[Fortsetzung von Teil I]
Jonas Knatz (JK) & Anne Schult (AS): Ab den 1930er Jahren führten Deportationen und Zwangsmigrationen zu einem raschen Niedergang der Geistesgeschichte und ihrer Methoden innerhalb der deutschen Wissenschaft. Teile dieser intellektuellen Tradition fanden jedoch schnell eine neue Heimat im Ausland, insbesondere in den USA. Einige von Meineckes Schülern, wie beispielsweise Felix Gilbert, aber auch andere Gelehrte wie Werner Jaeger, Erwin Panofsky und George Mosse waren entscheidend für die Etablierung der amerikanischen history of ideas. In diesem Sinne ist die Geschichte der Geistesgeschichte keine rein deutsche, sondern eben eine transatlantische. Inwieweit sind die amerikanische history of ideas und ihre Entwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf eine spezifische deutschen Tradition zurückzuführen?
Richard Bourke (RB): Der Einfluss deutscher Traditionen auf die Geschichtswissenschaft in den USA ist enorm. Das hat zum Teil mit Meineckes Schülern zu tun, ergab sich aber auch aus der Bedeutung der deutschen Wissenschaft insgesamt. Sie führen die Beispiele von Gilbert, Panofsky und Mosse an. Man könnte auch Lovejoy, Hughes, Schorske, Krieger, Gay, Iggers, Jay und Toews erwähnen. Die Frage ist, inwieweit diese Tradition durch eine Reihe von intellektuellen „Wendungen“ vorangetrieben wurde, ob linguistisch, postmodern oder postkolonial. (mehr …)
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