung des einen und der mehr wortaffinen geisteswissenschaftlichen Orientierung des anderen haben. Aber auch jenseits dieses schwierigen Verhältnisses gibt es international zwar Ansätze wie die Cambridge School um Skinner und Pocock oder die interpretativ-hermeneutischen Verfahren Strauss‘, Voegelins oder Arendts, die hinterfragen, wie Ideengeschichte und Theorie zu betreiben seien – wie Herfried Münkler und Grit Straßenberger aber konstatieren, fehlt trotz verstärkter Bemühungen in Deutschland eine kontinuierliche Methodendiskussion und –tradition. (mehr …)

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Also sprach Konfuzius- Ein Rückblick auf den Workshop „Methodische und konzeptionelle Fragen der vergleichenden politischen Theorie und inter- und transkulturellen Ideengeschichte“ in Hamburg

Vom 15. bis 16. Juli fand sich am Institut für Politikwissenschaft der Universität Hamburg zum zweiten Mal eine Gruppe von NachwuchswissenschaftlerInnen zusammen, um über Methoden der Politischen Theorie zu diskutieren. Anders als im vorigen Jahr (wir berichteten) lag der Fokus diesmal auf den Schwierigkeiten, die aus der Anwendung einschlägiger Ansätze und Konzepte auf nicht-westliche Ideenbestände resultieren. Die Organisatoren, Alexander Weiß (Hamburg) und Andreas Busen (Hamburg), konnten neben Walter Reese-Schäfer (Göttingen), Holger Zapf (Göttingen) und Manuela Boatcǎ (Berlin) mit Fred Dallmayr (Notre Dame) zudem einen der Pioniere der Comparative Political Theory gewinnen, der in zwei Vorträgen über den Stand der Forschung, vor allem mit Blick auf die USA, berichtete. (mehr …)

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Rückblick: Die EIUC-Sommerakademie „Human Rights and the Cosmopolitan Idea(l)“ in Venedig

Vom 11. bis 16. Juli veranstaltete das European Inter-University Centre for Human Rights and Democratisation (EIUC) in Venedig zum zweiten Mal die Venice Academy of Human Rights. Rund 40 TeilnehmerInnen aus der ganzen Welt diskutierten hier unter der Überschrift „Human Rights and the Cosmopolitan Idea(l)“ mit Abdullahi Ahmed An-Na’im, David Held, Onuma Yasuaki und Boavaentura de Sousa Santos sowie mit Mary Robinson, ehemals Staatspräsidentin Irlands und UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, die Problematik der Universalität der Menschenrechte. Ein Thema, das die Vorträge und Diskussionen über die ganze Woche hinweg prägte, war die Doppelmoral westlicher Länder im Hinblick auf die Skandalisierung von Menschenrechtsverletzungen, und eine der wichtigsten Botschaften in dieser Woche war: „The understanding of the world by far exceeds the Western understanding of the world“ (B. de Sousa Santos). (mehr …)

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Tagungsrückblick: „Colonial Legacies, Postcolonial Contestations“

Die Sozial- und Humanwissenschaften zu dekolonisieren, so lautete das Motto der Graduiertenkonferenz Colonial Legacies, Postcolonial Contestations, die zwischen dem 16. und 18. Juni 2011 unter der Leitung von Prof. Dr. Nikita  Dhawan und angesiedelt am Frankfurt Research Center for Postcolonial Studies und dem Exzellenzcluster Normative Orders stattfand. In 24 Panels arbeiteten sich über 100 Vortragende durch einen Parcours von Disziplinen, Theorietraditionen und geographischen Räumen. Meine Wanderung als interessierte Beobachterin führte mich von Korruptionsfällen in Indien, über Fraueneinsatztruppen der USA in Afghanistan, über E-Health Programme in Afrika hin zur Abschluss-Keynote des Historikers Dipesh Chakrabarty (Chicago, USA), der eine Zusammenschau der disparaten Theorien, Räume und Zeiten präsentierte. (mehr …)

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(Post-)säkulares, (post-)koloniales Frankfurt: Ein Tagungsrückblick

Die Pfingstwoche an der Uni Frankfurt stand im Zeichen des (Post-)Säkularismus und des (Post-)Kolonialismus. Zeitgleich zu der groß aufgezogenen internationalen Graduiertenkonferenz des Frankfurt Research Center for Postcolonial Studies auf dem Campus Westend („Colonial Legacies, Postcolonial Contestations. Decolonizing the Social Sciences and the Humanities“) fand im Gästehaus der Universität im kleinen Kreis eine Arbeitstagung des Exzellenzclusters Normative Orders zum Thema „A Secular Age or a Postsecular Constellation?“ statt. Beide Events sorgten mit Charles Taylor, José Casanova und Dipesh Chakrabarty für internationale Prominenz auf dem Campus. Der folgende Rückblick befasst sich in erster Linie mit der letztgenannten Konferenz, welche die aktuellen Diskussionen über die Säkularisierungsthese, die Rolle von Religion in der Moderne und das Verhältnis von Politik und Religion in pluralistischen Gesellschaften aus soziologischen, politiktheoretischen, philosophischen und theologischen Blickwinkeln sowie unter besonderer Berücksichtigung des Werks Charles Taylors bearbeitete. (mehr …)

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Marx‘ Aktualitäten – Ein Konferenzbericht

Die gegenwärtig behauptete Aktualität des Denkens Karl Marx‘ wird zumeist mit der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise begründet. Wie Rahel Jaeggi jedoch in ihrer Rede zur Eröffnung der vom 20. bis 22. Mai an der Humboldt-Universität zu Berlin veranstalteten „Re-thinking Marx“–Konferenz betonte, gibt es noch zahlreiche andere Gründe, um sich wieder intensiver mit dem Werk des radikalen Philosophen und Kritikers der politischen Ökonomie auseinander zu setzen. Sie fügte hinzu, dass angesichts der Vielseitigkeit des Marxschen Œuvres der Ausdruck „Aktualitäten“ treffender sei. Die Hauptorganisatorin der internationalen Tagung bemerkte zudem,  dass es manchmal schwierig sei, anatomisch ausgedrückt, die genaue Position des Kopfes oder der Füße im Marxschen Werk auszumachen. Damit spielte Jaeggi auf Marx‘ berühmte Bemerkung an, worin er Hegels Dialektik als auf dem Kopf stehend bezeichnet hatte – eine Formulierung, die im Verlauf der Konferenz immer wieder herangezogen wurde. (mehr …)

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Mit Selbstinteresse und Moral gegen die Weltarmut: eine Masterclass mit Thomas Pogge

Thomas Pogge verkörpert das Gegenteil des zurückgezogenen Intellektuellen, der sich nur mittelbar um die Belange der Menschen kümmert. Der wohl bekannteste Rawls-Schüler begibt sich stattdessen in die realen Widrigkeiten der Politik und Wirtschaft, um die Lebensbedingungen mehrerer hundert Millionen Menschen zu verbessern. Hatte sich John Rawls im Vorwort des Politischen Liberalismus explizit zur Abstraktheit und Theorielastigkeit seiner Überlegungen bekannt („Dafür entschuldige ich mich nicht“), zielt Pogges Werk direkt auf das politische Geschehen und die Beseitigung manifester Gerechtigkeitsprobleme. Um den Hintergrund dieses Anspruchs besser zu verstehen, versammelten sich 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu der Masterclass, die der politische Philosoph der Yale University an der Kollegforschergruppe „Normenbegründung in Medizinethik und Biopolitik“ der Uni Münster anbot. (mehr …)

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