In der kommenden Woche (5.-9.12.2011) ist Raymond Geuss zu Gast am Jenaer Forschungszentrum Laboratorium Aufklärung. Seine kritischen Thesen, die er insbesondere in der Streitschrift ‚Philosophy and Real Politics‚ vertritt, haben in der politischen Theorie und Philosophie große Resonanz erzeugt – zuletzt etwa auf der Herbsttagung der DVPW-Theoriesektion (wir berichteten). In Jena wird Geuss zwei Vorträge halten, ein Seminar geben und an der internationalen Tagung „Die Bildung der Moderne“ teilnehmen. Hier geht’s zum Überblick über die Veranstaltungsreihe. Auch kurzentschlossen Interessierte sind herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen teilzunehmen.
Raymond Geuss
Politische Theorie vs. politische Praxis. Zwei Anregungen zu einem Brückenschlag
Ganz gleich wo man die Anfänge der Politischen Theorie verortet, ob auf dem Marktplatz von Athen, wo Sokrates die Bürger zum Hinterfragen althergebrachter Ansichten anstiftete (ein im Arendtschen Sinne durch und durch politischer Akt), bei Machiavelli, der Fürsten das Regieren lehren wollte, oder bei Hobbes, der sich zum Ziel setzte, das zu leisten, was seiner Ansicht nach weder Platon noch Aristoteles gelungen war, nämlich Politik wissenschaftlich zu ergründen, stets schien sich die Frage nach der Praxistauglichkeit politischer Theorien aufzudrängen (auch wenn sie bei Sokrates, jedenfalls Platos Darstellungen zufolge, zugegebenermaßen weniger zentral war als etwa bei Machiavelli). Seither begleitet diese Frage in mehr oder weniger offensichtlicher Form jegliche Beschäftigung mit politiktheoretischen Fragen: Eher selten stand sie so sehr im Mittelpunkt der Untersuchung wie bei Marx, doch sogar dort, wo sie vermeintlich gar nicht zur Disposition stand (manche sehen dies bei Kant gegeben, andere bei Hegel), wurde sie schließlich von Kritikern ins Feld geführt. Dies lässt vermuten, dass die Frage nach der Praktikabilität von Politischer Theorie untrennbar mit derselben verbunden ist. (mehr …)
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