An der Professur für Politische Theorie und Philosophie der Hochschule für Politik an der Technischen Universität München, die zum 01.04.2025 neu besetzt wird, werden – ebenfalls zum 01.04.2025 – zwei Postdocs gesucht. Ausgeschrieben ist eine Stelle an der Professur selbst sowie ein Stipendium im Rahmen des von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Projekts „Contours of a Non-Oligarchic Democratic Future“. Achtung: Bewerbungsschluss für beides ist bereits der 16. Februar! Alle weiteren Infos zu den Bewerbungen findet ihr hier (Stelle) oder hier (Stipendium).
Demokratie
Öffentlicher Gastvortrag von Philip Manow (Berlin)
Am 23. Januar 2025 von 18:00-20:00 Uhr wird Philip Manow am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin einen Vortrag zum Thema „Warum wir den Liberal Democracy Index (LDI) des Varieties of Democracy Projekts nicht mehr verwenden sollten“ halten.
Erwartet werden darf eine Erörterung darüber, warum der im zeitgenössischen Demokratie-Monitoring überwiegend verwendete LDI des Varieties of Democracy Projekts, auf den sich vornehmlich auch die Diagnosen eines gegenwärtig ausgesprochen krisenhaften Zustands der Demokratie stützen, mit solchen grundlegenden konzeptionellen Problemen behaftet ist, dass er nicht weiter verwendet werden sollte.
Der Vortrag findet im Rahmen des Colloquiums des Arbeitsbereichs Politische Theorie und Philosophie statt. Veranstaltungsort ist der Hörsaal A im Gebäude des Otto-Suhr-Instituts in der Ihnestraße 21. Das Veranstaltungsplakat kann hier eingesehen werden.
CfA: PhD-Stipendium im Projekt „Socialization in Theory and Practice“ (HU Berlin / Gerda Henkel Stiftung)
Die Forschungsgruppe „Socialization in Theory and Practice: Democratizing Access to Land and Energy“ schreibt ein Promotionsstipendium aus. Das von Dr. Rabea Berfelde und Dr. Jacob Blumenfeld geleitete Projekt wird von der Gerda Henkel Stiftung für drei Jahre gefördert. Die Bewerbungsfrist ist der 31.01.2025. Alle weiteren Informationen zum Projekt und zur Ausschreibung findet ihr hier.
CfA: „The Future of Democracy“-Fellowships (Frankfurt)
Kurz vor der Weihnachtspause nochmal Frankfurt: Für das akademische Jahr 2025/2026 sind – neben den Justitia-Fellowships – auch zwei Claus Wisser-Fellowships ausgeschrieben. Die Fellowships haben das Thema „The Future of Democracy“ und sind am Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ angesiedelt. Gesucht werden auch hier zwei Postdocs. Bewerbungen können bis zum 31.01.2025 an Rainer Forst (sekretariat.forst@soz.uni-frankfurt.de) gesendet werden. Alle weiteren Infos findet ihr im PDF.
Lefort-Schwerpunkt: Reboot der Radikaldemokratie? Zur Kritik an Claude Leforts vermeintlichem Liberalismus
Schon vor einiger Zeit haben Dirk Jörke und Christoph Held die Radikalität der Demokratietheorie Chantal Mouffes bezweifelt und ihr unterstellt, in die „Lefortsche Liberalismusfalle“ geraten zu sein, ja sich in dieser gar „verstrickt“ zu haben. Zu sehr stütze Mouffe sich seither auf liberale Autor*innen und habe sich damit einen „problematischen institutionellen Universalismus“ eingekauft, der in letzter Konsequenz gegen ihre Absicht zu einer Verstetigung gesellschaftlicher Machtungleichgewichte führen müsse. Insbesondere die Übernahme der Lefortschen Figur der „leeren Mitte der Macht“ habe sie übersehen lassen, dass sich liberale Institutionenarrangements mit Lefort nicht radikal verändern ließen, wo diesen der Ausschluss der Massen von der Politik eingeschrieben sei.
Lefort-Schwerpunkt: Von der Verkörperungsrepräsentation und dem homogenen Volk: Eine kritische Überprüfung von Leforts Begrifflichkeit in der Populismusforschung
Die Populismusforschung hat sich in den letzten 20 Jahren stark entwickelt und inzwischen als eigenständiger Forschungszweig etabliert. Vier Theorieansätze sind hier von Interesse: der minimale Ansatz (Mudde 2004; Mudde u. Rovira Kaltwasser 2019); der komplexe Ansatz (Stanley 2008; Diehl 2024); der diskursanalytische Ansatz (Laclau 2005; Mouffe 2018); und der Totalitarismus-inspirierte Ansatz (Arato 2013; Müller 2016; Rosanvallon 2020; Arato u. Cohen 2022). Die beiden letzteren stehen in enger Verbindung mit Claude Leforts Denken. Obwohl der Totalitarismus-inspirierte Ansatz vielversprechende Elemente der Lefortschen Theorie aufgreift, kann er den Blick auf die komplexe und ambivalente Beziehung des Populismus zur Demokratie (Mény u. Surel 2000) trüben. Es gilt also, die Chancen und Risiken der Anwendung von Leforts Totalitarismustheorie für das Verstehen des Populismus zu überprüfen. Diese liegen in der Verwendung der Konzepte “l’un” für die Repräsentation des Volkes als unveränderbar und homogen sowie des “Egokraten” als Repräsentationsmodus, in dem das Volk und die Macht von der Führerperson verkörpert werden. Beide sind Konzepte, die Lefort anhand des Totalitarismus entwickelt. Populismus steht damit in Beziehung, ohne dadurch beschrieben werden zu können. Mehr noch, mit Leforts Demokratie- und Totalitarismustheorie wird es möglich, diejenigen Stellen aufzuzeigen, an denen das populistische Versprechen von Volkssouveränität beide Möglichkeiten eröffnet: die Redemokratisierung der Demokratie aber auch ihre Abschaffung durch Autoritarismus und Totalitarismus. (mehr …)
Lefort-Schwerpunkt: Was sind demokratische Institutionen? Eine radikaldemokratische Antwort mit Claude Lefort
Wer von „demokratischen Institutionen“ spricht, scheint eine contradictio in adiecto zu begehen. Jedenfalls sind Antidemokrat:innen seit Platon dieser Auffassung: Während Institutionen Ordnung schaffen, steht Demokratie für Unordnung. Noch der (früh)moderne Republikanismus teilt diese Sichtweise: Montesquieu, James Madison oder Benjamin Constant warnen in ihren Plädoyers für die Mischverfassung vor der Institutionenfeindlichkeit des demokratischen Moments. Ausgehend von der platonischen Karikatur der Demokratie als Quasi-Anarchie, die permanent Gefahr läuft, sich selbst abzuschaffen, ist die Geschichte der demokratischen Idee auch eine Geschichte ihrer institutionellen Widerspenstigkeit. Während viele aktuelle Demokratietheorien versuchen, diese Spannung aufzulösen, plädiert der Jubilar Claude Lefort, dem dieser Schwerpunkt gewidmet ist, dafür, sie anzuerkennen und produktiv zu wenden. Die Friktion zwischen Demokratie und Institution erscheint in seinen Schriften nicht als Widerspruch oder als zu überwindendes Hindernis, sondern als eine produktive Aporie – eine Aporie, die nicht nur Kennzeichen einer radikaldemokratischen Perspektive ist, sondern, so unsere These, in jeder Theorie demokratischer Institutionen reflektiert werden muss. (mehr …)
CfA: 2 PostDoc-Fellowships (Frankfurt)
Und jährlich grüßt das Murmeltier! Das Justitia Center for Advanced Studies schreibt auch für das akademische Jahr 2025/26 wieder PostDoc-Fellowships in Politischer Theorie/Philosophie aus. Bewerber:innen sollten – neben einer abgeschlossenen Dissertation – ein besonderes Interesse an Fragen der Gerechtigkeits- oder Demokratietheorie mitbringen. Dieses Jahr werden insbesondere Projekte gesucht, die sich mit Krisendiagnosen der Demokratie auseinandersetzen. Bewerbungen können noch bis zum 31.01.2025 an sekretariat.forst@soz.uni-frankfurt.de geschickt werden. Alle weiteren Infos findet ihr im PDF.
Internationale Konferenz: „Forgotten Institutions: Utopian Archives and Democratic Futures“ (Wien)
Vom 28. bis 30. November 2024 wird an der Universität Wien die internationale Konferenz „Forgotten Institutions. Utopian Archives and Democratic Futures“ stattfinden.
Ausgehend von der Frage, was die Zukunft demokratischer Institutionen sein könnte, wagt die Veranstaltung einen Blick zurück hin zu vergessenen institutionellen Konfigurationen; mit dem Ziel vermeintlich selbst-evidente Vorstellungen über demokratische Institutionen in Frage zu stellen und sich mögliche alternative Zukünfte vorzustellen. Ganz konkret heißt das sich alternativen Orten, jenseits der Grenzen des westlichen Kanons, alternativen Zeiten, die den traditionellen Fokus auf antike und moderne Vorschläge diversifizieren sowie alternativen Stimmen und Ausdrucksformen, die die Produktion politischer Theorie außerhalb des Genres der „großen Bücher“ anerkennen (z.B. Manifeste, Reden, Erklärungen, Erzählungen), zuzuwenden.
CfPs für die ECPR Joint Sessions 2025 in Prag
Aktuell läuft der Call for Papers für die ECPR Joint Sessions 2025 in Prag. Politische Theorie und Ideengeschichte sind dabei auf den ersten Blick weniger prominent vertreten als zuletzt in Lüneburg. Aber auch 2025 finden sich Workshops, die thematisch für ideengeschichtliche und theoretische Forschung interessant und anschlussfähig sind bzw. ganz explizit nach konzeptuellen, ideengeschichtlichen und/oder theoretischen Beiträgen fragen. Eine Auwahl haben wir hier zusammengestellt:
- Gendering Democratic Resilience (Christina Chiva und Barbara Gaweda)
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Paradigms of Democracy Research (Norma Osterberg-Kaufmann und Jean-Paul Gagnon)
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Populisms and Passions (Amanda Machin)
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Sea Spaces and Oceanic Orders. Capturing and Theorizing the Blue Horizon of Politics and Political Science (Anna Meine und Christoph Humrich)
- Strengthening Democratic Citizenship: Educational, Political and Governance Innovations (Leif Kalev und Vladena Bätge Jahn)
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Temporalities of Collective Action (Lorenzo Zamponi und Joost de Moor)
- The Political Theory of Democratic Elections (Marcus Häggrot und Pierre-Etienne Vandamme)
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