MPIfG-Schwerpunkt: Wie der Kapitalismus die Familie verändert

Wer überraschende Diagnosen und markige Bewertungen sucht, wurde bislang noch immer bei Wolfgang Streck fündig. Dass der scheidende Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung auch zukünftig eine Stimme von Gewicht bleiben wird, markiert das aktuelle Themenschwerpunkt des MPIfG-Newsletters. Darin erläutert Wolfgang Streeck mit seinem Beitrag „Kinder, Arbeit und Konsum“, was das Thema Geburten und Geburtenraten in einem Forschungsprogramm zur politischen Ökonomie des modernen Kapitalismus zu suchen hat: „Die Ausweitung der Arbeitsmärkte schlägt sich – durch die Ausgliederung der Kinderpflege – in den staatlichen Haushalten als Ausweitung der Staatstätigkeit nieder“, heißt es etwa, doch wo „zwischen guten und schlechten Kindern nach Maßgabe der Rentabilität unterschieden wird, beginnt der kapitalistische Totalitarismus.“ Das Themenheft stellt die aktuellen Forschungstätigkeiten des MPIfG zum Thema vor, ermöglicht aber zugleich auch einige Rückblicke auf die langjährige Tätigkeit seines nunmehrigen Direktor emeritus Streeck.

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Soziologen und Krisen – Einige Eindrücke vom Soziologenkongress 2014

Das Thema „Krisen“ erlebt derzeit ein großes Revival. Keine Panelüberschrift ohne die „Zeiten der Krise“, keine Zeitdiagnose, die nicht mit der vertrackten Häufung von Krisen begänne. Wie seit den 70er Jahren nicht mehr wird Krise zum Leit- und Reflexionsbegriff einer Dekade erhoben. Der diesjährige Soziologiekongress in Trier stand demnach ganz passend unter der Überschrift „Krise der Routinen – Routinen der Krise“. Da es hierbei nicht zuletzt auch um begriffliche Debatten und theoretische Klärungen geht, die auch für Politikwissenschaft und Politische Theorie von großer Relevanz sind, habe ich den disziplinären Sprung gewagt und mich für vier Tage auf dem Kongress umgesehen. Hier einige Eindrücke und Diskussionen. (mehr …)

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Im Bann der Falschheit. Wolfgang Streecks Wiederaufnahme der Kapitalismuskritik

Rezension zu Wolfgangs Streecks »Gekaufte Zeit: Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus, Berlin, Suhrkamp, 2013«

In seinem beeindruckenden Buch knüpft Wolfgang Streeck an die »Spätkapitalismus«-Theorien der 1960er und 1970er Jahre an. Deren erwartete krisenpolitische Sequenz lautete wie folgt: Im Unterschied zum klassischen Kapitalismus der Vorkriegszeit (lies: dem »goldenen Zeitalter« des fordistischen Kapitalismus) sei heute für jeden sichtbar, dass sich der Wohlstand zu ganz erheblichen Anteilen staatlichen Eingriffen in den nach wie vor kapitalistischen Akkumulationsprozess verdanke. Dadurch aber könne eine Konstellation auftreten, in der Erwartungen der Menschen an Wohlstandszuwächse und Spielräume zur individuellen Entfaltung schneller wachsen als es eine weiterhin auf stabile Ertragsaussichten angewiesene Kapitalakkumulation erlaube. Aus dem Interessenkonflikt zwischen den Ertragsansprüchen der Kapitalbesitzenden und den wohlfahrtsstaatlich geweckten Entfaltungserwartungen der demokratisch Regierten wurde die Entstehung sozialer Bewegungen erwartet – wohl auch erhofft –, die eine Demokratisierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Staat auf die Tagesordnung setzen. (mehr …)

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