Programmiert auf freie Zeit: Lesenotiz zu Antonio Negris „Über das Kapital hinaus“

Negri, Antonio: Über das Kapital hinaus
Abb.: Dietz Verlag

Antonio Negri: Über das Kapital hinaus, Karl Dietz Verlag, Berlin 2019, 263 Seiten.

Ist Marx ein Denker der Industrialisierung, oder hat er uns auch heute in Zeiten von Überwachungskapitalismus, Big Data und Industrie 4.0 noch etwas zu sagen? Die Arbeitswelt ist seit Ende der 1970er nicht länger eine der Hochöfen und des Fließbandes. Der sogenannte Postfordismus ist vielmehr zunehmend automatisiert, global diversifiziert und flexibilisiert. Insbesondere ist es nun auch das allgemeine Wissen und die darauf aufbauende Kreativität der Lohnarbeitenden, derer sich die kapitalgetriebene Produktion heute bemächtigt.

Am Beginn dieses Flexibilisierungs- und Automatisierungsprozesses, der auch das Ende der Arbeit (Jeremy Rifkin, 1995) erahnen ließ, machte sich Antonio Negri erneut an das marxsche Werk, indem er sich auf Einladung Louis Althussers in einer Vorlesung in Paris den Grundrissen widmete. Die Erstveröffentlichung dieser neun Teile erfolgte 1979 unter dem italienischen Titel Marx oltre Marx. Vierzig Jahre später ist der Vorlesungszyklus nun auch auf Deutsch erschienen.

Während Althusser, stark vom Strukturalismus beeinflusst, sich insbesondere dem Kapital widmete und dabei die objektiven Tendenzen der ökonomischen Entwicklung untersuchte, wollte Negri im ausdrücklichen Gegensatz zu jeglicher „objektivistischen Lesart“ von Marx mit seiner Lektüre der Grundrisse hierzu eine pointierte Alternative aufbieten. Zugleich setzt er sich dabei von älteren Interpretationen der Grundrisse ab, wie sie etwa von Witali Wygodski und Roman Rosdolsky vorgelegt worden waren. Der westliche Marxismus des zwanzigsten Jahrhunderts bezog sich immer wieder auf Marxʼ Grundrisse.

 

Abschied vom orthodoxen Marxismus: Antagonismus statt Determinismus

Mit den Grundrissen „über das Kapital hinaus“ meint Negri einen Abschied vom orthodoxen Marxismus, d.h. eine Verabschiedung geschichtsteleologischer Vorstellungen, der Werttheorie und einer daraus abgeleiteten Idee einer Zentralisierung der Herrschaft (27) und ebenso der hegelianischen Dialektik, die bei Antagonismen gleich an auflösende Synthesen denkt (85). Diese Loslösungen sollen zugunsten eines neuen unverstellten Blicks auf das Politische bei Marx geschehen. Das Bild, das sich so ergebe, sei weder subjektlos noch linear.

Negri kam aus dem Feld des italienischen politischen Aktivismus, des sogenannten Operaismus, der sich, anders als die italienischen Kommunisten der siebziger Jahre, gegen die als Zumutung empfundene Lohnarbeit stellte. Die Theoriebildung des Postoperaismus ist u.a. von Michel Foucault und dessen Begriffen der „Biopolitik“ (11) und der „Mikrophysik der Macht“ (37) inspiriert, speist sich jedoch ebenso aus den praktischen Erfahrungen und der italienischen Operaisten. Zur postoperaistischen Denkschule gehören neben Antonio Negri auch Michael Hardt und Maurizio Lazzarato.

Die Grundrisse sind für Negri ein „offenes Werk“ (erste Vorlesung) und dadurch zugleich die beste Grundlage, um das politische Denken von Marx zu erörtern, in dessen Zentrum der Kampf um den Lohn stehe (siebte Vorlesung). Negris Begriff hierfür ist der des „Antagonismus“ zwischen Kapital und Arbeit. Es ist jenes spezifische Verhältnis, das sich durch die verschiedenen Produktionsweisen zieht und das stets verschiedentlich politisch ausgestaltetet wird. Für objektive geschichtliche Entwicklungen ist hier kein Platz. Wenn Louis Althusser mit seiner Lesart des Kapitals das Kapital als treibende Kraft der geschichtlichen Entwicklung beschrieb, so stellt nun Negri den sich notwendig ergebenden Antagonismus zwischen Kapital und Arbeit als „Motor der Entwicklung des Systems“ dar (82).

In der Ermöglichung einer solchen dynamischen Perspektive erkennt Negri die Fruchtbarkeit der marxschen Methode. Seine konkrete Form findet der Antagonismus immer im Kampf um den Lohn, aber eben auch im Kampf gegen die Arbeit. Das Konzept des Antagonismus soll für Negri also einerseits wegführen von einer objektivistischen oder auch deterministischen Lesart geschichtlicher Entwicklung, andererseits aber auch die materiellen Grundlagen der jeweiligen Produktionsweise berücksichtigen.

 

Die Maschinerie als Chance für neue Subjektivität

Marx erahnte in den Grundrissen aber auch eine technologische Entwicklung, die die Grundlage der politischen Kämpfe darstellt und darstellen wird. Gemeint ist das sogenannte Maschinenfragment in den Grundrissen (MEW 42, 590-609). Darin beschreibt Marx eine von den Nöten des Kapitals getriebene Automatisierung der Produktion. Aus seiner Sicht braucht das Kapital einerseits die Mehrarbeit der lebendigen Arbeit als Quelle des Mehrwerts, andererseits strebt es danach, jenen Anteil der lebendigen Arbeit zunehmend durch fixes Kapital (Maschinen) zu ersetzen und somit zu minimieren. Die gesellschaftliche Profitrate hat so die Tendenz zum Fall, die Krise scheint vorherbestimmt.

In Reaktion darauf ist das Kapital bemüht, sich neue Absatzmärkte und Bereiche der Gesellschaft zur Kommodifizierung zu erschließen, um die Profite hoch zu halten. In der Kapitalismuskritik ist diese Ausweichbewegung immer wieder Thema: Für Rosa Luxemburg zielte das Kapital auf die Kolonien; Negri, David Harvey und auch Paul Mason fassen das notwendige Außen des Kapitalismus allgemeiner, indem sie hier auch an gesellschaftliche Bereiche denken, die bisher außerhalb des Marktes standen.

Bei der Minimierung des lebendigen Kapitals gilt es zu Bedenken: Im fixen Kapital steckt zwar ebenso Arbeitszeit und insofern „tote“ bzw. vergegenständlichte Arbeit, aber die Rolle der Arbeiterinnen und Arbeiter wandelt sich, insofern sie zu bloßen Anhängseln und Betreuern der automatisierten Produktion werden, die Marx als „Maschinerie“ beschreibt. Letztere habe alles gesellschaftliche Wissen in sich absorbiert, so dass „das allgemeine gesellschaftliche Wissen, knowledge, zur unmittelbaren Produktivkraft geworden ist und daher die Bedingungen des gesellschaftlichen Lebensprozesses selbst unter die Kontrolle des general intellect gekommen“ ist (MEW 24, 602).

Wenn das Kapital aber selbst darauf drängt, den Anteil der lebendigen Arbeit zu reduzieren, ist die Arbeit nicht länger unmittelbare Quelle des Reichtums (MEW 24, 601-602). Die Arbeit wird vom Kapital selbst verdichtet und Zeit wird freigesetzt. Diese aber schafft auch Subjektivität: „Die freie Zeit, die sowohl Mußezeit als auch Zeit für höhere Tätigkeit ist – hat ihren Besitzer natürlich in ein anderes Subjekt verwandelt und als dies andre Subjekt tritt er dann auch in den unmittelbaren Produktionsprozess“ (MEW 24, 607). Negri will mit seiner theoretischen Arbeit an die hier neu entstehende Subjektivitäten anknüpfen, um den „Riss zu vertiefen, der innerhalb des Kapitalverhältnisses vorgezeichnet ist“ (198).

 

Kommunismus: Befreiung von der Arbeit

Für Marx sei die „Befreiung der Arbeit eben eine Befreiung von der Arbeit“ (219) gewesen. Mit Blick auf Marxʼ Erörterung in den Grundrissen fügt Negri dem im Sinne des Operaismus hinzu: „Das einzig Amüsante an der ganzen Angelegenheit ist die Scham, die sehr viele – fast alle – marxistischen Theoretiker an den Tag legen, wenn sie diese Passagen lesen oder wieder lesen“ (219). Wenn Marx zwischen notwendiger Arbeit und abgepresster Mehrarbeit unterschied, so kommt es heute nach Negri darauf an, sich die von der Kapitallogik aufgezwungene Mehrarbeit wieder anzueignen. Etwas unglücklich spricht der Autor hier von „Selbstverwertung“ der „proletarischen Subjektivität“ (240). Diese wäre zugleich eine Reduktion der Arbeit auf die gesellschaftlich notwendige Arbeit, wenn auch die Bedürfnisse weiterhin wachsen werden, worin sich Marx und Negri einig sind (MEW 24, 212).

Der marxsche Begriff der „freien Zeit“, bzw. die damit angesprochene Wiederaneignung der heteronomen Zeit und die hiermit verbundene Herausbildung neuer Subjektivitäten, wird in Negris Darstellung zum Leitmotiv. Auch mit dem Erscheinen des Kapitals können die Grundrisse nicht einfach als überholt gelten, denn auch außerhalb dieser finden sich markante Passagen, die Negris Argumentation stützen. Im dritten Band des Kapitals heißt es: „Das Reich der Freiheit beginnt in der That erst da, wo das Arbeiten, das durch Noth und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört […] Die Verkürzung des Arbeitstags ist die Grundbedingung“ (MEGA² II/15, 794-795). Ein „universelles Individuum“ (Negri) bzw. die von Marx angestrebte Entfaltung „freie“ oder auch „reiche Individualität“ ist ohne die Befreiung von der einst expansiven Arbeitszeit nicht denkbar.

Der Kommunismus ist für Negri eine „Übergangsbewegung“ (achte Vorlesung), die sich sprunghaft in der Praxis realisiert, ganz ohne Sozialismus, der für den Autor nichts anders als ein Staatskapitalismus ist (244). Der Kommunismus bedeute konkret weniger notwendige Arbeit und mehr freie Zeit für schöpferische und soziale Tätigkeiten. Der sich zunehmend automatisierende Kapitalismus schafft hier schon die Grundlagen für eine Loslösung von der Lohnarbeit, die immer weniger gebraucht wird, selbst wenn sie noch immer den Kern der mehrwertgenerierenden Produktion von Tauschwerten bildet. Für Negri zeigt das Maschinenfragment, dass das Wertgesetz durch die fortschreitende Automatisierung zukünftig „erlischt“ (220).

 

Zurück in die Zukunft: Digitalisierung und Lohnarbeit

In der heutigen politischen Debatte um den Stellenwert der Arbeit können wir beobachten, dass Lohnarbeit weiterhin als zentral für das bürgerliche Subjekt erachtet wird, das aus dieser seinen Selbstwert generiert. Ein alltägliches Beispiel: Auf die erste Frage des Kennenlernens „Was machst Du so?“ antworten die meisten von uns noch immer mit ihrer Stellenbeschreibung. Aufgrund der großen Trägheit jener kulturellen Muster versuchen manche wie Lisa Herzog die menschliche Arbeit vor zunehmender Digitalisierung und Automatisierung zu „retten“, während andere Autoren wie André Gorz und Michael Hirsch folgerichtiger den schwierigen Abschied von der lohnarbeitszentrierten Gesellschaft antizipieren.

Paul Masons Postkapitalismus (2015) bezieht sich ebenso wie Negri auf das marxsche Maschinenfragment sowie auch auf Negris Postoperaismus. Mason betont, dass es statt eines holistischen Plans ein „modulares Projektdesign“ brauche, das auf den konkreten sozialen und technischen Entwicklungen aufruht, die sich nicht in Gänze mit der Logik des Kapitals verbinden lassen. Die Informationsbranche mit ihren gegen Null tendierenden Grenzkosten und die Open-Source-Bewegung, insbesondere Wikipedia, sind hierfür prädestiniert. Für Mason ist die Erschöpfung der bisherigen Anpassungsfähigkeit des Kapitalismus bzw. des heutigen Neoliberalismus an den uns umgebenden technologischen Wandel gekoppelt.

Im Unterschied zu Mason bemühte sich Negri Ende der siebziger Jahre darum, die in Nischen stattfindende Entstehung eines neuen revolutionären Subjekts theoretisch zu begleiten, das ihm nicht mehr als das homogene Industrie-Proletariat galt, sondern vielmehr als eine heterogene „Vielheit“ (199) bzw. „Multitude“ (12). Paul Mason tendiert heute eher dazu, das Ende des Kapitalismus längerfristigen ökonomischen Entwicklungszyklen zuzuschreiben. Dabei baut er vor allem auf die Kraft demokratischer Staaten, die den Übergang zum Postkapitalismus im Sinne der Allgemeinheit gestalten können. Ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürger*innen wäre eine solche Gestaltungsmöglichkeit, für die sich allerdings auch Negri schon in den Siebzigern aussprach (9).

Neben der Rede vom Postkapitalismus vernimmt man auch bereits techno-optimistische Rufe nach einem Fully Automated Luxury Communism (Aron Bastani). Gänzlich neu ist der Gedanke aber nicht: Schon Aristoteles bemerkte im ersten Buch seiner Politik: „Wenn nämlich ein jedes Werkzeug in der Lage wäre entweder auf einen Befehl hin oder indem es einen Befehl im Voraus bemerkt, sein Werk zu vollführen, wie man das von den Meisterwerken des Daidalos berichtet oder von den Dreifüßen des Hephaistos, […] dann benötigten wohl weder der Baumeister Handlanger noch die Herren Sklaven.“

Die aktuellen Debatten zeigen: Antonio Negris nun auch auf Deutsch vorliegende Vorlesungsreihe gab einen unschätzbar wertvollen Anstoß zu einer inspirierend unorthodoxen Marxlesart, an die heute auf verschiedenste Art und Weise angeknüpft werden kann. Seine Überlegungen können somit mit allem Recht als Klassiker gelten, die jedoch auch ihre Schwierigkeiten in sich bergen. Insbesondere die sehr eigene Theoriesprache ist leider in manchen Teilen nur schwer nachvollziehbar. Daher erweisen sich viele von Negris Begriffen auch als unbestimmte Andeutungen. Marxʼ Skizzierungen werden von Negri ebenso bruchstückhaft weitergeführt. Negri selbst würde hier stets auf die Entwicklung der konkreten politischen Kämpfe gegen die (Lohn-)Arbeit verweisen, die letztlich die marxschen Kategorien durch ihre Praxis zu füllen haben. Der Kommunismus erweist sich in der Lesart Negris als eine ganz spezifische Bewegung gegen die uns umgebende Realität: „Der Kommunismus ist die Vernichtung der Ausbeutung und die Befreiung der lebendigen Arbeit. Der Nicht-Arbeit. Schluss aus. Ganz einfach.“ (118) Gerade die Kreativität ist aber stets auf beiden Seiten des Antagonismus zu finden. Viele Stellenausschreibungen fordern sie heute ein. Das Kapital hat sich der Kreativität in einer Weise bemächtigt, die ihre Befreiung umso schwieriger erscheinen lässt.

 

Dr. phil. Gregor Ritschel ist Projektmitarbeiter der Hochschule Merseburg und Redakteur der Zeitschrift Berliner Debatte Initial. Seine Dissertation zu Jeremy Bentham und Karl Marx erschien 2018 im transcript Verlag (Open Access). Aktuell interessiert er sich für das Konzept der freien Zeit in der politischen Ideengeschichte.

5 Kommentare zu “Programmiert auf freie Zeit: Lesenotiz zu Antonio Negris „Über das Kapital hinaus“

  1. Kurze Anmerkung betreffend zweier Flüchtigkeitsfehler:
    – 1. Zeile: vor ‚oder‘ kein Komma.
    – 3. Zeile ein ‚ist‘ zu viel.
    Vielleicht kann man den Kommentar nach Korrektur löschen.
    LG

  2. „Das Kapital hat sich der Kreativität in einer Weise bemächtigt, die ihre Befreiung umso schwieriger erscheinen lässt“
    „… unnötiger erscheinen lässt“ wäre richtiger:
    Ein nicht geringer Teil der „Kritik an den Verhältnissen“ bezog/bezieht sich ja darauf, dass es kaum bzw. keine Möglichkeit u. auch kaum ein Erfordernis von/zur Kreativität gab/gibt, Kritik am Eingezwängtsein in die Stupidität sinn(en)entleerter (z. B. qua Profitregentschaft, aber auch im Rahmen klassisch-metaphysischer bis konservativ-rechtsextremer Modernekritik, z. B. a la Heidegger) Produktions- u. Lebensprozesse, an der hochgradigen Redundanz bzw. endlosen Wiederholung der immergleichen, atomisiert-reduzierten Tätigkeiten & Anforderungen, an der Inhumanität des Artifiziellen/der Künstlichkeit als vorherrschendem Lebensraum, an der generellen Standardisierung sogar bis in die Seelen hinein im Zuge der zur Verwaltbarkeit zugerichteten „Verwalteten Welt“ usw.

    Sicher ist vom als Negation des Bestehenden bestimmten Nicht-Ort/Un-Ort/U-Topos der Kreativität das Allermeiste nicht eingelöst, aber das ist eine Folge des eben utopischen Charakters des K.-Begriffes, der sich aus seiner ganz vorwiegend negativen Herleitung als abstrakte Überfrachtung ergibt: Das Gras auf der anderen Seite des Zaunes ist immer grüner, – auch wenn man die Seite wechselt. Zudem kopiert der Negativ-Abdruck des Bestehenden das Falsche des schlechten Originals natürlich mit, ist eben i. a. R. NICHT
    schon deshalb das Gute/Bessere, weil er im Sinne der Vorzeichenumkehrung das Falsche/Schlechte „negiert“.

  3. Aus:
    https://www.academia.edu/2219118/Das_demokratisierte_Panopticon._Subjektivierung_und_Kontrolle_im_360-Feedback

    von Ulrich Bröckling, zuerst ersch. im Bändchen zur Frankfurter Foucault-Konferenz 2001,hrsgg. u. a. von Martin Saar

    „Selbstformungstätigkeit: Ein Subjektivierungsprogramm, das als Substanz der Arbeit an sich die Oberfläche des sichtbaren Verhaltens bestimmt und dessen Unterwerfungsmodus in der Nötigung besteht, die gesamte Lebensführung zu ökonomisieren, ein solches Subjektivierungsprogramm erfordert Techniken der Selbstformung, die den Einzelnen nicht in ein Korsett genormter Pflichten einschnüren, sondern seine Kräfte entfesseln und ihn zugleich so flexibel machen, daß er der Konkurrenz stets einen Schritt voraus ist.“

    Kräfte zu „entfesseln“ und flexibel, um der Konkurrenz voraus zu sein, das ist gar nicht soweit weg von wesentlichen Wunsch-Strängen der noch-„fordistischen“ Zeiten und Sphären, gerade auch der „Linken“, hins. „Kreativität“.

  4. Wenn einer gewinnt muss einer verlieren. Nur weil das westliche Aneignungsindividuum sich immunisierend als kreatives Selbstformungssubjekt geriert, heißt das nicht, das die kapitalistisch-technische Maschinerie und ihre Mit-Täter ein Integrales Reich der Freiheit erschaffen hätten. Dazu braucht es ganz Anderes nämlich ein Warum, was uns mit Negri und Spinoza zu einem postoperaistischen Aktivismus führt, nicht zu dieser seltsamen neoliberalen Lesart von Foucault, der meines Wissens selber nicht so selbstgerecht gewesen ist.

Kommentare sind deaktiviert.