Legitimationsprobleme des Global Governance Systems. Michael Zürns Theorie der globalen Politik

Mit seiner bei Oxford University Press publizierten Monographie „A Theory of Global Governance“ hat Michael Zürn nicht nur die Summe seiner Forschungen vorgelegt, sondern eine beeindruckende Theorie der globalen Politik auf der Basis der neuesten empirischen Forschung und bei genauer Kenntnis der Internationalen Politischen Theorie vorgelegt. Der entscheidende kreative Schritt liegt darin, das internationale politische Geschehen als ein eigenes politisches System, das „Global Governance System“ (GGS), zu verstehen.

Der Systembegriff ist hier nicht bloß analytisches Instrument. Das GGS gibt es. Es ist eine politische Einheit, die keinen staatsartigen Charakter besitzt, aber auf fest eingelebten normativen Prinzipien und der Ausübung von globaler Autorität vorrangig durch internationale Organisationen (IOs) beruht. Die politische und epistemische Autorität der IOs ist in den letzten dreißig Jahren massiv gewachsen, aber immer nur sektoral angelegt, auf einen Politikbereich bezogen. So bilden die Träger des GGS nur ein Netzwerk lose miteinander verkoppelter Institutionen. Erhebliche Legitimationsprobleme sind die Folge. Während früher IOs öffentlich fast unbemerkt agieren konnten, kommt es nun zu einer wachsenden globalen Thematisierung und Politisierung. Auf die kritischen Debatten und Proteste, aber auch die positiven Bezugnahmen auf globale Normen reagieren wiederum die internationalen Organisationen. Im Ergebnis dieser Kämpfe um Legitimität entscheidet sich, ob das GGS sich vertiefen kann oder einen Niedergang erlebt. (mehr …)

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