Ein Bedürfnis nach Neuanfang beschleicht uns dieser Tage auf zweifache Weise. Zum einen das Bedürfnis neu anzufangen, oder vielmehr: überhaupt erst einmal anfangen, drängende Dinge, dringendes Denken (wieder) in Bewegung zu setzen; zum anderen das Bedürfnis, einige Dinge und Denkweisen von ihrer rasanten Bahn auf das Schlechte, auf das Zuvermeidende abzulenken und die Dinge (wieder) zu einem Guten hin zu lenken. So formuliert, deutet sich in dem Bedürfnis, Dinge neu anzufangen, das zarte, aber fruchtbare Band einer noch unbestimmten Verknüpfung an: Anfangen, Bewegen, Lenken und Regieren gehören begrifflich und empirisch zusammen. Inwiefern aber sind das Anfangen und der Anfang von etwas mit Bewegung und Veränderungen verbunden? Wie lassen sich Lenken und Regieren in Bezug zur Bewegung – sowohl zum In-Bewegung-Setzen als auch zum Lenken von Bewegung – verstehen? Und schließlich: wie lassen sich Anfangen und Regieren zusammendenken?
Der Beitrag versucht einige wichtige Dimensionen der begrifflichen Verbindungen von Anfangen, Regieren und Bewegung zu beleuchten, um sie für eine systematische Diskussion von (Neu)Anfängen in der politischen Theorie und Philosophie aufzubereiten. Dazu erweist sich zunächst ein Rückgriff auf die Begriffsbestimmung von „Anfang“ bei Aristoteles als hilfreich. Interessanterweise sind sowohl bei Aristoteles, aber auch bei Foucault, wie in einem zweiten Schritt aufgezeigt werden soll, Anfangen, Regierung und Bewegung verbunden. Indem Aristoteles‘ begriffliche Bestimmung mit Foucaults historischer Analyse von Regierung und Regierungskunst zusammengeführt wird, kann schließlich ein Fragenkatalog für eine mögliche politische Theorie des Anfangens als Theorie der Regierungskunst gewonnen werden. (mehr …)
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