The letter from Birmingham Jail – oder wie Martin Luther King Jr. dem zivilen Ungehorsam eine neue Bedeutung zuschrieb

Vor 50 Jahren, am 16. April 1963 veröffentlichte Martin Luther King Jr. seinen berühmten Letter from Birmingham Jail. Der Text gilt gemeinhin als Schlüsseltext für Kings Verständnis von zivilem Ungehorsam. King reagierte damit auf einen wenige Tage zuvor in verschiedenen Zeitungen publizierten offenen Brief von acht weißen Geistlichen, die die Protestaktionen des Civil Rights Movement kritisierten und den sozialen Frieden in der Stadt gefährdet sahen. Der Letter from Birmingham Jail gilt als einer der wichtigsten Texte Kings, da er dort in komprimierter Form sein Verständnis von politischem Protest, den Beweggründen, den Zielen, den Rechtfertigungen, der Ethik des Protests usw. erläutert. Darüber hinaus steht der Text auch exemplarisch für eine neue und intensivierte Phase des Protests, denn mit der Birmingham Campaign praktizierte das Civil Rights Movement nach eigenem Verständnis zum ersten Mal zivilen Ungehorsam.   (mehr …)

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Vortrag: Digitales Whistleblowing als Form des zivilen Ungehorsams (Berlin)

Am kommenden Dienstag, 15. Mai  (18:15-19:45) wird William E. Scheuerman an der FU Berlin (OSI, Ihnestr. 21, Raum A) einen Vortrag mit dem Titel „Digitales Whistleblowing als neue Form des ‘zivilen Ungehorsams’?“ halten. Es kommentiert Christian Volk. Eine Anmeldung wird erbeten, alle weiteren Infos entnehmt bitte der Einladung als PDF

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Tagungsbericht „Protest, Disobedience, or Constituent Power?“ (Hamburg)

In Zeiten einer wachsenden Kritik demokratischer Institutionen wird die Demokratie auch in der theoretischen Auseinandersetzung vielfach gegen ihre institutionelle Verfasstheit gedacht. Demokratie ist Praxis, Bewegung, Aufbruch und vor allem gegen (falsche) Formen der Verfestigung gerichtet. Dieses Motiv drückt sich sowohl in einem emphatischen Zugriff auf die Idee der verfassungsgebenden Gewalt aus als auch im demokratisch inspirierten Rückgriff auf die Kategorien von Widerstand, Protest und Ungehorsam. Beide betonen einen prä-institutionellen und praktischen Aspekt der Demokratie und verweisen auf das Moment der demokratischen Gründung. Nun klafft zwischen diesen beiden Zugängen in der theoretischen Diskussion jedoch bislang eine merkwürdige Lücke. Dafür ausschlaggebend sind sowohl inhaltliche Bedenken wie theoretische Ursprünge, die es wechselseitig unmöglich machen, kontestatorische Praxis als konstituierende Macht oder verfassungsgebende Gewalt in Formen widerständiger Praxis zu denken. Es ist das Verdienst des von Peter Niesen und Markus Patberg am 15. Mai 2017 an der Universität Hamburg organisierten Workshops – „Protest, Disobedience, or Constituent Power?“ – sich genau dieser Lücke anzunehmen und beide Stränge in einen produktiven Dialog zu bringen. (mehr …)

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Konferenz: Pragmatism and the Political (Paris)

Und gleich noch eine interessante Konferenz in Paris (nach dem Hinweis auf Laclau letzte Woche): Unter dem Titel „Pragmatism and the Political“ diskutieren vom 04.-06. Juni unter anderem Nadia Urbinati, Charles Sabel, Roberto Frega und Emmanuel Renault über die Themen: Demokratie und Institutionen, Widerstand, Ungehorsam und Mobilisierung sowie Pragmatismus als kritisches Projekt. Das ganze Programm findet ihr hier.

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Workshop: Civil Disobedience II (Berlin)

Am 8. und 9. Mai findet in Amsterdam Berlin der Workshop „Civil Disobedience Beyond the State II: The Digitalization of Disobedience from Whistleblowing to Anonymous“ statt. Thematisiert wird der Wandel zivilen Ungehorsams, dessen Globalisierung und Digitalisierung. Die Vortragenden decken das Feld von Aktivismus und wissenschaftlicher Reflektion breit ab, unter anderem werden Gabriella Coleman, Jillian C. York und Bill Scheuermann vortragen. Wer teilnehmen will, muss sich vorab registrieren. Wie, wo und überhaupt alle weiteren Infos findet ihr auf der Webseite oder unter dem Strich. (mehr …)

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CfA: Zwei Doktorandenstellen zu zivilem Ungehorsam (Amsterdam)

In dem von Robin Celikates geleiteten, gerade anlaufenden Forschungsprojekt „Transformations of Civil Disobedience: Democratization, Globalization, Digitalization“ sind zwei Doktorandenstellen ausgeschrieben. Das Projekt ist an der Amsterdam School for Cultural Analysis angesiedelt, die auch ein umfangreiches Trainingsprogramm für Doktoranden enthält. Die erste Stelle legt den Fokus auf den Globalisierungkontext, die zweite auf digitalen zivilen Ungehorsam. Beide Stellen sind für vier Jahre ausgeschrieben und die Bewerbungen müssen bis zum 01. Oktober eingegangen sein. Alle weiteren Informationen zu den Stellen findet ihr hier auf der Webseite. Viel Erfolg beim Bewerben!

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Konferenz: Demokratie und Widerstand

Scheinbar paradoxale Entwicklungen heutiger demokratischer Gesellschaften sind Thema einer internationalen Konferenz in Gießen. Unter dem Titel „Democracy and Resistance“ soll zum einen die vielfach monierte Politikverdrossenheit und Demotivierung der Bürger von Demokratien in den Blick genommen werden, zum anderen aber auch der Gegentrend von Widerstand, Revolution und zivilem Ungehorsam beleuchtet werden. Ist Demokratie nur noch eine Illusion? Werden den Bürgern die Entscheidungen aus der Hand genommen? Oder wird Demokratie in Massenprotesten zu neuem Leben erweckt? Wie sollten demokratische Institutionen angesichts solcher und anderer Entwicklungen heute aussehen? So lauten einige Fragen, die vom 18. bis 20. Juni an der Universität Gießen diskutiert werden sollen. (mehr …)

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Vortragsreihe zu Protest, Widerstand und Aufstand (Frankfurt)

In Frankfurt findet dieses Semester eine kleine dreiteilige Vortragsreihe zu Protest, Widerstand und Aufstand statt. Am kommenden Mittwoch, 8. Mai, spricht Christian Reus-Smit zur Bedeutung des Kampfes um individuelle Rechte für die Expansion des internationalen Systems, es folgt am 06. Juni Michael Th. Greven zu Systemopposition und Veith Selk (16. Juni) zur Begriffsgeschichte des Widerstands. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 18 Uhr. Alle Infos hier, die Reihe soll in den nächsten Semestern fortgesetzt werden.

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Zwei Überlegungen zu Stuttgart 21

Der Streit um den Umbau des Stuttgarter Bahnhofs, zunächst bloß ein mäßig unterhaltsames lokalpolitisches Scharmützel, hat sich in den letzten Tagen noch einmal zugespitzt. Am vergangenen Donnerstag kam es zu Konflikten zwischen der Polizei und Demonstranten, die zu mehr als hundert Verletzten auf Seiten der Demonstranten führten, darunter viele Schülerinnen und Schüler. In einem in vielerlei Hinsicht denkwürdigen Interview verteidigte der baden-württembergische Innenminister das Vorgehen der Polizei: Grundsätzlich müsse der Staat demokratisch gefällte Entscheidungen notfalls auch mit Gewalt durchsetzen. Gestern dann legte der Bahnchef Rüdiger Grube noch einmal einen drauf: „Ein Widerstandsrecht gegen einen Bahnhofsbau gibt es nicht“. Persönlich halte ich Stuttgart 21 für völlig überteuert und unnötig. Darum soll es hier aber gar nicht gehen; vielmehr denke ich, dass dieser Vorfall exemplarisch zwei demokratietheoretisch bedeutsame Probleme aufwirft: Wie können demokratische Verfahren mit Pfadabhängigkeiten umgehen? Und welche Mittel darf der Staat nutzen, um demokratische Entscheidungen durchzusetzen? (mehr …)

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