Ab kommenden Montag werden die Vorträge der bereits angekündigten Vorlesungsreihe „Zur Zukunft der Politischen Theorie im 21. Jahrhundert“, die Helene Gerhards und ich dieses Sommersemester an der Universität Göttingen veranstalten, als Podcast hier auf dem Theorieblog veröffentlicht – sowohl als Folien-Video-Podcast als auch als Audio-Stream und Download. Im Idealfall präsentieren wir euch jeden Montag einen neuen Vortrag aus der Reihe. Es ist uns wichtig, dass die Themen und nicht, wie in der Politischen Theorie üblich, die einzelne Autoren im Fokus stehen: Es geht uns um neue Problemfelder und nicht um alte oder neue Klassiker. Es geht nicht darum sich „sklavisch“ entlang von Theoriesträngen zu hangeln, sondern mit einem flexiblen, im besten Falle lösungsorientierten Set von (normativen, dekonstruierenden, hermeneutisch gewonnenen, kritischen usw.) Argumenten die Forschungsfragen zu beantworten. Ziel der Vortragsreihe ist es einen multiperspektivischen Blick auf sich erst entwickelnde, am Anfang, Neuanfang oder Umbruch stehende Forschungsfelder zu werfen. Worum geht es im Einzelnen?
Im ersten Block der Reihe geht es mit Vorträgen von Christian Volk, Franziska Martinsen, Paula Diehl und hoffentlich nachträglich auch von Julia Schulze Wessel um die Entgrenzung traditioneller Formen der Politik durch Verschiebung der Grenzräume, das Zerfallen nationaler Souveränität oder der paradoxen Bestimmung der europäischen Menschenrechte. Das Panel soll die Frage stellen, wie transnationale Konstellationen, postsouveräne Figurationen des Demokratiemodells und politische Repräsentation in und jenseits geschlossener Gesellschaftspolitiken und alten Repräsentationsregeln zu denken ist.
Im zweiten Block widmet sich die Vorlesung der Transformation der Problemfelder des Politischen mit Beiträgen von Holger Zapf, Thomas Bedorf, Ina Kerner und Oliver Hidalgo: Gesellschaftliche Ausdifferenzierung, Pluralisierung, Hybridisierung und Globalisierung sind die Schlagworte, unter denen sich die Beiträge des zweiten Blocks zusammenfassen lassen. Religionskonflikte, Terror, Rassismus, struktureller Ausschluss von Teilhabe an gesellschaftlichen Institutionen und Rechten, Verteilungskonflikte aller Art – dies sind genau die Problemfelder, auf denen sich Machtverhältnisse und Interessenslagen heute erneut konstituieren und miteinander in Streit geraten.
Im dritten inhaltlichen Abschnitt soll es um neue Modi der Kritik gehen – nach dem Ende der großen Erzählungen und alten Gewissheiten. Dabei stehen nicht bloß die inhaltlichen Felder, in denen Kritik geübt und zu denen Kritik geäußert wird, wie der Strafvollzug oder die Wirtschaftsordnung, im Vordergrund, sondern auch die Frage, wie eigentlich auf welche Weise Kritik als theoretische Praxis verstanden und ausgeübt werden kann. Damit wird sich der Block ganz unterschiedlichen normativen Ansätzen, Kritikbegriffen und theoretischen Praxen des Kritisierens widmen, die auf eine strenge Letztbegründung und das Festklopfen von Norm- und Rechtfertigungsmechanismen verzichten. Als Referenten werden Thomas Biebricher, Fabian Freyenhagen, Matthias Bohlender, Franziska Dübgen und Samuel Salzborn vortragen.
Die Podcastveröffentlichung soll nicht nur allen, die nicht in Göttingen dabei sein können, die Möglichkeit geben die Vorträge dennoch zu hören, sondern wir hoffen auch auf eine rege Beteiligung an der Diskussion hier in den Kommentaren. Los geht es am Montag den 02.05 mit dem Beitrag von Christian Volk, nachdem der Vortrag von Julia Schulze Wessel leider (vorläufig) ausfallen musste.
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