Am 3. November 2016 veranstaltet die Nachwuchsgruppe „Jenseits einer Politik des Strafens“ (Dr. Franziska Dübgen, Universität Kassel) eine Podiumsdiskussion zum Thema „Strafen und Neoliberalismus. Was ist gerecht unter ungerechten Verhältnissen? Inhaftierung in Deutschland“. Zusätzlich findet am 4. November von 9 bis 14 Uhr ein Workshop mit den Referenten statt (dafür bitte vorher anmelden: Duebgen@uni-kassel.de). Das Plakat zur Veranstaltung findet sich hier und weitere Informationen unten.
International stellen Rechtssoziologen eine neue Lust am Strafen in neoliberalen Gesellschaften fest. Punitivität als Regierungstechnik zielt darauf ab, Armut und soziale Desintegration kontrollierbar zu machen und den durch die flexibilisierte Ökonomie verursachten Ängsten breiter Schichten durch härtere Bestrafung entgegenzuwirken. Zugleich bewirkt sie eine Spirale des sozialen Abstiegs bei Inhaftierten: Der Verlust der Wohnung, der vorherigen Lohnarbeit und bestehender sozialer Netzwerke führt generell zu hohen Rückfallquoten, sozialer Desintegration und Altersarmut. Strafende „Gerechtigkeit“ produziert demzufolge paradoxerweise soziale Ungerechtigkeit.
Den Trend einer neuen Lust am Strafen möchten wir in Bezug auf Deutschland kritisch überprüfen: Inwiefern ist der Strafvollzug hierzulande in eine Gouvernementalität neoliberaler Ökonomie eingebettet? Wie verschränkt sich der Strafvollzug mit migrationsrechtlicher Kontrolle? Führt Inhaftierung in Deutschland zu Armut und Ausgrenzung? Was für eine Rolle spielt heute das Ziel der Resozialisierung? Was für Besonderheiten gibt es im Frauen- und Jugendstrafvollzug? Und was für eine Rolle können abolitionistische Perspektiven angesichts dieser Entwicklungen übernehmen? Diese und weitere Fragen diskutieren Prof. Mechthild Bereswill (Universität Kassel), Prof. Christine Graebsch (FH Dortmund) und Prof. Tobias Singelnstein (FU Berlin). Die Moderation übernimmt Joachim Tornau (Journalist).
Zeitpunkt: 3. November 2016, 18 Uhr c.t.
Ort: Gottschalkstraße 28a, Saal 0150 / 0160, 34109 Kassel.
Was genau hat der Neoliberalismus mit der (eigenständigen) Entscheidung eines Kriminellen zu tun, einen Diebstahl oder eine Vergewaltigung zu begehen?
Was haben Personen mit wenig finanziellen Mitteln mit Kriminellen zu tun?
Wer begeht zum Beispiel im üppigen Umverteilungssozialstaat wie Deutschland ein Diebstahl?
Diese 3 Fragen reichen aus, um das hier niedergeschriebene Erklärungsmuster zu widerlegen.