Immer wieder scheinen Stellen in der Politischen Theorie und Philosophie verloren zu gehen. Neuausschreibungen werden so formuliert, dass zusätzlich geforderte Extraqualifikationen den Charakter der Stelle verändern, etwa wenn ein Fokus auf empirische Politikwissenschaft (wie jetzt bei der Saar-Nachfolge in Leipzig) gesetzt wird oder ein ideengeschichtlicher Schwerpunkt in der Ausschreibung nicht mehr erwähnt wird (wie bei der Münkler-Nachfolge in Berlin). Damit wächst einerseits die Furcht vor fachfremden Berufungen, durch die andererseits das Profil der Disziplin verwässert wird, sodass womöglich bald kurzfristig Gefälliges als Politische Theorie firmiert und umso leichter eingespart zu werden droht.
Diesem weit verbreiteten und nicht unbestritten gebliebenen Eindruck möchten wir in der kommenden Zeit systematischer nachgehen und versuchen, den Abbau und die Umwidmung von Theoriestellen (Professuren und WiMi) zu sammeln und zu dokumentieren. Da wir keinen genauen Einblick in alle Institute in Deutschland haben, bitten wir um eure Mitarbeit: Wo stehen Theoriestellen aktuell auf dem Spiel? Wo sind in den letzten Jahren Stellungen umgewidmet worden oder ganz aus der Theorie abgewandert? Wie verändert sich auch grundsätzlich der Anteil von Theorie in Forschung und Lehre? Welche Gründe gibt es dafür? Welche Folgen hat das? Gibt/gab es Widerstand? Und auch: Welche positiven Entwicklungen seht ihr?
Wir erhoffen uns von diesem Crowdsourcing einen genaueren Überblick über die Entwicklung der Politischen Theorie und Philosophie im deutschsprachigen Raum. Bitte benutzt für eure Antworten in erster Linie den Comment-Bereich unter diesem Post. Ihr habt dabei auch die Möglichkeit, die Posts zu anonymisieren. Alternativ könnt ihr eure Erfahrungen und Informationen auch an team@theorieblog.de schicken. Wir sammeln diese und planen bei hinreichender Beteiligung einen eigenen Post zum Thema auf Grundlage der Kommentare und Einsendungen in den nächsten Monaten.
Update (23.3.2018): In der Ausgabe 2/2015 der ZPTh hatte Paula Diehl eine Umfrage zur Berufungspraxis in der politischen Theorie veröffentlicht. Nachdem Paula die Zeitschrift auf unsere Aktion hingewiesen, war diese in Absprache mit dem Verlag so freundlich, die Umfrage als open-access zur Verfügung zu stellen. Ihr findet den kompletten Text über diesen link; und im Übrigen alle weiteren open-access-Artikel der ZPTh hier.
Es gibt Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit. Es ist jedoch eine gute Alternative.
Super! Ich habe die o.g. Stellenausschreibungen mit Verwunderung und Sorge gelesen. Gut, dass ihr das thematisiert und problematisiert!
Ach lieber Daniel, das „Anti-Spam-System“, dessen Namen Du nicht verraten willst/kannst/darfst, ist wohl des Türkischen noch noch nicht so mächtig? ->nerede->Trip-Advisor.
Interessant zu sehen, wie nun auch Allerwelts-Bots versuchen, die allg. Phrasenhaftigkeit zu imitieren, um nicht aufzufallen.