„Wer Ohren hat, der höre“, überschreibt Julian Culp seine Replik auf die Kritik am politischen Liberalismus, die von Regina Kreide, Frank Nullmeier, Jörg Schaub und uns beiden in dem von uns herausgegebenen Heft 2/2016 des Mittelweg 36 geübt wird. Also hören wir: (mehr …)
Replik
Wer Ohren hat, der höre! Zur vermeintlichen Sprachlosigkeit Politischer Theorie
John Rawls stellt am Ende seiner Einleitung zur Taschenbuchausgabe von Politischer Liberalismus (Suhrkamp, 1998, übers. v. Wilfried Hinsch, S. 64) klar: „[Für] den von vielen Lesern empfundenen abstrakten und weltfernen Charakter dieser Texte […] entschuldige ich mich nicht.“ ‚Abstrakt’ und ‚weltfern’ – genau so erscheint Rawls’ Werk jedoch auch den Autor*innen (ausgenommen Nullmeier) des gerade veröffentlichten Sonderhefts „Politische Theorie in der Krise“ der Zeitschrift Mittelweg 36 (Ausgabe 2/2016). Auf dieser Wahrnehmung wurzelt sodann deren zentrale These, dass Rawls’ liberale politische Philosophie schuld daran sei, dass die Politische Theorie zu den gegenwärtigen Krisen in und um Europa schweige – etwa zur Währungskrise, zu den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten sowie zur sogenannten Flüchtlingskrise. Da Rawls’ Theorie des politischen Liberalismus nicht nur „überhistorisch“ (Schaub, S. 24) sei, sondern auch die Politische Theorie dominiere, erweise sich letztere angesichts aktueller Krisen als sprachlos. Dies wirft die Frage auf, ob sich Rawls nicht doch hätte entschuldigen müssen. Meine Antwort hierauf lautet: Nein! (mehr …)
„Fach ohne Ausstrahlung“? Replik auf Frank Deckers und Eckhard Jesses Kritik der Politikwissenschaft in Deutschland
Akzeptiert man das Zerrbild vom „Fach ohne Ausstrahlung“, das Frank Decker und Eckhard Jesse jüngst in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zeichneten, ist etwas faul in der deutschen Politologie. Ihre Events seien ungefragt, ihre Institute keine Katheder der Verkündung dessen mehr, was Decker und Jesse unter „Politik“ und „Einfluss“ verstehen.
Kein Zweifel: Probleme gibt es. Auch Decker und Jesse legen ihre Finger gekonnt in manche Wunden. Zwischen einigen hochspezialisierten Fachbereichen beispielsweise herrscht höfliche Sprachlosigkeit, schlimmstenfalls durch Unverständnis genährte Geringschätzung. Häufiger schon beklagt wurden Begutachtungskartelle, Zahlenokkultismus und magischer Rankingfetisch. Auch Beschwerden über Geschichtsvergessenheit, Kauderwelsch und Herdentrieb sind altvertraut. Und effektiv kritische Kompetenzen in juristischen, historischen, technologischen und fiskalischen Fragen untersagen sich doch nicht einzig Teile der Politikwissenschaft. Wo das Fach jedoch Systemkritik betreibt, bleibt es den Maschinenräumen der Macht schon aus methodischen Gründen fern. Sind deshalb etwa Webers oder Adornos Visionen seelenloser Apparatschiks und entfremdeter Staatsingenieure zum Ideal einer durch diffuses „l’art pour l’art“ entkernten Spielplatzwissenschaft geworden? (mehr …)
Möllers-Buchforum (5): Die (Un-)Möglichkeit der Normen – Replik des Autors
Es ist ein Privileg, über sein eigenes Buch offen und öffentlich mit vier präzisen Lesern zu diskutieren. Die Kommentare waren wohlwollend, aber sie haben die Finger in einige Wunden gelegt. Ich werde in meiner Erwiderung die Nachfragen zuspitzen und versuchen, jede auf einen systematischen Punkt zu bringen. (mehr …)
Replik auf Leon Schettler: In der Struktur liegt der Zwang, nicht im Handeln der Akteure
Diese Replik auf den Beitrag „Austerität oder Grexit“ versteht sich rein analytisch und möchte auf zwei Dinge aufmerksam machen: Nämlich dass erstens weite Teile der philosophischen Literatur über coercion und allen voran Robert Nozick durchaus geneigt sind, zu einem anderen Schluss als Leon Schettler zu kommen; und dass zweitens das grundlegendere Problem nicht in Handlungsweisen liegt, die Zwang bedeuten, sondern in Strukturen, die diese Handlungsweisen ermöglichen oder gar selbst Zwang verkörpern. (mehr …)
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