Der Begriff der Öffentlichkeit ist vieldeutig und komplex. Bereits der Versuch der englischsprachigen Übersetzung (public sphere, publicity, the public) verweist auf seine vielfältigen semantischen Dimensionen. Um auf aktuelle Herausforderungen dieser besonders politischen Öffentlichkeit zu reagieren – oder sie zunächst richtig einzuordnen und zu verstehen –, bedarf es daher einer vertieften (politik-)theoretischen Betrachtung. Dieser begrifflichen und theoretischen Herausforderung widmete sich der erste Teil der Doppeltagung der DVPW-Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte vom 19. bis 21. März an der Universität Erfurt. Der Auftakt zeugte sowohl vom überaus prägenden Einfluss Jürgen Habermas‘ in der deutschen Politikwissenschaft als auch von der Vielfalt der Phänomene der Öffentlichkeit, die die Theorie analytisch fassen muss. Obwohl Habermas daher einen gern aufgegriffenen Analyserahmen anbietet, wird die Herausforderung ersichtlich, wenn auch in Verbindung mit anderen Ansätzen, immer zu seiner Theorie zu greifen. Wichtig dabei ist jedoch ebenso, zu schauen, ob die Mischung unterschiedlicher Theorieansätze jenseits von bloßem Theorieabgleich produktiv für unser Verständnis vom Gegenstand ist. (mehr …)
Bürgerschaft
CfP: Frühjahrstagung (2026) der DVPW-Sektion Politische Theorie und Ideengeschichte zum Thema Bürgerschaft
Die vom 18. bis 20.03.2026 an der Philipps-Universität Marburg stattfindende Frühjahrstagung der DVPW-Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte hat sich „Bürgerschaft: Aktuelle Entwicklungspfade und konzeptionelle Neubestimmungen“ zum Thema gesetzt. Die Organisator:innen Oliver Eberl, Julian Nicolai Hofmann, Eva-Maria Schäfferle und Sandra Seubert (Kooperation der Universitäten Marburg und Frankfurt am Main) suchen dafür nach Beiträgen, die sich mit empirischen und/oder konzeptionellen Fragen zu diesem Thema sowohl in der Ideengeschichte als auch auf die Zukunft bezogen auseinandersetzen. Als Themenfelder schlagen sie Bürgerschaft im Konflikt, Bürgerschaft und Menschenrechte, regressive Tendenzen, transnationale Konstellationen, (post-)koloniale Verhältnisse sowie Transformationen von Beteiligungsformen vor. Mehr Informationen finden sich im ausführlichen Call.
Deadline ist der 30.06.2025, Einreichungen bitte an tagung-buergerschaft [[at]] uni-marburg.de.
Kongresssplitter: Zusammenhalt und demokratische Teilhabe innerhalb und außerhalb des Staatsgebietes in Zeiten der Krise
Kongresssplitter zum Panel Di D 05 — Democratic Membership in Times of Crisis: The Double Challenge of Broadening and Deepening Modern Citizenship
Während das 20. Jahrhundert in vielen westlichen Demokratien durch eine enge Verknüpfung von Staatsbürgerschaft, Wohnsitz und demokratischen Rechten geprägt war, stellen aktuelle gesellschaftliche Transformationsprozesse, wie die globale Klimakrise oder internationale Migration, die Tragfähigkeit dieses Verständnisses von Zugehörigkeit in Frage. Die Präsentator*innen des Panels „Democratic Membership in Times of Crisis“ setzten sich daher mit solchen gesellschaftlichen Veränderungen und ihrer Bedeutung für demokratische Mitgliedschaften auseinander. Zum einen standen Solidarität und sozialer Zusammenhalt in Zeiten gesellschaftlicher Transformationsprozesse innerhalb eines Staatsgebietes im Mittelpunkt, zum anderen wurden demokratische Partizipation und Mitgliedschaftsgrenzen jenseits des Nationalstaates betrachtet. (mehr …)
Doppelbürgerschaften statt Unionsbürgerschaft als Vorbild transnationaler Mitgliedschaften! Eva Maria Schäfferles ZPTh-Artikel in der Diskussion
Mit einem Beitrag von Joachim Blatter beginnt heute unsere zweite ZPTh-Debatte zum aktuellen Doppelheft der Zeitschrift für Politische Theorie. In dessen zweitem Teil sind Beiträge aus unterschiedlichen Bereichen des Fachs vertreten: Den Auftakt machen Texte von Stefan Matern und Ulrich Hedtke zum Schumpeter-Archiv bzw. zu den werkgeschichtlichen und biographischen Hintergründen der Demokratietheorie Schumpeters, nach denen Schumpeter auch selbst zu Wort kommt. Wer sich weniger für diesen Klassiker und mehr für postkoloniale Perspektiven interessiert, findet im Interview mit Dipesh Chakrabarty sowie dessen Einführung von Nicki K. Weber, Martin Oppelt und Christina Pauls Lesestoff. Hinzu kommen drei Abhandlungen – von Behzad Förstl zu Meinungsöffentlichkeiten als Idealtypus, von Skadi Krause zu den Anfängen modernen demokratischen Denkens in der Englischen Revolution sowie von Eva-Maria Schäfferle mit einer Rekonstruktion der europäischen Unionsbürgerschaft im Kontext der Debatten um demokratische Grenzen. Letzterer steht online open access zur Verfügung nun im Fokus des Kommentars von Joachim Blatter. Herzliche Einladung auch an dieser Stelle an alle zum Mitdiskutieren in den Kommentarspalten.
Eva-Maria Schäfferle liefert mit ihrer Rekonstruktion der Unionsbürgerschaft im Lichte der gegenwärtigen Boundary Debatten wertvolle Beiträge zur Diskussion über die normative Frage, wer zum Volk gehören soll, sowie zum besseren Verständnis der Europäischen Unionsbürgerschaft. Ihr Beitrag greift aber zu kurz, da sie sich zu sehr auf die Inklusion von Immigrant:innen konzentriert. Bei der Beantwortung der Frage, wer zum (Wahl- bzw. Stimm‑)Volk gehören soll, müssen wir stattdessen alle grenzüberschreitenden Ströme und (Inter‑)Dependenzen berücksichtigen. Darüber hinaus müssen wir sowohl den mobilen wie auch den sesshaften Bürger:innen mehr Zugehörigkeiten und Mitbestimmungsmöglichkeiten in verschiedenen EU-Ländern eröffnen. (mehr …)
Zum Verhältnis von Politischer Theorie und Migration. Ein Tagungsbericht zur ersten Dresdener DVPW Theoriesektions-Tagung 2021
Ob bzw. inwiefern gegenwärtige Migrationsbewegungen Konzepte der politischen Theorie in Frage stellen, welche Blindstellen in der politischen Theorie in Hinblick auf Migration, Zugehörigkeit und Rassismus bestehen, aber auch wie politische Theorie und Migrationsforschung einander befruchten können – diese Fragen standen am 09. und 10. März zur Debatte. Virtuell wurde damit die Theoriesektionstagung nachgeholt, die ursprünglich im Frühling 2020 in Dresden stattfinden sollte. Organisiert und geleitet von Hans Vorländer, Andreas Niederberger und Oliviero Angeli wurde in acht Panels das Verhältnis von politischer Theorie und Migrationsforschung diskutiert
Kartierung des Feldes
Entgegen früherer Theoriedebatten zu Migration, die sich vor allem um das Verhältnis zwischen dem Recht auf Ausschluss und dem Recht auf Einwanderung drehen, geht es bei dieser Sektionstagung – wie Andreas Niederberger in seinem Eröffnungsvortrag stark macht – schwerpunktmäßig um andere Spannungsfelder: Zwar haben die klassischen Debatten und Positionen zwischen Carens und Miller im abschließenden Panel und den Vorträgen von Therese Herrmann und Jonathan Holst auch ihren Platz, doch die Schwerpunkte bilden andere Debatten. (mehr …)
Krise und Wandel des Politischen. Vortragsreihe in Freiburg
An der Universität Freiburg stellen die Professur für Politische Theorie, die Freiburger AG ‚Krise und Wandel des Politischen‘ und das dortige Colloquium Politicum im beginnenden Semester erneut eine Vortragsreihe auf die Beine – diesmal unter der Überschrift ‚Krise und Wandel des Politischen‘. Den Auftakt macht Thomas Biebricher (Frankfurt), der sich kritisch mit dem politischen Denken des Neoliberalismus auseinandersetzt. Anhand der Idee des Föderalismus gibt uns Wolfgang Heuer (FU Berlin) Anregungen für ein Neudenken föderaler Traditionen und Strukturen an die Hand. Anna Meine (Siegen) wird sich schließlich Zukunftsfragen von demokratischer Mitgliedschaft im Staat und jenseits des Staates zuwenden. Nähere Informationen zu allen Vorträgen finden sich online und auch nach dem Klick.
Autumn School: Migration, Borders, and Citizenship (Amsterdam)
Vom 26. bis 30. Oktober 2017 findet in Amsterdam eine Autumn School zu “Migration, Borders, and Citizenship” statt. Die von der Dutch Research School of Philosophy (OZSW) und der Universität Amsterdam (UvA) organisierte Veranstaltung richtet sich an PhD-Studenten. Zu den Sprechern gehören Chandran Kukathas (LSE), Rainer Bauböck (EUI) und Anna Goppel (Universität Bern). Wer sich für eine Teilnahme interessiert, findet alle Infos hier. Die Teilnahmegebühren liegen bei 240 Euro und Bewerbungen müssen bis zum 31. Juli vorliegen.
CfA: Stelle in Luzern
Am politikwissenschaftlichen Seminar der Universität Luzern ist am Lehrstuhl von Joachim Blatter eine Stelle als (Ober-)assistentin/Oberassistent ausgeschrieben. Man kann sich auf post-graduate oder post-doc Niveau bewerben, der inhaltliche Schwerpunkt der Stelle liegt auf normativer und/oder empirscher Forschung zu Demokratie, Bürgerschaft, Migration und transnationalen Systemen. Die Stelle läuft für 5+2 Jahre und ist eine 50% Stelle, die im Fall von Postdocs aber durch Drittmittelgelder aufgestockt werden kann. Bewerbungen müssen bis zum 30. Juni 2017 in Luzern eingehen. Alle Infos und Details entnehmt bitte der Ausschreibung in deutsch oder englisch.
E.-Richter-Buchforum (2): Zwischen Republikanismus und Radikaldemokratie
— Teil 2 unseres Buchforums zu Emanuel Richters „Demokratischer Symbolismus“: Teil 1 (Luzia Sievi und Marcel Vondermaßen) —
Ausgangspunkt für Emanuel Richters Demokratischen Symbolismus ist die breit diagnostizierte Krise von Demokratie und Demokratietheorie zwischen Allgegenwärtigkeit und Beliebigkeit. Damit Demokratie im aktuellen Gewirr von Begriffen, Idealen und Forderungen nicht zu einem „hohlen Allgemeinplatz“ (7) verkomme, ist es sein Ziel, eine grundlegende Funktionsbestimmung der Demokratie vorzulegen. Nicht eine weitere Idealisierung unter vielen soll diese „Demokratietheorie zweiter Ordnung“ (22) bilden, sondern einen allgemeinen analytischen Orientierungspunkt sowie eine kritische Prüfinstanz für partikulare demokratietheoretische Ideale und die demokratische Praxis. Demokratischer Symbolismus bezeichnet in diesem Kontext die hermeneutische Suchbewegung nach den „zumeist unbewussten Sinngrundlagen und Bedeutungszuschreibungen im realen politischen Handeln“ (22), die an den Punkt vorzudringen beabsichtigt, „der eine für alle Menschen verallgemeinerungsfähige Funktionsbestimmung demokratischen Handelns beschreibt“ (23).
CfA: Zwei PhD-Stellen in Projekt zu Global Citizenship Law (Berlin)
Am WZB sind derzeit zwei Doktorandenstellen in einem neuen ERC-Projekt zu „Global Citizenship Law: International Migration and Constitutional Identity“ ausgeschrieben. Eine Stelle im Bereich „Constitutional Identity and Global Migration„, eine weitere in „Citizenship and Governance in the European Union„. Folgt den Links für weitere Informationen, beide Ausschreibungen laufen bis zum 01. März, sind 65% Stellen und laufen auf vier Jahre.
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