Juristische Staatstheorie in kulturwissenschaftlicher Absicht. Thomas Vestings „Staatstheorie“ in der Diskussion

Was in der Politikwissenschaft inzwischen zum state of the art gehört, nämlich dass die einst mit viel Verve betriebene Verabschiedung des Staates nunmehr selbst zu verabschieden ist, erhitzt in der staatsrechtlichen Nachbardisziplin bis heute die Gemüter. Der Staatsbegriff wird dort gerade von einer jüngeren Generation gern als Ausweis nationaler Introvertiertheit des deutschen Staatsrechts, internationales Rezeptionshindernis staatsrechtlicher Forschung sowie Relikt vordemokratischer Traditionsbestände dargestellt. Daher darf man das gerade erschienene Studienbuch von Thomas Vesting, überschrieben mit dem schlichten Titel „Staatstheorie“, als Ausrufezeichen verstehen.

Mit disziplinären Querelen hält sich der Autor indes nicht lange auf, sondern schickt seiner Studie die Klarstellung voran, dass ohne die Ordnungs- und Stabilisierungsleistungen, wie sie der moderne Staat erbracht hat und immer noch erbringt, auch künftig kein dauerhaftes friedliches Zusammenleben zwischen Menschen möglich sein wird. Wie der Staat diese Leistungen im Zeitalter der Globalisierung weiter erbringen kann, wie sich seine Rolle dabei wandelt und vor allem was das für die Theorie des Staates bedeutet, war Gegenstand der Diskussionen eines Kolloquiums zum Thema „Staatstheorie im 21. Jahrhundert“, das am 13. Dezember 2018 am Frankfurter Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte anlässlich des Erscheinens des Buchs im Beisein des Autors stattgefunden hat und von Ino Augsberg, Ricardo Campos und Uwe Volkmann organisiert wurde.

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Buchvorstellung und Diskussion (Berlin): Das Adam-Smith-Projekt

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Aus dem Gleichgewicht: Zur Konzeptualisierung von Markt und Krise im Rahmen einer Kritischen Theorie des Wirtschaftens“ veranstaltet der Lehrstuhl von Rahel Jaeggi zusammen mit dem Verlag Springer VS eine Diskussionsveranstaltung zur Veröffentlichung von Bastian Ronges Buch Das Adam-Smith-Projekt.

In seiner Studie „Das Adam-Smith-Projekt. Zur Genealogie der liberalen Gouvernementalität“ rückt Bastian Ronge das Werk von Adam Smith in ein neues Licht. Ausgehend von Michel Foucaults Analyse der liberalen Gouvernementalität zeigt er, dass bereits bei Adam Smith die Prinzipien jener Regierungsweise zu finden sind, unter der wir immer noch leben. Auf diese Weise gelingt es ihm, die foucaultsche Analyse zu präzisieren und zugleich die Standardinterpretation von Adam Smith als Vater der modernen Wirtschaftswissenschaften und Vordenker des freien Marktes zu hinterfragen. Mit seiner genealogischen Untersuchung leistet Ronge Arbeit am Mythos Adam Smith und trägt zur Problematisierung der sozio-ökonomischen Selbstdeutung westlicher Gesellschaften bei.

Mit dem Autor diskutieren Dr. Robert Nichols (Uniuversity of Minnesota und Humboldt-Stipendiat), Prof. Martin Saar (Universität Leipzig) und Prof. Hans-Peter Müller (HU Berlin). Die Moderation führt Prof. Rahel Jaeggi (HU Berlin). Los geht es um 18 Uhr in der „Vierten Welt“ (am Kottbusser Tor).

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