Podcast: Ina Kerner – Postkoloniale Theorien als globale kritische Theorien

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Die den Vortrag von Ina Kerner leitende Ausgangsfrage ist, wie eine der Globalisierung angemessene kritische Theorie aussehen könnte; eine Theorie die dabei nicht nur in der Kritik verbleibt, sondern eine Perspektive der Widerständigkeit und Transformation eröffnen könnte. Dabei wird die Theorie auf zwei Ebenen von der Globalisierung durchdrungen zum einen als Gegenstand des Theoretisierens und zum anderen als Globalisierung der Theorie selbst. Für Kerner besteht die Herausforderung einer solchen doppelbestimmten globalen kritischen Theorie als erstes in der Überwindung des methodischen Nationalismus und Eurozentrismus und deren Blindheit für die Andersartigkeit politischer Prozesse in nicht-westlichen Kontexten. Zu diesem Zweck zieht Kerner eine außerordentliche Breite an Theoretikerinnen und Theoretikern aus den unterschiedlichsten Erdteilen zu Rate: Mit Stuart Hall thematisiert sie den Eurozentrismus, der Europa zum Maßstab globaler Entwicklungen macht, mit Fernando Coronil globale Machtasymmetrien, mit Achille Mbembe und Anibal Quijano die historischen Hinterlassenschaften des Kolonialismus, mit Eduardo Mendieta die epistemischen Privilegien und plädiert abschließend mit Veith Selk für die Übersetzung theoretischer Konzepte und die Überarbeitung des theoretischen Kanons des globalen Nordens. Quintessenz des theoretischen Angebots, das Kerner als eine Art Werkzeugkasten für eine bessere Welt präsentiert, ist, dass jede Kritik in Zeiten der Globalisierung ohne Berücksichtigung der peripheren, nicht-westlichen Wissensformen unvollständig bleibt.

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Doing Cultural Studies. Nachruf auf Stuart Hall (1932-2014)

Er galt als einer der wichtigsten öffentlichen Intellektuellen Großbritanniens und war in Deutschland dennoch nur einem – allerdings nicht unbedeutenden – Teil des Publikums bekannt. Stuart Hall, der am 10. Februar im Alter von 82 Jahren gestorben ist, war gerade im angelsächsischen Raum ein großer Inspirator ganzer Generationen von Kulturwissenschaftlern, für die Culture als Praxis keineswegs die kanonbeflissene Exegese der Klassiker bedeutete, sondern – mit den Worten von Raymond Williams – „a whole way of life“ darstellte. „Culture is ordinary“, diese Losung von Williams, der zusammen mit Richard Hoggart das „Centre for Contemporary Cultural Studies“ (CCCS) an der Birmingham University gründete, war ein Leitmotiv der Cultural Studies. Diese ebenso weitverzweigte wie widersprüchliche Theorierichtung wollte auch die Niederungen der vermeintlichen Trivialkultur ernst nehmen und dabei die „Kunst des Eigensinns“ (Rainer Winter) der Rezipienten betonen. Die Cultural Studies schärften den Blick auch für die kreative und widerspenstige Kraft jugendlicher Subkulturen, während in den Hörsälen mitunter noch über Schundliteratur und Kulturverfall räsoniert wurde. (mehr …)

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