Die jüngsten Transformationen des finanzialisierten Kapitalismus lassen sich schwer auf einen Begriff bringen. Die Schaffung, Verbreitung und Verselbstständigung neuartiger Finanzinstrumente seit den 1980er-Jahren begünstigten die Entkopplung der Kapital- und Kredit- von der realen Produktionswirtschaft. Weil der Deregulierungswille mittlerweile jedoch merklich abgenommen hat und sich selbst treueste Anhänger von ihrer früheren Liberalisierungseuphorie distanzieren, und weil gleichzeitig Staaten- und internationale Regulierungsbehörden ihr Verhalten ändern, ist eine Diskussion um das neue Antlitz des zeitgenössischen Kapitalismus entbrannt. Lange Zeit mussten terminologische, mit dem Präfix „Post-“ versehene Hilfskonstruktionen – sei es im Sinne eines Post-Fordismus oder Post-Neoliberalismus – als Ersatzbestimmungen herhalten. Mit seiner Habilitationsschrift, die nun bei Suhrkamp erschienen ist, wagt Joscha Wullweber den ambitionierten Versuch einer solchen Bestimmung. Er legt eine elegante Zeitdiagnose vor, die Politische Ökonomie auf einem soliden politik- und gesellschaftstheoretischen Fundament betreiben möchte. Dieses Unterfangen ist äußerst ertragreich und wirft weiterführende Fragen auf, wie all das konzeptionell integriert zu werden vermag.
Transformation
CfA: Promotionsstipendien (Oldenburg)
Im Rahmen des interdisziplinären Promotionsprogramms „Gestalten der Zukunft: Transformation der Gegenwart durch Szenarien der Digitalisierung“, das auch für politische Theoretiker*innen interessant ist, sind aktuell bis zu vier Stipendien ausgeschrieben. Das Programm ist am Wissenschaftlichen Zentrum „Genealogie der Gegenwart“ der Universität Oldenburg angesiedelt. Angetreten werden sollen die Stipendien, die eine Laufzeit von drei Jahren haben, spätestens zum 01.10.2021. Genauere Infos zu dem Programm und zu den Bewerbungsmodalitäten gibt es hier. Die Bewerbungsfrist ist der 15. Juni.
Diskussion: „Über Sozialismus reden“ (Berlin, 12.12.)
In der Reihe Critical Theory in Context findet am 12.12.2019 eine Diskussion zum Thema Sozialismus statt, an der Lea Ypi, Giacomo Corneo und Michael Brie teilnehmen. Sie beginnt um 18 Uhr in der Vierten Welt (Adalbertstraße 4, Berlin). Ihr Ausgangspunkt ist, dass in den westlichen Demokratien die Stimmen wieder lauter werden, die eine Wieder- und Neubelebung sozialistischer Projekte fordern. Die Veranstaltung will ausloten, wie solche sozialistischen Zukunftsprojekte zu verstehen sind und wie tief eine sozialistische Transformation dementsprechend gehen würde. Sie ist Auftakt für eine ganze Reihe, die diesen Fragen gewidmet werden soll. Mehr Informationen gibt es hier.
Zur Zukunft der Politischen Theorie im 21. Jahrhundert: Podcasts zur Vorlesungsreihe
Ab kommenden Montag werden die Vorträge der bereits angekündigten Vorlesungsreihe „Zur Zukunft der Politischen Theorie im 21. Jahrhundert“, die Helene Gerhards und ich dieses Sommersemester an der Universität Göttingen veranstalten, als Podcast hier auf dem Theorieblog veröffentlicht – sowohl als Folien-Video-Podcast als auch als Audio-Stream und Download. Im Idealfall präsentieren wir euch jeden Montag einen neuen Vortrag aus der Reihe. Es ist uns wichtig, dass die Themen und nicht, wie in der Politischen Theorie üblich, die einzelne Autoren im Fokus stehen: Es geht uns um neue Problemfelder und nicht um alte oder neue Klassiker. Es geht nicht darum sich „sklavisch“ entlang von Theoriesträngen zu hangeln, sondern mit einem flexiblen, im besten Falle lösungsorientierten Set von (normativen, dekonstruierenden, hermeneutisch gewonnenen, kritischen usw.) Argumenten die Forschungsfragen zu beantworten. Ziel der Vortragsreihe ist es einen multiperspektivischen Blick auf sich erst entwickelnde, am Anfang, Neuanfang oder Umbruch stehende Forschungsfelder zu werfen. Worum geht es im Einzelnen?
Ringvorlesung „Modelling Transformation“ (Frankfurt)
Auch in diesem Semester wird es wieder eine vom Frankfurter Exzellenzcluster „Normative Ordnungen“ organisierte Ringvorlesung geben. Thema ist diesmal „Modelling Transformation“ und es soll allgemein um Phänomene des Wandels und der Steuerung von Wandel gehen. Den Auftakt macht am 20.04 Wolfgang Knöbl vom Hamburger Institut für Sozialforschung mit einem Vortrag zu „Was ist ein sozialer Prozess“. Die weiteren Beiträge in der Reihe sind: Rudolf Stichweh zu Soziokulturelle Evolution und soziale Differenzierung“ (04.05), Eva Geulen zu Reihenbildung nach Goethe (01.06), Andrew Abbott zu Processual Social Theory (15.06) und Lorraine Daston zur Strange Modernity of Modern Science. Die Vorträge sind jeweils Mittwochs um 18 Uhr (Hz 10). Alle Infos entnehmt bitte der Webseite oder dem Plakat.
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