Wann ist ein Mensch ein Mensch? Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und die Rechte von Kindern

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR) ist im Verlauf ihrer 75-jährigen Geschichte insbesondere hinsichtlich ihres universalistischen Geltungsanspruchs immer wieder grundlegend kritisiert worden. Wie auch in den vorangegangenen Beiträgen zu diesem Schwerpunkt betont wurde, problematisiert diese – philosophische – Kritik in unterschiedlicher Weise, dass ‚der Mensch‘ als mutmaßlich universelles Subjekt der proklamierten Rechte dergestalt verengt (als „erwachsen, europäisch, weiß, wohlhabend, nicht behindert“, und – nicht zu vergessen – männlich) verstanden wird, so dass die in der der AEMR proklamierten Rechte letztlich nicht als universelle, sondern als diskriminierende und ausschließende Rechte wirken. 

Ohne die Relevanz dieser wichtigen Kritik in Frage stellen zu wollen, möchte ich im Folgenden daran erinnern, dass – auch und gerade, wenn diese Kritik bei der Zuschreibung von Menschenrechten explizit berücksichtigt wird – spätestens beim Versuch der praktischen Realisierung der allgemeinen Menschenrechte (in Form der Überführung in spezifische, bindende Rechte) der Universalismus der AEMR nicht aufrechterhalten werden kann. Es geht mir also, anders formuliert, nicht um die normative Frage, ob bzw. inwiefern eine konkretisierende Ausformulierung der Menschenrechte deren unterschiedlichen Träger:innen (gleichermaßen) gerecht wird. Es geht mir vielmehr um das praktische Problem, dass eine konkretisierende Ausformulierung überhaupt nur um den Preis möglich ist, dass (teilweise) mit dem universalistischen Anspruch der AEMR gebrochen wird – insofern sich nämlich die Idee ‚des Menschen‘ als Träger:in von Menschenrechten als zu allgemein erweist, um daraus konkrete Rechte verschiedener Menschen abzuleiten.  (mehr …)

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Kongresssplitter: Theoriekongress v. Sektionstagung – Fight! 

Mit dem Theoriekongress hat in Bremen nicht nur eine sehr gut besuchte und äußerst lebendige Tagung stattgefunden, sondern wurde gleichzeitig auch ein innerhalb der DVPW-Sektion „Theorie und Ideengeschichte“ präzedenzloses Tagungsformat erprobt. Sektionsmitglieder mögen sich erinnern, dass die Kongress-Initiator:innen seinerzeit nicht wenig Überzeugungsarbeit leisten mussten, um Zustimmung für den Kongress und damit eine Abweichung vom tradierten Format der Sektionstagung zu gewinnen. Immerhin – und ein solches Sakrileg war zuvor allein durch den DVPW-Kongress zu rechtfertigen – sollte für dieses Experiment sogar eine Herbst-Sektionstagung ausfallen! Zweifellos erwartet uns also, nicht zuletzt mit Blick auf eine im Schlusswort zum Kongress von Martin Nonhoff bereits in den Raum gestellte Wiederholung dieses Experiments, zweifellos eine Debatte um Sinn und Unsinn des Formats ‚Theoriekongress‘, auch und gerade im Vergleich zum Format der ‚Sektionstagung‘. Warum also nicht – und so serviceorientiert kennen uns schließlich unsere Leser:innen – hier auf dem Theorieblog damit beginnen? (mehr …)

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Workshop „Ideology and Social Transformation“ (Berlin, 27. Juni)

Wenn New York die Stadt ist, die niemals schläft, dann ist das Centre for Social Critique in Berlin… Auf jeden Fall: Es gibt wieder was. Bereits am 27. Juni richten die umtriebigen Kolleg:innen einen Workshop mit dem Titel „Ideology and Social Transformation“ aus, in dessen Rahmen das wechselseitige Verhältnis von Ideologie, sozialer Praxis und deren Reflexion in Theorien sozialer Transformation ausgeleuchtet werden soll. Wie immer ist das Programm – unter anderem Mit Sally Haslanger, Titus Stahl, Rahel Jaeggi und Alice Crary – prominent besetzt und verspricht spannende Diskussionen. Das vollständige Programm und die Möglichkeit zur Anmeldung finden sich hier.

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Veranstaltungsserie „Politics of (Dis)Assembling“ (Berlin, Juni)

Der Sonderforschungsbereich 1512 „Intervenierende Künste“ beschert Berlin in diesem Monat eine so spannende wie – im Lichte der ansonsten immergleichen Formate von wissenschaftlichen Veranstaltungen – herausfordernde Reihe von Veranstaltungen, deren gemeinsames Thema ‚Assembling‘ als eine Form künstlerischer und nicht zuletzt politischer Intervention darstellt. Teil 1 besteht aus einem Workshop am 18. Juni und einer zusammen mit Savvy Contemporary und dem ON/OFF Collective durchgeführten Assembly am 19. Juni. Teil 2 beginnt mit einer gleichermaßen kooperativ organisierten Assembly am 29. Juni (an der außerdem unter anderem Aktivist:innen von „Stop Deportation Center BER“ beteiligt sein werden) und wird durch einen Workshop am 30. Juni vervollständigt. Wer sich hier angesprochen, herausgefordert oder eingeladen fühlt, findet alle weiteren Informationen zu Teil 1 und Teil 2 über die hinterlegten Links.

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CfA: Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in (nicht ganz drei Jahre, 100% TV-L 13)

An der Philosophischen Fakultät der Uni Passau ist an der Juniorprofessur für Angewandte Ethik (Professorin Dr. Karoline Reinhardt) zum 1. August 2023 eine Stelle als Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in mit 100 Prozent der regelmäßigen Arbeitszeit zu besetzen. Die Stelle ist grundsätzlich teilbar und befristet bis zum 31. Mai 2026. Die Eingruppierung erfolgt in Entgeltgruppe 13 des TV-L. Die Arbeitsschwerpunkte der ausgeschrieben Stelle liegen in der Durchführung eigenständiger Forschungsarbeiten zum Thema diversitätsgerechter Privatheitsschutz in digitalen Umgebungen im Rahmen eines Drittmittelprojekts. Die Stelle bietet die Möglichkeit der wissenschaftlichen Weiterqualifikation (Promotion oder Habilitation). Die Bewerbungsfrist ist der 30.06.2023, alle Details zur Ausschreibung finden sich hier.

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Konferenz „Epistemic Injustices, Marginalized Knowledges, and Trust Conflicts“ (Frankfurt a.M., 22./23. Juni)

Am 22. und 23. Juni findet an der Frankfurter Goethe-Uni eine von Regina Schiedel und Lukas Sparenborg organisierte Konferenz mit dem Titel „Epistemic Injustices, Marginalized Knowledges, and Trust Conflicts“ statt. Neben einer Keynote von Serene Khader über „Colonial Epistemic Habits in Moral and Political Philosophy?“ bietet das Konferenzprogramm insgesamt vier – nicht zeitgleiche! – Panel mit Beiträgen von ‚Franfurter:innen‘ und Gästen, darunter Hilkje Hänel, Franziska Dübgen, Pavan Malreddy und Melina Kalfelis. Weitere Informationen zu Programm und Anmeldung finden sich hier.

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Moral als Bosheit: Workshop mit Alexander Somek (23. Juni, Gießen)

Die Gastprofessur für kritische Gesellschaftstheorie der Justus-Liebig-Universität Gießen veranstaltet – in Person der derzeitigen Gastprofessorin Tatjana Sheplyakova und ihrem Vorgänger Philip Dingeldey –  am 23. Juni einen Buchworkshop zu Alexander Someks „Moral als Bosheit“. Wer teilnehmen möchte, sollte sich per Mail an Tatjana Sheplyakova anmelden. Alle weiteren Informationen zum Workshop finden sich hier.

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„The debt is owed to us“ – Feminist Perspektives on Debt, Austerity, and Authoritarian Neoliberalism (Berlin, 27. Juni)

Katja Diefenbach, Jule Govrin, Ruth Sonderegger und Pablo Valdivia haben für den 27. Juni im Rahmen von diffrakt eine Veranstaltung zu feministischen Perspektiven auf Schulden, Austerität und autoritären Neoliberalismus organisiert. Anschließend an einen Vortrag von Lucí Cavallero und Verónica Gago, in dem diese auf Basis konkreter Erfahrungen und Praktiken aus Lateinamerika und anderen Teilen der Welt ihre Analyse von Austerität und Formen des Widerstands gegen Verschuldung vorstellen, soll sich ein Raum zur Diskussion über feministische Perspektiven auf und Praktiken gegen Austerität eröffnen. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden sich hier.

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Book Launch: Rawls Handbuch (6./7. Juli, Frankfurt a.M.)

Zur Veröffentlichung des Rawls-Handbuchs haben die Herausgeber Johannes Frühbauer, Michael Reder, Michael Roseneck und Thomas M. Schmidt einen zweitägigen Book Launch organisiert, der am 6. und 7. Juli an der Frankfurter Goethe-Uni stattfindet. Nach einer Keynote von Rainer Forst mit abschließender Podiumsdiskussion am Abend des 6. Juli folgt am nächsten Tage ein Symposium mit Beiträgen unter anderem von Cindy-Ricarda Roberts, Ruth Zimmerling, Julian Culp und Tim Huttel. Interessierte können sich direkt per Mail an Michael Roseneck anmelden. Das vollständige Programm findet sich hier.

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CfP: Workshop „Artistic Realism and Social Abstraction“ (Fribourg, 23./24.11.)

Für einen Workshop mit dem Titel „Artistic Realism and Social Abstraction: Constructing Reality in Contemporary Art and Theory“, der am 23./24. November 2023 in Fribourg stattfinden wird, lädt Tobias Ertl zu Einreichung von Beitragsvorschlägen aus Perspektive unter anderem der Geschichtswissenschaft, Philosophie, Soziologie, Gender Studies und Medienwissenschaft ein. Interessierten bleibt hierfür noch bis zum 30. Juni Zeit. Ausführlichere Informationen zur Veranstaltung finden sich hier.

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