Entmythologisierung. Zur Neuausgabe der „Deutschen Ideologie“ (MEGA2 I/5)

Im kollektiven Gedächtnis des Marxismus sowie der Marx- und Engelsforschung hat die Deutsche Ideologie – genauer jenes Textkonvolut, das unter dieser Überschrift firmierte – immer einen besonderen Platz eingenommen. Mit der Deutschen Ideologie, wie sie im dritten Band der Marx-Engels-Werke (MEW) lange Zeit wirkmächtig und kanonisch überliefert wurde, assoziierte man vor allem das berühmte Feuerbach-Kapitel, das nicht nur dem Traditionsmarxismus als die Geburtsstunde des sogenannten „historischen Materialismus“ galt. Zwar hatte man schon seit Längerem geahnt, dass Kapitel I. Feuerbach das Ergebnis einer editions- und wissenspolitischen Konstruktion war und man wusste auch, dass möglicherweise nicht so sehr der große Philosoph Feuerbach, sondern stärker noch der gespenstische Stirner die Hand an der „Wiege des Marxismus“ (Wolfgang Eßbach) hatte; gleichwohl wirkte der Mythos von einem abgeschlossenen, kohärenten und ursprünglichen „Werk“ oder Referenztext des „historischen Materialismus“ in weiten Teilen einer akademischen und politischen Öffentlichkeit fort.

Spätestens aber mit der Neuausgabe der Deutschen Ideologie innerhalb der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA2 I/5) ist dieser Mythos als ein solcher offengelegt und sichtbar gemacht. Die HerausgeberInnen, Ulrich Pagel, Gerald Hubmann und Christine Weckwerth, haben daher mit dieser Neuausgabe nicht weniger geleistet als einen weiteren, mächtigen Schritt zur Entmythologisierung des Marxismus wie wir ihn bisher kannten. (mehr …)

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Marx im Netz: Interview zur MEGAdigital

Die Marx-Engels-Gesamtausgabe ist eine imposante Größe der deutschen Editionslandschaft. Die Wurzeln des in den späten 1960er Jahren begonnenen Projektes reichen bis in die Sowjetunion der 1920er Jahre zurück – dazwischen liegen radikale Brüche: Im Rahmen der Stalinistischen Säuberungen wurde das Projekt abgebrochen und Mitarbeiter hingerichtet. Erst 1975 entstand, gegen Widerstände, in der DDR der erste neue Band. Nach 1989 wurden die Ausgabe entideologisiert, konnte aufgrund der philologisch einwandfreien Textsubstanz aber weitergeführt werden. 61 Doppelbände sind bislang veröffentlicht, 114 insgesamt geplant. Doch die MEGA entwickelt sich weiter: Seit 2005/2006 läuft das Pilotprojekt der MEGAdigital, die Marx und Engels ins Netz bringt und der Öffentlichkeit Recherchen und Textvergleiche erleichtern soll – bislang sind Teile des Kapital und der Vorarbeiten verfügbar. Zu diesem Digitalprojekt haben wir den MEGA-Arbeitsstellenleiter an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Gerald Hubmann, und die Projektleiterin Regina Roth befragt. Der Zeitpunkt passt – gerade wurden Marx‘ Schriften zum Weltkulturerbe erklärt. (mehr …)

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Das Kapital in Berlin: MEGA-Tagung

Zum Abschluss der „Kapital“-Abteilung der Marx-Engels-Gesamtausgabe, dem 1970 begonnen Großeditionsprojekt, laden Friedrich-Ebert-Stiftung, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und die Internationale Marx-Engels-Stiftung am 31. Januar zu einer Tagung nach Berlin. Neben einer von Harald Bluhm moderierten Podiumsdiskussion sprechen Herfried Münkler und Heinz D. Kurz. Um Anmeldung wird gebeten; Programm und alle Infos finden sich hier.

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