Lesenotiz zu Veith Selks „Demokratiedämmerung. Eine Kritik der Demokratietheorie“

Es gehört zu den zahlreichen Ironien des vorliegenden Buches, einer überarbeiteten politikwissenschaftlichen Habilitationsschrift (Darmstadt), dass es bei Suhrkamp erschien, dementiert es doch mit kaltem Spott den ganzen linken und linksliberalen Mainstream, der mit der Suhrkamp-Theoriereihe – in der Selks Buch 2023 erschien – und Habermas in die alte und mittlere Bundesrepublik gelangte und zur Standardlektüre aller Intellektuellen wurde. Selk räumt aber noch weit mehr ab, wie der Titel „Demokratiedämmerung“ im Anklang an die „Götterdämmerung“ und der Untertitel im Anklang an Kant und Ingeborg Maus, aber auch an den geläufigen Konnex von Kritik und Krise (Schmitt, Koselleck) schon andeutet. Selk schlachtet nicht weniger als das Gründungsprojekt der bundesdeutschen Politikwissenschaft ab: die „Demokratiewissenschaft“ als „Legitimationswissenschaft“ und Versprechen politischer Bildung und „Demokratisierung“, darüber hinaus die real existierenden Demokratien, die als solche nicht mehr unter der Idee der Demokratie und grundbegrifflichen Orientierung an normativen Leitbegriffen wie „Gleichheit“ beschreibbar seien.  

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Call for Entries: „Hybrid“

Das interdisziplinäre Literatur- und Kulturmagazin [kon]-paper such für seine 11. Ausgabe Beiträge zum Thema ›Hybrid‹. Die Redaktion freut sich dabei ausdrücklich auch über Beiträge aus der Politischen Theorie und Philosophie. Abstracts für Essay- und Feuilletonbeiträge im Umfang von ca. 300 Wörtern können bis zum 13.04.2024 eingereicht  werden. Alle weiteren Infos findet ihr im ausführlichen Call. 

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CfA: W2-Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte (Halle-Wittenberg)

An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist aktuell eine W2-Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte ausgeschrieben. In der Ausschreibung heißt es:
„Gesucht wird eine Persönlichkeit, die den Bereich Politische Theorie und Ideengeschichte in Forschung und Lehre umfassend vertritt. Kenntnisse in klassischen und modernen Theorien sowie eine ideen­geschichtliche Breite werden erwartet. Ein Schwerpunkt in der Demokratieforschung, Verfassungs- und Staatstheorie oder Machttheorie sowie eine internationale Forschungsperspektive sind wünschenswert.“ Bewerbungsfrist ist der 24.03.2024.
Alle weiteren Anforderungen sowie Informationen zum Verfahren finden sich in der Ausschreibung, die auf den gängigen Portalen online zu finden ist.

 

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CfP: „Anerkennung und Trans/Feminismus“ (Berlin)

Esther Neuhann und Samu/elle Striewski organisieren am 17.5.2024 einen Workshop zum Thema „Anerkennung und Trans/Feminismus“ an der FU Berlin. Die Veranstalter:innen freuen sich auch über Beitragsvorschläge aus der Politischen Theorie und Philosophie. Abstracts hierfür können noch bis zum 31. März 2024 per Mail an samu.elle.striewski@fu-berlin.de geschickt werden. Alle weiten Infos (und mögliche Fragestellungen) findet ihr hier im ausführlichen Call.

 

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CfP: „Materialistisch-(queer)feministische Perspektiven auf Gewalt“ (Innsbruck)

Vom 5. bis 7. Dezember 2024 findet am Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) eine Konferenz zum Thema „Materialistisch-(queer)feministische Perspektiven auf Gewalt“ statt. Die Veranstaltung wird in Kooperation mit dem Arbeitsbereich Gender und Diversity des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft der FU Berlin organisiert und ist auch für Politiktheoretiker:innen interessant. Deadline für Beitragsvorschläge ist der 30.4.2024. Alle weiteren Infos findet ihr im PDF.

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CfP: „Politische Bildung in der Postapokalypse“ (Oldenburg)

Vom 11.-13. September veranstalten Werner Friedrichs und Tonio Oeftering an der Universität Oldenburg ein Symposium zum Thema „We are doomed! Politische Bildung in der Postapokalypse“. Die Praxis politischer Bildung in der Postapokalypse, so der Ausgangspunkt der Tagung, erfordert ein grundsätzliches Überdenken ihrer epistemischen Grundlagen, ihrer zentralen Orientierungen, ihrer Begriffsbestände, ihrer Modelle usw. Es stellen sich u. a. folgende, zentrale Fragen:

  • Wenn in der Postapokalypse die „Zukunftstauglichkeit liberal-demokratischer Politik“ brüchig wird und wir eine „Demokratiedämmerung“ (Selk, 2023) erleben – wie verschieben sich dann demokratietheoretische Fragestellungen? Geht es noch um die Legitimierung von politischen Entscheidungen oder bereits um die Frage, in welcher Form Gemeinschaften sich überhaupt noch demokratisch artikulieren können?
  • Welche Orientierungspunkte ergeben sich für eine postapokalyptische Gesellschaftsanalyse, die sich an einer „Sociology of Futurelessness“ (Tutton, 2023) orientiert?
  • Wie könnten bisherige Konzepte und Grundbegriffe politischer Bildung in einer postapokalyptischen Situation überdacht oder gar ersetzt werden? Welche neuen Orientierungen werden relevant (z. B. „Anpassung“ (Staab, 2022), „Resilienz“ (Schröder, 2024))?
  • Ermöglichen und beschleunigen die klassischen auf- und erklärenden Formate der politischen Bildung nicht das, was sie verhindern wollen? Werden sie sogar zu einer tragischen Praxis?
  • Ist die Rede von Krisen und insbesondere die Figur der Lösungssuche überhaupt noch sinnvoll? Wie mit dem Ab(-)grund umgehen?
  • Steht die Orientierung an Möglichkeitsräumen mit ihren Planspielen und Simulationsszenarien am Ende im Dienst eines imperialen Reflexions- und Modalisierungsregimes (vgl. dazu Soltro, 2022), das die Postapokalypse stabilisiert?
  • Wie kann politische Bildung jenseits eines problemlösenden Lernens konzeptualisiert werden (etwa in Formen eines „Edgeworkings“ (Hentschel, 2023))?

Um Vortragsvorschläge zu den genannten oder auch weiteren Fragen wird in Form eines Abstracts (ca. 2.500 Zeichen inkl. Literaturangaben und Leerzeichen) bis spätestens zum 01.06.2024 an postapokalypse2024@uni-oldenburg.de gebeten. Der vollständige Call kann hier eingesehen werden.

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CfA: Horkheimer Fellowship 2024 (Frankfurt)

Das Frankfurter Institut für Sozialforschung schreibt in Würdigung des Philosophen, Soziologen und langjährigen Direktors des IfS, Max Horkheimer, das Horkheimer Fellowship 2024 aus. Ziel des Fellowships ist es, exzellente Wissenschaftler:innen aus allen Bereichen der Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften zu fördern, die ein klar definiertes Projekt im Bereich des diesjährigen Forschungsschwerpunkts zum zeitgenössischen Antisemitismus verfolgen.

Das Fellowship richtet sich in erster Linie an internationale Postdoktorand:innen, die zu einem im September 2024 beginnenden dreimonatigen Forschungsaufenthalt am Institut für Sozialforschung eingeladen werden.

Um Bewerbungen in englischer Sprache wird bis zum 15. April 2024 gebeten. Diese können über das auf der IfS-Website bereitgestellte Bewerbungsformular eingereicht werden. Das Auswahlverfahren wird im Mai 2024 abgeschlossen sein. Alle weiteren Informationen findet ihr hier im CfA.

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Wann ist ein Mensch ein Mensch? Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und die Rechte von Kindern

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR) ist im Verlauf ihrer 75-jährigen Geschichte insbesondere hinsichtlich ihres universalistischen Geltungsanspruchs immer wieder grundlegend kritisiert worden. Wie auch in den vorangegangenen Beiträgen zu diesem Schwerpunkt betont wurde, problematisiert diese – philosophische – Kritik in unterschiedlicher Weise, dass ‚der Mensch‘ als mutmaßlich universelles Subjekt der proklamierten Rechte dergestalt verengt (als „erwachsen, europäisch, weiß, wohlhabend, nicht behindert“, und – nicht zu vergessen – männlich) verstanden wird, so dass die in der der AEMR proklamierten Rechte letztlich nicht als universelle, sondern als diskriminierende und ausschließende Rechte wirken. 

Ohne die Relevanz dieser wichtigen Kritik in Frage stellen zu wollen, möchte ich im Folgenden daran erinnern, dass – auch und gerade, wenn diese Kritik bei der Zuschreibung von Menschenrechten explizit berücksichtigt wird – spätestens beim Versuch der praktischen Realisierung der allgemeinen Menschenrechte (in Form der Überführung in spezifische, bindende Rechte) der Universalismus der AEMR nicht aufrechterhalten werden kann. Es geht mir also, anders formuliert, nicht um die normative Frage, ob bzw. inwiefern eine konkretisierende Ausformulierung der Menschenrechte deren unterschiedlichen Träger:innen (gleichermaßen) gerecht wird. Es geht mir vielmehr um das praktische Problem, dass eine konkretisierende Ausformulierung überhaupt nur um den Preis möglich ist, dass (teilweise) mit dem universalistischen Anspruch der AEMR gebrochen wird – insofern sich nämlich die Idee ‚des Menschen‘ als Träger:in von Menschenrechten als zu allgemein erweist, um daraus konkrete Rechte verschiedener Menschen abzuleiten.  (mehr …)

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„Duties of Civility?“ Rawls-Konferenz in Regensburg

Vom 11.-13. März findet in Regensburg eine internationale Konferenz zum Thema „Duties of Civility? Rawls’s Theory of Deliberative Democracy and its Relevance in the Digital Age“ statt. Die Hauptziele der Konferenz bestehen darin, die Kernelemente von Rawls‘ Theorie der deliberativen Demokratie zu rekonstruieren und die zeitgenössische Relevanz dieser Konzepte im digitalen Zeitalter zu bewerten. Um eine Anmeldung per E-Mail an sarah.strömel@ur.de wird bis zum 01. März gebeten. Das vollständige Programm findet ihr hier.

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CfP: Zum Schwerpunkt „Migration“ in der Zeitschrift für Praktische Philosophie

Karoline Reinhardt und Gottfried Schweiger geben in der Zeitschrift für Praktische Philosophie den für Juli 2025 geplanten Themenschwerpunkt „Migration“ heraus. Der Schwerpunkt lädt philosophische Beiträge zu allen Facetten von Migration ein, ohne Einschränkung auf bestimmte Perspektiven oder theoretische Zugänge. Das umfasst etwa Herangehensweisen der angewandten Ethik, der Moralphilosophie, der politischen Philosophie, der Rechts- und Staatsphilosophie, aber auch der Wirtschaftsphilosophie, die sich konkreten Problemen widmen, wie auch abstraktere Theoriediskussionen und Texte, die dem Thema Migration in der Philosophiegeschichte nachgehen. Arbeiten an interdisziplinären Schnittpunkten zur sozialwissenschaftlichen Migrationsforschung, der Rechtswissenschaft, der Politikwissenschaft, anderen Geistes- und Kulturwissenschaften sowie solche, die empirisches Material oder auch eigene Migrationserfahrungen philosophisch reflektieren, sind ebenso willkommen.

Die Einreichungsfrist für die Beiträge ist der 31. Oktober 2024. Den vollständigen CfP findet ihr hier.

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