Anlass des zweitägigen Workshops Challenging the Banality of Racism. Political Theory as Race Critical Theory (Okt. 2015, Gießen) war die Kritik an bestehenden Konzepten Politischer Theorie. Diese, so Mitveranstalterin Jeanette Ehrmann, seien nicht in der Lage den Einfluss der Kategorie ‚Rasse‘ zu reflektieren, zu analysieren und zu konzeptionalisieren. In der Folge versage die Disziplin der Politischen Theorie an dieser für die postfaschistischen und postkolonialen Gesellschaften fundamentalen Ordnungskategorie. Diese Leerstelle anzugehen war Ziel aller Beiträge. (mehr …)
Tagungsberichte
Teilzeit für alle? Bericht über den Workshop Love and Care in the Time of Capitalism
Konflikte zwischen Anforderungen der Arbeit und des Privat- und Familienlebens werden medial breit diskutiert. In Deutschland zum Beispiel unter dem Stichwort der Vereinbarkeitslüge. Die derzeitige mediale Wirksamkeit dieser Konflikte war der erklärte Anlass des Workshops Love and Care in the Time of Capitalism, der am 24. und 25. Juni am Frankfurter Exzellenzcluster stattfand. Das Interesse der Öffentlichkeit an dem Thema sei einerseits erfreulich, andererseits würden Widersprüche zwischen Beruf und Privatleben zu oft als individuelle Probleme (von Frauen) konzeptualisiert. Die Organisatorinnen, Federica Gregoratto und Mara Marin, wollten deshalb die Verankerung dieser Konflikte in sozial-kulturelle, politische und ökonomische Strukturen ins Zentrum rücken. Dabei ging es auch um die Frage, welche normativen Begriffe geeignet sind, um solche Strukturen zu kritisieren und darum, konkrete Ideen zu entwickeln, wie das Verhältnis von Arbeit und care anders und besser gesellschaftlich organisiert werden könnte. (mehr …)
Zwischen Aktualität und Unschärfe – Tagungsbericht „Zur Lage republikanischer Politiktheorie“
Auf Einladung von Emanuel Richter und Marcus Llanque kam die DVPW-Sektion Politische Theorie und Ideengeschichte vom 11. bis 13. März 2015 in Aachen zusammen, um sich „Zur Lage republikanischer Politiktheorie“ auszutauschen. Mit dem Konferenzthema trugen die Veranstalter dem doppelten Umstand von Aktualität und Unschärfe des Republikanismus-Begriffs Rechnung. So ist das Interesse an republikanischen Denkfiguren vor dem Hintergrund nachlassender Überzeugungskraft des Liberalismus jüngst wieder neu entfacht. Auch weil das Feld republikanischer Theoriebildung in den letzten Jahren gewachsen ist, wird gleichzeitig aber zunehmend unklar, was das Paradigma genau ausmacht. Ziel der Konferenz war daher, wie es der erste Redner Martin Saar ausdrückte, eine „Landkarte“ des Republikanismus zu zeichnen. (mehr …)
Im Netz der Marktstaaten – Workshop zu Souveränität und Internet in New York
Die Erosion nationalstaatlicher Souveränität ist in kaum einem Politikfeld derart ersichtlich wie in der Internet Governance. Die (zwischen-)staatliche und transnationale Regulierung des Internets ist eine schwierige Aufgabe, da die stetig an Volumen zunehmenden Informations- und Kommunikationsflüsse im „Netz der Netze“ geographische, politische, juristische und kulturelle Grenzen überschreiten. Wie kann der Nationalstaat seine Kernaufgaben in einem dezentralisiert organisierten Netzwerk erfüllen? Haben territorial gebundene Strukturen überhaupt eine legitime Daseinsberechtigung im Cyberspace oder sollte das Netz möglichst frei von nationalstaatlichen Einflüssen sein, so wie es frühe Internetutopisten forderten? Dem Spannungsverhältnis zwischen traditionellen Souveränitätskonzepten und den Herausforderungen der Internet Governance widmete sich der interdisziplinäre Workshop On Sovereignty, National Security, and Internet Governance, der am 11./12. Dezember 2014 auf Einladung von Milton Mueller in New York City stattfand. (mehr …)
Kanonisierung als Form des Vergessens. Bericht von der Herbsttagung der DVPW-Theoriesektion vom 16. – 18. September in Göttingen
Das Tagungszentrum an der Historischen Sternwarte war als Veranstaltungsort äußerst symbolträchtig gewählt, denn was symbolisiert die Ausleuchtung der verborgenen Winkel und die Suche der Grenzen besser als der Blick in die Sterne? Das Tagungsthema lenkte den Blick in selbstkritischer Absicht auf die Prozesse der Kanonbildung in der politischen Theorie, die sich in den letzten Jahren bedingt durch die Bologna-Reform verstärkt abzeichnen. Wie konstituiert sich ein Mainstream? Wie bilden sich kollektive Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstrukturen heraus? Was macht eine Autor_in zur Klassiker_in oder einen Text klassisch? Entscheidet darüber das Genie der Autorin/des Autors, die Qualität der Werke oder ein Prozess machtförmiger „Kanonpolitik“? Oder ist es ‚lediglich’ Zufall bzw. eine Frage knapper Ressourcen, die uns zur Auswahl und Beschränkung zwingt? (mehr …)
Tagungsbericht „Krieg und Frieden – Kulturelle Deutungsmuster“ (April 2014, Universität Göttingen)
Dass sich die Organisatoren der Tagung „Krieg und Frieden – Kulturelle Deutungsmuster“ einiges vorgenommen hatten, ließ schon der weit gefasste Titel vermuten. Krieg ist selbstredend nicht bloß Konflikt und Kampf, während Frieden nicht allein durch die Abwesenheit von Konflikten bestimmt werden kann. Darauf, dass das Verständnis der Begriffe immer abhängig von ihren kulturellen, räumlichen und zeitlichen Kontexten ist, sollte das Tagungsthema reflektieren und widmete sich daher den verschiedenen kulturellen Deutungsmustern aus ideen- und begriffsgeschichtlicher, empirischer und demokratietheoretischer Perspektive. Die Vorträge begaben sich auf die ambitionierte Suche nach Antworten auf eine Reihe fundamentaler Fragen: Wie weichen Kriegsverständnisse voneinander ab? Welche kulturellen Unterschiede gibt es bei der Legitimation und Delegitimation von Krieg? Was sind die Voraussetzungen für Konflikt und Gewalt? (mehr …)
Animal Politics: interessant, irritierend und herausfordernd – Bericht von der Frühjahrstagung der DVPW-Theoriesektion
Praktiken der Kritik – Konferenznachlese
„Praktiken der Kritik“ war der Titel der vierten internationalen Nachwuchskonferenz des Frankfurter Exzellenzclusters Normative Ordnungen vom 5. bis zum 7. Dezember. Ein Titel, der großen Spielraum für Anknüpfungen bot, was sich in der großen Zahl von 25 Panels wie auch in der interdisziplinären und internationalen Vielfalt der Teilnehmenden spiegelte. Auch die Rahmenveranstaltungen deckten verschiedene Aspekte dieses weiten Fokus‘ ab: Die beiden Keynotes von Andreas Fischer-Lescano zur kritischen Rechtstheorie und von Banu Bargu (SOAS London) zur Verknüpfung von politischer und ästhetischer Theorie anhand der Frage „Why Bouazizi burnt himself“ zeigten, dass „Praktiken der Kritik“ nicht rein akademische sind, sondern immer durch die Verbindung mit praktischen und materiellen Zusammenhängen gezeichnet sind. Ein Verhältnis, das auch in vielen der Panels diskutiert wurde. (mehr …)
Die andere Seite der Politik. Theorien kultureller Konstruktion des Politischen.
Bericht von der gemeinsamen Tagung des DVPW-AK Politik und Kultur und der DVPW-Themengruppe Konstruktivistische Theorien der Politik von 07.03. – 08.03. an der TU München
Der konstruktivistische Ansatz versteht sich als Antipode zu einem essentialistischen Verständnis des Politischen. Er hebt einerseits die Vielstimmigkeit politischer Theorien hervor und weist andererseits im Falle der Kultur auf die Vielzahl ihrer Deutungen hin. Bei der gemeinsamen Tagung, organisiert von Renate Martinsen und Wilhelm Hofmann, stand das Verhältnis von Kultur und Politik im Zentrum, wobei das Nicht-Offensichtliche der Politik aufgedeckt werden sollte. Gefragt wurde danach, wer spricht und wie verglichen wird. Wie wird Politik heute beobachtet und wann wird auf kulturelle Formen verwiesen? (mehr …)
Tagungsbericht „Narrative Formen politischen Denkens“, 25.–27. Oktober 2012, TU München
Vielversprechend verrückt, so klang in meinen Ohren der Titel der Tagung „Narrative Formen politischen Denkens“, den ich auf einem Plakat las. Da traut sich offensichtlich die Deutsche Gesellschaft zur Erforschung des politischen Denkens etwas zu behandeln, das PolitikwissenschaftlerInnen bislang nur dann anfassten, wenn sie entweder ihre Karriere erfolgreich beendet haben (wie Henning Ottmann, der in seiner Geschichte des politischen Denkens wie selbstverständlich Schriften Homers, Shakespeares, Goethes und sogar einiger Science-Fiction-AutorInnen analysiert) oder ernsthaft in Gefahr bringen wollten. Nach dem eröffnenden Grußwort der DGEPD-Vorsitzenden Barbara Zehnpfennig konstatierte Gastgeber Wilhelm Hofmann dann auch, dass die Politikwissenschaft Erzählungen bisher sträflich vernachlässigt habe, obwohl die ganze Ideengeschichte von ihnen durchdrungen sei und sogar die politische Praxis die Narration (wieder)entdecke. Er drückte die Hoffnung aus, dass das Thema „Narrative“ endlich auf die Tagesordnung der politikwissenschaftlichen Forschung gestellt werde und die Tagung dazu einen Impuls geben möge. (mehr …)
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