Hat Privatheit nur einen individuellen oder auch einen gesellschaftlichen Wert? In Zeiten geheimdienstlicher Massenüberwachung, wie sie nicht zuletzt die Snowden-Enthüllungen zu Tage gebracht haben, verdienen klassische liberale Abwehrrechte besondere Aufmerksamkeit. Unterbelichtet bleiben dabei politische Dimensionen des Privaten.
Diese Diagnose nahm die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Strukturwandel des Privaten“ zum Anlass, ihre zweite Jahrestagung dem Bedingungsverhältnis von „Privatheit und Demokratie“ zu widmen. Denn, so betonte Sandra Seubert in ihrem Eröffnungsvortrag, letztlich überwiege noch immer ein Verständnis von Privatheit, das die Schutzansprüche von Individuen isoliert von ihren sozialen Bezügen betrachte, ohne die wechselseitige Ermöglichung hinreichend in den Blick zu nehmen. Privatheit aber habe nicht nur eine restriktive Bedeutung in dem Sinne, dass sie einen „Ausstieg aus dem kommunikativen Handeln“ (Habermas) gewährt. Sie habe auch eine ermöglichende Bedeutung, da durch sie Kommunikationsräume geschaffen werden können, in denen sich Individuen mit besonderen anderen austauschen – institutionell und medial vermittelte Kontexte, auf deren Integrität soziale Beziehungen angewiesen sind. (mehr …)
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