Tagungsbericht: Aktualität als Moment der Tradition – Marburg auf der Suche nach der Kritischen Theorie

Die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften der Marburger Universität gelten gemeinhin als Fachbereiche, deren Mitglieder eine lange Tradition kritischen Denkens fortführen. In dieser Tradition steht auch der 1978 verstorbene Soziologe Heinz Maus. Sein 100. Geburtstag wurde von der Arbeitsgruppe Kritische Theorie daher zum Anlass genommen, ihn vom 25. bis 27. März mit einer Tagung zu ehren und die Frage nach der Aktualität jener Tradition zu stellen. Unter dem Titel „Aktualität und Traditionalität – Zur Aufgabe kritischer Theorie“ lockte die Tagung zahlreiche Lehrende und Studierende auf den Marbuger Campus der Geisteswissenschaften, der von Bergen, Burgen und Flüssen derart umringt ist, dass man gerne glaubt, hier einen gut geschützten Ort kritischen Denkens gefunden zu haben. (mehr …)

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Die Frage nach dem Ort kritischer Gesellschaftstheorie – Eva Illouz über „Die Errettung der modernen Seele“

Das neue Buch von Eva Illouz ist wunderbar zu lesen, hoch anregend, aber in seinem kritischen Potential zu diskutieren. Worum geht es? Im Grunde möchte Eva Illouz erklären, wie es dazu gekommen ist, dass wir in einer durchpsychologisierten Gesellschaft leben, in der Selbsthilfegruppen, Ratgeberliteratur und –sendungen oder der „therapeutisch-emotionale Habitus“ fester Bestandteil unserer Kultur geworden sind, die so wenig wegzudenken sind wie der selbstverständliche Gang zum Psychotherapeuten. (mehr …)

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Lesenotiz: „Selbstbetrachtung aus der Ferne. Tocqueville, Weber und Adorno in den Vereinigten Staaten“ von Claus Offe

Ende letzten Jahres ist in Constellations ein Artikel von Claus Offe mit dem Titel „Governance: An Empty Signifier“ erschienen. Der Artikel an sich ist lesenswert, wenn auch nicht in Gänze überzeugend. Noch mehr hat mich aber gefreut, dass ich durch den Artikel auf ein schon 2004 erschienenes Buch von Claus Offe mit dem Titel „Selbstbetrachtung aus der Ferne. Tocqueville, Weber und Adorno in den Vereinigten Staaten“ aufmerksam geworden bin. Selbst vor kurzem aus den USA zurückgekehrt, habe ich das Buch direkt bestellt und gerade zu Ende gelesen.

Offe zeichnet nach, wie die drei Denker aus ihrer je eigenen Perspektive die USA wahrgenommen haben und welche Schlussfolgerungen sie aus diesem Bild für Europa gezogen haben. Interessant ist dabei der Vorschlag, die verschiedenen Zeitdiagnosen in vier Kategorien aufzuteilen: (mehr …)

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