Fanon Schwerpunkt: Erkenntnis und Ausschluss: Fanons politische Theorisierung der gelebten Rassismuserfahrung

Frantz Fanon entwickelt im fünften Kapitel, Die erlebte Erfahrung des Schwarzen, des 1952 erschienenen Schwarze Haut, Weiße Masken (SHWM) eine existenzielle Erkenntniskategorie körperlich-sozialer Verfasstheit des rassifizierten Subjekts, die werksübergreifend als Schlüsselmoment seiner Auseinandersetzung mit kolonialem Rassismus zu verstehen ist. Erlebte Erfahrung, so aus der aktellen Übersetzung des französischen Titels L’expérience vécue du Noir – treffender ist gelebte Erfahrung, was verdeutlicht, dass Erfahrung nicht passiv erlebt wird, sondern leiblich durchdrungen ist. Der Körper wird nicht nur als rassifiziertes Objekt adressiert, sondern ist das Medium, durch das die koloniale Gewalt direkt vermittelt wird, worauf er psychisch und physisch reagiert. 

Das Kapitel ist ein Plädoyer für eine Phänomenologie des Politischen, die race und das Spektrum von der rassifizierten Alltagserfahrung, so wie dem rassistischen Polizieren oder in sozialen Institutionen, wie der forensischen Psychiatrie, wo schwarze Körper als verdächtig gelesen werden, bis hin zur kolonialen Gewalt der postimperialen big politics, zum Ausgangspunkt nimmt. Fanon entfaltet in seinem Bericht leiblich-existenzieller Rassismuserfahrung, ergänzt durch seine Beobachtungen als Philosoph und Arzt in der kolonialen Psychiatrie, eine Kritik an Konzepten der Subjektivität, Anerkennung und Freiheit, die auch für die normative politischen Theorie zentral sind. Dieser politisch-phänomenologische Theoriezugang bietet an, Rassismus nicht nur als Ideologie oder System zu erforschen, sondern an rassifizierte Realitäten zurückzubinden.  (mehr …)

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Call for Participation: „Habe Mut!“

Vom 24. – 29. September findet auf dem Gut Siggen (Schleswig-Holstein) die von der Alfred Toepfer Stiftung geförderte Klausurwoche zum Thema „Habe Mut! Doch zu welchem Verstand?“ statt. Im Mittelpunkt stehen dabei möglichen Formen und die Bedeutung von Orientierungswissen in digitalisierten und globalisierten Gesellschaften. Interessierte aus dem akademischen und außer-akademischen Bereich können sich bis zum 30. Juni für eine Teilnahme bewerben. Nähere Informationen zur Bewerbung sind diesem Call for Participation zu entnehmen.

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Normativtität aus Frankfurter Sicht (plus: im Spiegel des Kinos)

Auch in diesem Jahr wird es im Frankfurt Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ wieder eine Ringvorlesung geben, in der zentrale Fragen der Politischen Theorie und Philosophie aufgegriffen werden. Das Ganze ist schlicht „Normativität: Frankfurter Perspektiven“ betitelt und wird dementsprechend durch Hauskräfte bestritten (immer Mittwochs um 18 Uhr). Ganz konkret heißt das, dass u.a. Stefan Gosepath („Die soziale Natur der Normativität“), Peter Niesen („Zwei Modelle kosmopolitischer Normativität“), Christoph Menke („Gesetz und Freiheit“), Axel Honneth („Die Normativität der Sittlichkeit“) und Rainer Forst („Zu einer Kritik der rechtfertigenden Vernunft“) vortragen werden. Das ganze Programm als PDF oder weiter unten in strahlendem HTML.

Wer ein bißchen mehr Entertainment will, die Normativität aber nicht missen möchte, kann auch zur Vorlesungsreihe „Narration und Rechtfertigung im Kino“ gehen, wo unter anderem Martin Seel („To Be or Not to Be“), Robert Pippin („In a lonely place“), Günter Frankenberg („Die Geschichte der Qiu Ju“) oder Juliane Rebentisch (I’m not there“) aktuelles und klassisches aus der Kinogeschichte interpretieren. Die Infos dazu hier. (mehr …)

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