Kongresssplitter: Über die Möglichkeitsbedingungen von Solidarität im Kontext von Alterität

— Panel 6E: Krisen der Solidarität. Radikaldemokratische Perspektiven —

Das von Michaela Bstieler und Sergej Seitz ausgerichtete Panel „Krisen der Solidarität. Radikaldemokratische Perspektiven“ verortete sich im Zusammenhang von Solidaritätsbeschwörungen im Kontext gegenwärtiger Krisen und Unsicherheitserfahrungen wie Klimawandel oder Flucht. Gleichzeitig bestand der Beitrag des Panels vor allem darin, das Spannungsfeld zwischen Alterität und Ähnlichkeit, zwischen Situiertheit und Universalismus, in dem Solidarität verhandelt wird, zu beleuchten. Dieser zweiten Dimension der Diskussion werde ich im Folgenden weiter nachgehen und die einzelnen Beträge stärker unter diesen Gesichtspunkten miteinander kommunizieren lassen, wofür ich die Reihenfolge der Beiträge umstelle. 

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CfA: Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (65%, 5 Jahre) in Bielefeld

Oliver Flügel-Martinsen sucht ab sofort eine*n Wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in (m/w/d) zur Unterstützung seines Teams der Arbeitsgruppe Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Bielefeld. Erwünscht sind neben einem abgeschlossenen Hochschulstudium – wenig überraschend – ein Profil im Bereich der Politischer Theorie und Ideengeschichte sowie ausgewiesene Kenntnisse kritischer Ansätze der Politischen Theorie und Ideengeschichte (bspw. feministische, hegemonie- und diskurstheoretische, radikaldemokratische, postkoloniale Ansätze). Interessierte können sich noch bis zum 21. Juni 2023 bewerben. Die vollständige Stellenausschreibung findet sich hier.

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CfP: Futures Past. Feminism and the Radical Democratic Imaginary (Wien)

Am 6. und 7. Juli 2023 findet an der Universität Wien ein von Sara Gebh und Sergej Seitz organisierter internationaler Essay-Workshop zum Thema „Futures Past. Feminism and the Radical Democratic Imaginary“ statt, der im Rahmen des PREDEF Projekts gemeinsam von Linda Zerilli und Oliver Marchart ausgerichtet wird. Noch bis zum 21. April können Abstracts (max. 300 Wörter) eingereicht werden. Mehr Informationen zum Thema und Format des Workshops findet ihr hier im CfP.

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Radikaldemokratische Sprachlosigkeit. Lesenotiz zu Chantal Mouffes Towards a Green Democratic Revolution

Für (radikale) Demokratietheoretiker_innen muss der Titel von Chantal Mouffes neuem Buch, Towards a Green Democratic Revolution, wie ein verheißungsvolles Versprechen klingen. Denn im wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs um die „Klimakrise“ steht die Demokratie seit Längerem im Verdacht, für die verhandelte Problembewältigung ungeeignet zu sein. Nicht nur hat Demokratie den Ruf notorischer Langsamkeit in der Entscheidungsfindung, sie scheint auch untrennbar verquickt mit einem modernen Emanzipationsbegriff, der eine Lösung des Selbsterhaltungsproblems voraussetzt und jenes „prometheische“ Naturverhältnis impliziert, das dem anthropogenen Klimawandel zugrunde liegt. In den Klimabewegungen, die den Anspruch erheben, Fürsprecher der gesellschaftlich nachwachsenden wie der kommenden Generationen zu sein, setzt sich – so diagnostiziert es jedenfalls Philipp Staab in seinem jüngst erschienenen Buch Anpassung. Leitmotiv der nächsten Gesellschaft – zunehmend eine neue, demokratieskeptische Vision des (Klima-)Politischen durch, die sich auch auf den Begriff einer „rationalen Technokratie des Überlebens“ bringen lässt.

Towards a Green Democratic Revolution ist von Mouffe und ihrem Verlag als schlagkräftige Erwiderung auf diesen Diskurs positioniert – vermag den geschürten Erwartungen aber nicht zu entsprechen. Die Frage nach dem Verhältnis von Demokratie und der klimapolitisch herausgeforderten Gegenwart findet überhaupt nur im letzten der vier Kapitel des Buches statt, die zusammen 67 großzügig gesetzte Seiten umfassen. Die ersten drei bestehen wesentlich aus kurzen Synopsen von Vorgängertiteln Mouffes, und können, insofern deren Schwächen und Stärken von einer umfangreichen politik- und sozialwissenschaftlichen Literatur bereits herausgearbeitet worden sind, in einer Rezension des neuen Buches getrost übergangen werden, zumal Mouffe selbst sie als Hinführungen zu ihrem vierten Kapitel präsentiert. Es enthält sehr viel und sehr wenig zugleich: sehr viele Verweise auf die multiplen Herausforderungen, die die „anthropozäne“ Gegenwart für Gesellschaften bereithält, sehr wenig systematische Auseinandersetzungen damit; sehr viel optimistische Rhetorik, in der die Klimakrise zum Kairos der demokratischen und linken Sache wird, sehr wenig Theoriearbeit. (mehr …)

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Radical Democracy Workshop mit Bonnie Honig in Frankfurt

Am 23. Januar 2023 findet am Institut für Sozialforschung in Frankfurt unter dem Titel „Resistibility, Interruption, Refusal. Agonistic Subjectivity and Feminist Politics” ein Workshop mit Bonnie Honig (Brown University) statt. In dem Workshop sollen die zentralen Themen von Honigs Werk mit besonderem Fokus auf ihre kritische Lesart von Arendt sowie ihre Reinterpretationen von Figuren wie Sophokles‘ Antigone und Euripides‘ Agaue diskutiert werden. Wer an dem Workshop teilnehmen möchte, kann sich bis zum 13.01.2023 anmelden (trautmann@em.uni-frankfurt.de) und bekommt dann die Texte zugeschickt, die Grundlage des Workshops sind. Das Programm und weitere Infos zu der Veranstaltung gibt es hier im PDF.

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Radikale Demokratietheorie zwischen Traditionspflege und Innovation. Ein Konferenzbericht

Der Aufstieg der radikalen Rechten, die sich verschärfende Klimakrise, makroökonomische Verwerfungen und jüngst neue geopolitische Kampffelder stellen die politische Theoriebildung zu Beginn der 2020er Jahre vor neue Herausforderungen. Inwiefern kann die radikale Demokratietheorie (RDT) – eine Denkrichtung, die in den 1980er Jahren entstand und in Deutschland vor allem in den 2000er Jahren mit einer dezidiert linken bzw. linkspopulistischen Stoßrichtung hervortrat – vor diesem veränderten Hintergrund am Puls der Zeit bleiben? Dieser Frage stellten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz „Transformationen des Politischen. Radikaldemokratische Theorie für die 2020er Jahre“ vom 20. – 22. Oktober, die Karsten Schubert, Georg Spoo, Lucas von Ramin und Vincent Gengnagel am Freiburger Institute for Advanced Studies organisiert haben. Die Beiträge schwankten dabei zwischen einer gewissen Apologetik der radikalen Demokratietheorie – also der der Verteidigung ihrer tradierten Grundbegriffe und Beschäftigungsfelder – und innovativen Impulsen, die sich um eine Revision bestimmter Konzepte und Erschließung neuer Untersuchungsfelder bemühten.

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CfA Universitätsassistent*in (Prae Doc) in Wien

Am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien ist eine Position als Universitätsassistent*in (Prae Doc, 30 Std./Woche, Grundstufe B1) im Bereich Politische Theorie (Oliver Marchart) ausgeschrieben. Die Aufgaben erstrecken sich über Forschung, Lehre und Verwaltung im Bereich der Politischen Theorie und umfassen auch die Mitarbeit in Forschungsprojekten und bei deren Beantragung sowie beim Aufbau einer Medienplattform für Politische Theorie. Der Abschluss einer Dissertationsvereinbarung wird erwartet. Die Stelle ist zunächst auf 1,5 Jahre befristet; es besteht aber die Option auf eine Verlängerung auf 4 Jahre. Bewerbungsfrist ist der 16.09.2022. Der vollständige Text der Stellenausschreibung, inklusive des Aufgaben- sowie Anforderungsprofils und der notwendigen Bewerbungsunterlagen, findet sich hier online sowie nach dem Klick.

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Schwerpunkt: Cornelius Castoriadis zum 100. Geburtstag

Am heutigen 11. März hätte Cornelius Castoriadis seinen hundertsten Geburtstag gefeiert. Damit ist ein Anlass für den vorliegenden Schwerpunkt gegeben. Das anhaltende und ausdifferenzierte (wenn auch nicht immer weithin sichtbare) Rezeptionsinteresse an Castoriadis‘ Werk und Denken liefern zudem auch einen mehr als überzeugenden Grund dafür, sich mit dessen unterschiedlichen Facetten und Anschlussmöglichkeiten auseinanderzusetzen.

Zweifellos sind Castoriadis‘ umfangreiche Schriften im Vergleich zu anderen Denker:innen, mit denen sich seine Wege etwa im Kontext von Socialisme ou Barbarie (wie Claude Lefort und Jean-François Lyotard, siehe Poirier 2019), seiner Tätigkeit an der EHESS (wie Jacques Derrida) oder im Umfeld der radikalen Demokratietheorie (wie Chantal Mouffe) kreuzten, bislang weniger umfangreich rezipiert worden. In der Tat ist Castoriadis’ Werk, aus einer links-libertären Strömung der französischen Linken kommend, in der deutschen Theorielandschaft nur spät und dann zögerlich zur Kenntnis genommen worden. Am fehlenden Zugang zu englischsprachigen Ausgaben seiner Schriften kann es allerdings nicht gelegen haben: So liegen schon seit 1988 drei umfangreiche Bände seiner Political and Social Writings bei University of Minnesota Press in englischer Übersetzung vor. Die deutsche Übersetzung seines Hauptwerks, Gesellschaft als imaginäre Institution, 1990 bei Suhrkamp erschienen, hat im deutschsprachigen Raum ebenfalls kaum dazu geführt, Castoriadis als jene wichtige Stimme in Debatten um kritische Theorie und radikale Demokratie zu etablieren, als die er auf internationaler Ebene seit mindestens den 70er Jahren weithin bekannt geworden ist.

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CfA: Postdoc-Stelle (100%) in Bremen

In der Arbeitsgruppe von Martin Nonhoff an der Universität Bremen ist im Forschungsprojekt „Zwischen Populismus und radikaler Demokratie, zwischen Partei und Bewegung: zum diskursiven Nachleben von Platzbewegungen“ eine dreijährige Postdoc-Stelle ausgeschrieben (TV-L 13, 100%). Die Stelle soll zum 1. Juni 2022 besetzt werden. Nähere Informationen finden sich in der Ausschreibung (deutsch und englisch). Bewerbungsfrist ist der 17. März 2022.

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Leerstellen politischer Theorie. Lesenotiz zu Axel Honneths und Jacques Rancières „Unvernehmen oder Anerkennung“

Foto: Suhrkamp

Grundlage des vorliegenden Bands ist ein Gespräch zwischen Jacques Rancière und Axel Honneth, das im Juni 2009 am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main stattfand. Nach einer wechselseitigen kritischen Würdigung trafen sie in einem durch Christoph Menke moderierten Gespräch aufeinander. Dieser Kern des Bandes ist durch eine kenntnisreiche Einführung von Jean-Philippe Deranty und Katia Genel sowie die Aufsätze „Die Methode der Gleichheit“ (Rancière) und „Zwei Deutungen sozialer Missachtung“ (Honneth) eingeklammert. Die Debatte zwischen Honneth und Rancière kreist dabei grundsätzlich um Fragen hinsichtlich des Subjekts, der Identität und der Gleichheit. Hieran zeigen sich Leerstellen unterschiedlicher Art, die für die (deutsche) Politiktheorie allgemein von Interesse sein könnten, da sie Defizite hinsichtlich der Theoretisierung von Struktur, Materialität und (pluraler) Moderne(n) markieren.

Die Einführung von Deranty und Genel verortet beide Denker im erweiterten Kontext ‚kritischer Theorie‘, womit Theorieströmungen gefasst werden, die sich kritisch auf Marx beziehen und insbesondere im Kontext von Frankfurter Schule und französischer Nachkriegsphilosophie auftraten. Deranty und Genel verorten die Debatte im Gesamtwerk der Autoren und legen die grundsätzlichen Motive des Austauschs dar. Während beide theoretische Werkzeuge entwickeln, die mit dem Verständnis und der Veränderung der gegenwärtigen Verhältnisse befasst sind, divergieren sie mit Blick auf die theoretischen Bezüge und Antworten. Entsprechend sehen Deranty und Genel den Kern der Auseinandersetzung in der Frage, „ob die Paradigmen, die sie anführen, um die Gesellschaft zu kritisieren und ihre Weiterentwicklung sowie die Transformationen zu ergründen, die sie gerechter bzw. freier machen sollen – das Paradigma der Anerkennung und das des Unvernehmens –, miteinander konkurrieren, sich wechselseitig ausschließen oder vereinbar sind“ (7). (mehr …)

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