Verstrickt und verkoppelt – Rituelle Verfahren

Unter dem Titel „Komplexität durch Verfahren“ veröffentlichte Caspar Hirschi im Februar 2014 an dieser Stelle einen Beitrag, der eine der wenigen originär demokratietheoretischen Beiträge Niklas Luhmanns kreativ in Frage stellte, die Idee, dass „Legitimität durch Verfahren“ nicht nur erzeugt werden könne, sondern dies auch schon die eigentliche Leistung von Verfahren sei. Wer an Gerichtsverfahren denkt erkennt schnell, wie brisant Luhmanns analytische Umstellung von Ergebnisorientierung auf Prozessbeobachtung seinerzeit war. Caspar Hirschi weitete diese Perspektive kritisch aus, als er behauptete, eine stattliche Anzahl heutiger Verfahren würde eingedenk der Luhmannschen Pointe auf die Simulation von Verfahren umstellen. So würde der Schein der Legitimitätsorientierung und Ergebnisoffenheit benutzt, um „Schauprozesse“ zu verschleiern. Heutige Verfahren pervertierten dadurch häufiger zu Ritualen.

Tim Neu nun nimmt Hirschis Perspektive auf und verteidigt den rituellen Charakter mancher Verfahren. (team) (mehr …)

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Komplexität durch Verfahren: Niklas Luhmanns Aktualität in der Finanzkrise

Wiedergelesen-Beitrag zu
Niklas Luhmann: Legitimation durch Verfahren, Neuwied: Luchterhand 1969.

Die Diagnose wechselt beliebig, die Therapie bleibt gleich. Ob Rinderwahn oder Schweinegrippe, Spendenskandal oder Spesenschlammassel, Subprime Mortgage oder Sovereign Debt Crisis – läuft in der Wirtschaft oder Politik etwas gründlich schief, erklingt die immergleiche Remedurrhetorik: „höhere Transparenz“ und „strengere Regulierung“! Und in aller Regel folgt ihr die immergleiche Maßnahme: formellere Verfahren mit zusätzlichen Schikanen. Wäre Niklas Luhmann noch am Leben, das Reaktionsmuster müsste Musik in seinen Ohren sein. Zwar verbände er mit der Maßnahme gerade nicht die Hoffnung auf sachgerechtere Entscheidungen, die ihren heutigen Trompetern die Backen füllt, aber er sähe sie wohl als späte Bestätigung für seine alte Behauptung, es sei die Funktion von Verfahren, Legitimation zu erzeugen. (mehr …)

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Monitoring oder Kreativität? Alexander Weiß ZPTh-Artikel in der Diskussion

In der ersten Ausgabe 2012 der Zeitschrift für Politische Theorie schlägt Alexander Weiß vor, das Verarbeiten fachfremder Theorien innerhalb der Politischen Theorie (‘Monitoring’ ) methodisch zu hinterfragen. Im Rahmen unserer Kooperation mit der ZPTh (bisher erschienen: Kommentare zu Bernd Ladwig, Oliver Flügel-Martinsen, Steven Schäller, Oliviero Angeli) stellen wir Euch auch diesmal den Artikel exklusiv zum Download zur Verfügung. Unter dem Strich findet Ihr den Kommentar von Holger Zapf, der in die Diskussion einführt. Wir freuen uns auf eine lebhafte Diskussion, in der wie üblich auch der Autor auf Eure Fragen und Anmerkungen reagieren wird. (mehr …)

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Fürs Wochenende: Kulturtheorie zum Hören

Ein leicht verspätetes Ostergeschenk: Wer über das Wochenende etwas Zeit hat und trotzdem nicht die Theorie/Philosophie ausblenden will, den interessiert ganz sicher folgendes neues Angebot des Internationalen Zentrums für Kultur- und Technikforschung Stuttgart. Auf der Webseite finden sich eine größere Menge von Podcasts zur Kulturtheorie. So kann man Reinhard Koselleck über Macht und Gewalt sprechen hören, Niklas Luhmann über Kultur, Susan Neimann über moralische Klarheit, Terry Eagelton über den Tod der Kritik, Edward Said über historische Erfahrung und Identität oder – ganz frisch – Gayatri Chakravorty Spivak über „The Future as Neighbor and Vernacular Cosmopolitanism„.

Eine tolle Initiative – und bei der Gelegenheit sei auch nochmal an den Ethik-Podcast der Uni-Zürich erinnert und zusätzlich auf eine fünfteilige Podcast-Serie mit Charles Taylor hingewiesen, Thema: ‚The Malaise of Modernity‘. Wer weitere Hör-Theorie kennt, poste sie doch gerne in die Kommentare. Sicher interessant, da mal eine kleine Mediathek zusammenzustellen.

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