Lesenotiz zu Grit Straßenbergers „Hannah Arendt zur Einführung“

Noch eine Einführung?

Kaum einer politischen Theoretikerin wird so viel Aufmerksamkeit zuteil wie Hannah Arendt. Spätestens seit der Verfilmung von Arendts Verarbeitung des Eichmann-Prozesses durch Margarethe von Trotta aus dem Jahr 2013 ist sie auch außerhalb des akademischen Betriebs bekannt. Im Kontext dieses, ja fast schon Arendt-Hypes, hat Grit Straßenberger 2015 eine neue Einführung in Arendts Denken vorgelegt; noch dazu im Junius-Verlag, der mit Karl-Heinz Breiers älterem aber bisher stets wieder neu aufgelegten Band schon eine Einführung im Programm hatte. Angesichts der ohnehin schon inflationär anmutenden Arendt-Publikationen stellt sich die Frage: noch eine Einführung? Macht das Sinn? Um das Ergebnis dieser Lesenotiz vorwegzunehmen: Ja, das tut es! Die Gründe dafür liegen sowohl in der Rezeptionsgeschichte Arendts, die einer ständigen Revision unterliegt, als auch in der Qualität von Straßenbergers Buch.

(mehr …)

Weiterlesen

Das kosmopolitische Europa wartet. Lesenotiz zu Dieter Gosewinkels „Schutz und Freiheit?“ (Suhrkamp 2016).

Dieter Gosewinkel: Schutz und Freiheit? Staatsbürgerschaft in Europa im 20. und 21. Jahrhundert, Berlin: Suhrkamp 2016.

 

Buch der Stunde?

„Staatsbürgerschaft in Europa im 20. und 21. Jahrhundert“ ist ein präziser Untertitel für ein Werk, dessen Haupttitel etwas ratlos machen mag. Denn unter einem mit Fragezeichen versehenen Titel wie Schutz und Freiheit? das Konzept der Staatsbürgerschaft zu erörtern, wird erst verständlich, wenn man die Ausgangsthese des Berliner Historikers Dieter Gosewinkel teilt, dass es diese zwei Begriffe mit ideenhistorisch spannungsreicher Vorgeschichte waren, auf deren Verschmelzung mittels Staatsbürgerschaftskonzept zu Beginn des europäischen 20. Jahrhunderts allgemein gehofft wurde. (mehr …)

Weiterlesen