Mit einem Beitrag von Joachim Blatter beginnt heute unsere zweite ZPTh-Debatte zum aktuellen Doppelheft der Zeitschrift für Politische Theorie. In dessen zweitem Teil sind Beiträge aus unterschiedlichen Bereichen des Fachs vertreten: Den Auftakt machen Texte von Stefan Matern und Ulrich Hedtke zum Schumpeter-Archiv bzw. zu den werkgeschichtlichen und biographischen Hintergründen der Demokratietheorie Schumpeters, nach denen Schumpeter auch selbst zu Wort kommt. Wer sich weniger für diesen Klassiker und mehr für postkoloniale Perspektiven interessiert, findet im Interview mit Dipesh Chakrabarty sowie dessen Einführung von Nicki K. Weber, Martin Oppelt und Christina Pauls Lesestoff. Hinzu kommen drei Abhandlungen – von Behzad Förstl zu Meinungsöffentlichkeiten als Idealtypus, von Skadi Krause zu den Anfängen modernen demokratischen Denkens in der Englischen Revolution sowie von Eva-Maria Schäfferle mit einer Rekonstruktion der europäischen Unionsbürgerschaft im Kontext der Debatten um demokratische Grenzen. Letzterer steht online open access zur Verfügung nun im Fokus des Kommentars von Joachim Blatter. Herzliche Einladung auch an dieser Stelle an alle zum Mitdiskutieren in den Kommentarspalten.
Eva-Maria Schäfferle liefert mit ihrer Rekonstruktion der Unionsbürgerschaft im Lichte der gegenwärtigen Boundary Debatten wertvolle Beiträge zur Diskussion über die normative Frage, wer zum Volk gehören soll, sowie zum besseren Verständnis der Europäischen Unionsbürgerschaft. Ihr Beitrag greift aber zu kurz, da sie sich zu sehr auf die Inklusion von Immigrant:innen konzentriert. Bei der Beantwortung der Frage, wer zum (Wahl- bzw. Stimm‑)Volk gehören soll, müssen wir stattdessen alle grenzüberschreitenden Ströme und (Inter‑)Dependenzen berücksichtigen. Darüber hinaus müssen wir sowohl den mobilen wie auch den sesshaften Bürger:innen mehr Zugehörigkeiten und Mitbestimmungsmöglichkeiten in verschiedenen EU-Ländern eröffnen. (mehr …)
Bürgerschaft
Zum Verhältnis von Politischer Theorie und Migration. Ein Tagungsbericht zur ersten Dresdener DVPW Theoriesektions-Tagung 2021
Ob bzw. inwiefern gegenwärtige Migrationsbewegungen Konzepte der politischen Theorie in Frage stellen, welche Blindstellen in der politischen Theorie in Hinblick auf Migration, Zugehörigkeit und Rassismus bestehen, aber auch wie politische Theorie und Migrationsforschung einander befruchten können – diese Fragen standen am 09. und 10. März zur Debatte. Virtuell wurde damit die Theoriesektionstagung nachgeholt, die ursprünglich im Frühling 2020 in Dresden stattfinden sollte. Organisiert und geleitet von Hans Vorländer, Andreas Niederberger und Oliviero Angeli wurde in acht Panels das Verhältnis von politischer Theorie und Migrationsforschung diskutiert
Kartierung des Feldes
Entgegen früherer Theoriedebatten zu Migration, die sich vor allem um das Verhältnis zwischen dem Recht auf Ausschluss und dem Recht auf Einwanderung drehen, geht es bei dieser Sektionstagung – wie Andreas Niederberger in seinem Eröffnungsvortrag stark macht – schwerpunktmäßig um andere Spannungsfelder: Zwar haben die klassischen Debatten und Positionen zwischen Carens und Miller im abschließenden Panel und den Vorträgen von Therese Herrmann und Jonathan Holst auch ihren Platz, doch die Schwerpunkte bilden andere Debatten. (mehr …)
Krise und Wandel des Politischen. Vortragsreihe in Freiburg
An der Universität Freiburg stellen die Professur für Politische Theorie, die Freiburger AG ‚Krise und Wandel des Politischen‘ und das dortige Colloquium Politicum im beginnenden Semester erneut eine Vortragsreihe auf die Beine – diesmal unter der Überschrift ‚Krise und Wandel des Politischen‘. Den Auftakt macht Thomas Biebricher (Frankfurt), der sich kritisch mit dem politischen Denken des Neoliberalismus auseinandersetzt. Anhand der Idee des Föderalismus gibt uns Wolfgang Heuer (FU Berlin) Anregungen für ein Neudenken föderaler Traditionen und Strukturen an die Hand. Anna Meine (Siegen) wird sich schließlich Zukunftsfragen von demokratischer Mitgliedschaft im Staat und jenseits des Staates zuwenden. Nähere Informationen zu allen Vorträgen finden sich online und auch nach dem Klick.
Autumn School: Migration, Borders, and Citizenship (Amsterdam)
Vom 26. bis 30. Oktober 2017 findet in Amsterdam eine Autumn School zu “Migration, Borders, and Citizenship” statt. Die von der Dutch Research School of Philosophy (OZSW) und der Universität Amsterdam (UvA) organisierte Veranstaltung richtet sich an PhD-Studenten. Zu den Sprechern gehören Chandran Kukathas (LSE), Rainer Bauböck (EUI) und Anna Goppel (Universität Bern). Wer sich für eine Teilnahme interessiert, findet alle Infos hier. Die Teilnahmegebühren liegen bei 240 Euro und Bewerbungen müssen bis zum 31. Juli vorliegen.
CfA: Stelle in Luzern
Am politikwissenschaftlichen Seminar der Universität Luzern ist am Lehrstuhl von Joachim Blatter eine Stelle als (Ober-)assistentin/Oberassistent ausgeschrieben. Man kann sich auf post-graduate oder post-doc Niveau bewerben, der inhaltliche Schwerpunkt der Stelle liegt auf normativer und/oder empirscher Forschung zu Demokratie, Bürgerschaft, Migration und transnationalen Systemen. Die Stelle läuft für 5+2 Jahre und ist eine 50% Stelle, die im Fall von Postdocs aber durch Drittmittelgelder aufgestockt werden kann. Bewerbungen müssen bis zum 30. Juni 2017 in Luzern eingehen. Alle Infos und Details entnehmt bitte der Ausschreibung in deutsch oder englisch.
E.-Richter-Buchforum (2): Zwischen Republikanismus und Radikaldemokratie
— Teil 2 unseres Buchforums zu Emanuel Richters „Demokratischer Symbolismus“: Teil 1 (Luzia Sievi und Marcel Vondermaßen) —
Ausgangspunkt für Emanuel Richters Demokratischen Symbolismus ist die breit diagnostizierte Krise von Demokratie und Demokratietheorie zwischen Allgegenwärtigkeit und Beliebigkeit. Damit Demokratie im aktuellen Gewirr von Begriffen, Idealen und Forderungen nicht zu einem „hohlen Allgemeinplatz“ (7) verkomme, ist es sein Ziel, eine grundlegende Funktionsbestimmung der Demokratie vorzulegen. Nicht eine weitere Idealisierung unter vielen soll diese „Demokratietheorie zweiter Ordnung“ (22) bilden, sondern einen allgemeinen analytischen Orientierungspunkt sowie eine kritische Prüfinstanz für partikulare demokratietheoretische Ideale und die demokratische Praxis. Demokratischer Symbolismus bezeichnet in diesem Kontext die hermeneutische Suchbewegung nach den „zumeist unbewussten Sinngrundlagen und Bedeutungszuschreibungen im realen politischen Handeln“ (22), die an den Punkt vorzudringen beabsichtigt, „der eine für alle Menschen verallgemeinerungsfähige Funktionsbestimmung demokratischen Handelns beschreibt“ (23).
CfA: Zwei PhD-Stellen in Projekt zu Global Citizenship Law (Berlin)
Am WZB sind derzeit zwei Doktorandenstellen in einem neuen ERC-Projekt zu „Global Citizenship Law: International Migration and Constitutional Identity“ ausgeschrieben. Eine Stelle im Bereich „Constitutional Identity and Global Migration„, eine weitere in „Citizenship and Governance in the European Union„. Folgt den Links für weitere Informationen, beide Ausschreibungen laufen bis zum 01. März, sind 65% Stellen und laufen auf vier Jahre.
CfP: Challenging Citizenship (in Portugal)
Wer im Juni 2011 nach Portugal fahren und zu Bürgerschaftskonzeptionen unter non-idealen Bedingungen schreiben möchte, den könnte dieser Call for Papers interessieren: Das Center for Social Studies der Universität Coimbra veranstaltet eine Konferenz zum Thema „Challenging Citizenship“, mit James Tully als Keynote-Speaker und einer Reihe interessanter Gäste aus aller Herren Länder. Einsendeschluss für die Abstracts ist Ende Dezember; alle weiteren Infos gibt es hier.
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