Mehr als nur weißer Rauch: Macht und Mythen im Miniaturstaat

Mit der Wahl von Papst Leo XIV. hat die römisch-katholische Kirche einen neuen Papst, der am 18. Mai offiziell ins Amt eingeführt wird. Im Vorlauf der Wahl gab es mit dem Angebot des College of Cardinals Report, das sich explizit auch an Kardinäle richtet und ihnen eine Entscheidungsgrundlage geben sollte, gab es erstmals eine datengetriebene Vorberichterstattung zur Papstwahl. Eine, wahrscheinlich mit einem Augenzwinkern zu verstehende, Wahlentscheidungshilfe lieferte der Kardinal-O-Mat. 

Die politische Bedeutung dieser Wahl ist nicht zu unterschätzen. Beim Papst handelt es sich nämlich nicht nur um das Oberhaupt der größten organisierten Religionsgemeinschaft der Welt mit über 1,4 Milliarden Mitgliedern. Er ist auch Staatsoberhaupt der Vatikanstadt – des zugegebenermaßen flächenmäßig und bevölkerungsmäßig kleinsten Staates der Welt. Wenngleich die unmittelbare politische Macht des Papstes entsprechend beschränkt ist, hat sein Wort in internationalen Beziehungen und als moralische Instanz nicht nur für viele Katholik*innen weltweit Gewicht. Dieser Blogbeitrag setzt sich mit der politischen Rolle des Papstes – als Staatsoberhaupt, aber auch darüber hinaus – und mit einigen Besonderheiten des von ihm regierten Staates auseinander.  (mehr …)

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Volkssouveränität und demokratische Politik. Zu Ingeborg Maus’ „Politischer Politischer Theorie“ 

Sonja Buckel und Oystein Lundestad haben mit ihren Beiträgen zum Verhältnis von Demokratie und Rechtsstaat bzw. zur Frage der Moral in Recht und Politik den Theorieblog-Schwerpunkt zum Werk der im Dezember verstorbenen Ingeborg Maus begonnen. Felix Petersen schließt die Trias der Beiträge heute mit einem Beitrag ab, der Maus noch einmal als Gegnerin Schmittscher Souveränitäts- und Verfassungsverständnisse präsentiert und ihre bleibende Aktualität betont.

Machtzentralisierung, exekutive Politik, und Autoritarismus sind Grundcharakteristika der aktuellen demokratischen Schieflage. Gerade bezüglich dieser politischen Entwicklungen, kann Ingeborg Maus’ politisches Denken Orientierung bieten. Entlang einiger grundsätzlicher Aspekte ihres Buchs Über Volkssouveränität (Maus 2011) möchte ich im Folgenden zeigen, dass wir uns an ihrer „Politischen Politischen Theorie“ (Jeremy Waldron) vergewissern können, warum es sinnvoll ist, Politische Theorie auf reale Machtverhältnisse und Institutionen auszurichten.  (mehr …)

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Recht und Moral bei Ingeborg Maus

Ingeborg Maus ist am 14. Dezember 2024 im Alter von 87 Jahren verstorben. Der Theorieblog widmet Ingeborg Maus einen Schwerpunkt, der in Form von drei Beiträgen in dieser und den kommenden zwei Wochen unterschiedliche Aspekte ihres politischen Denkens beleuchtet. Den Auftakt gab vergangene Woche Sonja Buckel mit Perspektiven auf Maus‘ demokratietheoretische Überlegungen zum Zusammenhang von Demokratie und Rechtsstaat. Wir führen den Schwerpunkt fort mit einem Beitrag von Øystein Lundestad zum Verhältnis von Moral und Recht sowie Maus‘ Auseinandersetzung mit Kant.

Ingeborg Maus’ Artikel „Die Trennung von Recht und Moral als Begrenzung des Rechts“ wurde erstmals 1989 in der Zeitschrift Rechtstheorie veröffentlicht. Er wurde später auch in den Anhang ihres bedeutendsten Werks Zur Aufklärung der Demokratietheorie (1992) aufgenommen. Dieser Titel kann zugleich auch als Einstieg in ihr gesamtes Werk dienen: Ein Schwerpunkt für Maus war der für einige kontraintuitive Satz, dass die Legitimation und Struktur des modernen, demokratischen Rechtsstaats eine Trennung zwischen Recht und Moral voraussetzt.

Maus lehnt alle Versuche ab, das Recht an die Moral zu binden. Im Artikel nennt sie die Theorie Ronald Dworkins und die Praxis des Bundesverfassungsgerichts als Beispiele dafür. Maus zufolge stehen aber solche Versuche in Gefahr, die formellen Strukturen des Rechts zu wandeln: Statt eine Art Garantie gegen positiv-rechtliches Unrecht zu bieten, wird das Recht dem willkürlichen Handeln des Staatsapparats und dessen moralischer Selbstbegrenzung überantwortet. Dem Gewaltenteilungsprinzip ähnlich sorgt die Trennung zwischen Recht und Moral eher für eine normativ notwendige Begrenzung des Rechtsbereichs. Wo andere ein normatives Problem in den amoralischen Zügen des Rechts gesehen haben, sah Maus darin seine normative Autonomie, und warnte vor allen Versuchen, moralische Kategorien ins Recht einzuführen.

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Buchvorstellung und Podiumsdiskussion: „Spätfaschismus“ von Alberto Toscano (Berlin, 27.06., 20 Uhr)

Am Freitag, dem 27.06.2025, findet ab 20 Uhr eine Buchvorstellung mit Podiumsdiskussion zur deutschen Übersetzung von Alberto Toscanos Buch „Spätfaschismus“ (Unrast, 2025) statt. Aus diesem Anlass diskutieren Alberto Toscano, Quinn Slobodian, Lama el Khatib und Bafta Sarb gegenwärtig zu beobachtende Faschismus-Tendenzen, mit einem besonderen Blick auf die Situation in Deutschland. Moderiert wird die Veranstaltung von Henrike Kohpeiß und Jonathan Rößler. Die Veranstaltung findet an der Berliner Volksbühne auf Deutsch und Englisch statt. Weitere Informationen finden sich hier.

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CfP zur „Bodenfrage“ und 2 Workshops am Centre for Social Critique (Berlin)

Am Berliner Centre for Social Critique finden zwei Workshops statt und es werden Einreichungen für eine Konferenz gesucht:

1) Für die Konferenz „The Land Question / Die Bodenfrage“ am 30.-31. Oktober 2025 in Berlin können Abstracts eingesendet werden. Ziel der Konferenz ist zu fragen, was es heute bedeuten würde, Boden zu vergesellschaften, d.h. Bodenbesitz zu demokratisieren und die Bodennutzung neu auszurichten, um sozialen Bedürfnissen und ökologische Anforderungen gerecht zu werden. Keynotes halten Omar Dahbour (CUNY Graduate Center) und Isabel Feichtner (Universität Würzburg). Einsendeschluss für die Abstracts ist der 4. Juni 2025. Mehr Informationen finden sich hier.

2) Am 04. Juni 2025 findet von 16-18 Uhr der Workshop „The De-Socialization of Electricity: Unbundling the Public Utility Model in the United States“ mit Matthew Huber (Syracuse University) statt. Wie die Konferenz ist der Workshop Teil des Forschungsprojekts Socialization in Theory and Practice. Alle weiteren Informationen zur Veranstaltung finden sich hier.

3) Am 28. Mai 2025 findet von 14-17 Uhr der Workshop „Critical Theory of Antisemitism and Racism“ mit Lucius Outlaw (Vanderbilt University, Nashville) and Jacob Blumenfeld (Centre for Social Critique) im Auditorium des Grimm-Zentrums an der HU Berlin statt. Anmeldung und weitere Informationen finden sich hier.

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CfA: Post-Doc mit Schwerpunkt auf Kants politische Philosophie (Université de Fribourg)

An der Université de Fribourg (Schweiz) ist eine Post-Doc-Position für 4 Jahre zu besetzen. Die Position ist in einem Teilprojekt zu Kants Konzept der Publizität angesiedelt, das zum Verbundprojekt „Enlightenment and Publicity: The problem of deception in late 18th-century political and religious thought“ gehört und von Ralf Bader geleitet wird. Zwei weitere Teilbereiche werden von Anna Tomaszewska (Krakau) und Tinca Prunea-Bretonnet (Bukarest) geleitet. Bewerbungsfrist ist der 19. Mai 2025. Alle Informationen (Gehalt, Stellenbefristung, Unterlagen und Adresse) finden sich hier.

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CfP: ZPTh-Themenheft „Die großen Herausforderungen unserer Zeit: Ethik und/oder politische Theorie?“

Für das neue Themenheft der Zeitschrift für Politische Theorie werden Beiträge zum Thema „Die großen Herausforderungen unserer Zeit: Ethik und/oder politische Theorie?“ gesucht.

Das Themenheft nimmt sich zur Aufgabe das Verhältnis zwischen Angewandter Ethik als problembezogenen und interdisziplinären Theorierahmen und diskursives Praxisfeld und politischer Theorie und Philosophie angesichts der großen Herausforderungen der Zeit wie der Klima- und Umweltkrise, der Digitalisierung oder der Fragmentierung liberaler Gesellschaften zu diskutieren.

Abstracts im Umfang von max. 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) können bis zum 15.06.2025 an die Herausgeberin des Themenheftes Lorina Buhr (lorina.buhr[at]uni-hamburg.de) gesendet werden. Ein Feedback ist bis zum 15.07.2025 vorgesehen; die fertigen Beiträge (Länge 60.000 inkl. Leerzeichen) sind dann bis zum 03.12.2025 einzureichen. Die Auswahl für den Druck unterliegt bei der ZPTh einem anonymisierten peer-review Verfahren. Den ausführlichen Call mit allen weiteren Informationen findet ihr hier.

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CfP: „Philosophie und Antisemitismus“ (Würzburg)

An der Universität Würzburg findet eine Tagung zum Themenkomplex »Philosophie und Antisemitismus« statt. Die Tagung setzt es sich zum Ziel, Philosoph:innen und Theoretiker:innen, die in diesem Themenfeld arbeiten, in einen Austausch zu bringen. Leitend ist dabei die Frage nach einem reflexiv-kritischen Umgang mit Antisemitismus in der Philosophie, indem philosophische Theoriebildung auch ihre eigene Situiertheit zur Sprache bringt. Dafür können Abstracts (300-350 Wörter) mit kurzem CV bis zum 01.07.2025 unter der E-Mail-Adresse: philosophie-und-antisemitismus[at]uni-wuerzburg.de eingereicht werden. Die Benachrichtigung über den Ausgang der Einreichung erfolgt im Verlauf des Sommers. Einen ausführlichen Call gibt es hier.

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CfP: Frühjahrstagung (2026) der DVPW-Sektion Politische Theorie und Ideengeschichte zum Thema Bürgerschaft

Die vom 18. bis 20.03.2026 an der Philipps-Universität Marburg stattfindende Frühjahrstagung der DVPW-Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte hat sich „Bürgerschaft: Aktuelle Entwicklungspfade und konzeptionelle Neubestimmungen“ zum Thema gesetzt. Die Organisator:innen Oliver Eberl, Julian Nicolai Hofmann, Eva-Maria Schäfferle und Sandra Seubert (Kooperation der Universitäten Marburg und Frankfurt am Main) suchen dafür nach Beiträgen, die sich mit empirischen und/oder konzeptionellen Fragen zu diesem Thema sowohl in der Ideengeschichte als auch auf die Zukunft bezogen auseinandersetzen. Als Themenfelder schlagen sie Bürgerschaft im Konflikt, Bürgerschaft und Menschenrechte, regressive Tendenzen, transnationale Konstellationen, (post-)koloniale Verhältnisse sowie Transformationen von Beteiligungsformen vor. Mehr Informationen finden sich im ausführlichen Call.

Deadline ist der 30.06.2025, Einreichungen bitte an tagung-buergerschaft [[at]] uni-marburg.de.

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Vortrag anlässlich der Ausstellung „Kant & Königsberg“: „Kants Kritik der Urteilskraft im Kontext des Kolonialkapitalismus“ von Ruth Sonderegger (15.05., Frankfurt/Oder)

Anlässlich der Ausstellung „Kant & Königsberg“ an der Europa-Universität Viadrina findet am 15.05.2025 von 13-14 Uhr mit anschließender Diskussion ein Vortrag von Ruth Sonderegger (Akademie der bildenden Künste, Wien) statt, der die viel diskutierte Frage von „Kants Kritik der Urteilskraft im Kontext des Kolonialkapitalismus“ zunächst beleuchtet und dann  eine alternative Subjektkonzeption „eines sich entsubjektivierenden Subjekts“ entwirft. Vortrag und Diskussion finden an der Europa-Universität Viadrina, Europaplatz 1, GD 05 statt. Ein Abstract und alle weiteren Informationen finden sich auf der Seite der einladenden Professur für Kulturphilosophie/Philosophie der Kulturen.

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Kurzfristiger CfP (bis 15.04.): „Racism, sexism, fascism– What duties do citizens have to counter unjust attitudes and behaviours in everyday life?“

Fabian Schuppert (Potsdam) veranstaltet gemeinsam mit Kerstin Reibold (Tromsö) eine Workshop-Reihe. Das Ziel ist, unter dem Titel „Racism, sexism, fascism“ zwei unterschiedliche Literaturen und Debatten zusammenzubringen, um eine Darstellung der Pflichten zu entwickeln, die Bürger:innen in verschiedenen Gesellschaften haben. Der erste Workshop findet am 20. Juni 2025 an der Universität Potsdam statt, der Folgeworkshop wird am 19. und 20. Juni 2025 an der Arctic University of Norway in Tromsö abgehalten. Abstracts mit bis zu 300 Wörtern können noch bis 15.04. per Mail bei den Organisator:innen eingereicht werden. Alle Informationen zu Themen und Einreichung finden sich hier.

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Buchvorstellung: „Was ist Sozialphilosophie?“ von Martin Saar (Frankfurt am Main)

Am 08. Mai 2025 stellt Martin Saar sein Buch „Was ist Sozialphilosophie?“ (Suhrkamp, 2025) vor, begleitet von einer Diskussion mit Katharina Hoppe und Martin Seel. Die Veranstaltung findet um 18 Uhr c.t. am Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt am Main statt (Casino-Gebäude CAS 1.811). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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