Die Demos des demos – Kommentar zu Tim Wihls ZPTh-Artikel „Die Demo als Revolte?“

Die neue Ausgabe der Zeitschrift für Politische Theorie ist erschienen. Unter dem Themenschwerpunkt „Die Auflösung des liberalen Konsenses“ haben die beiden Herausgeber des Heftes, Karsten Schubert und Kolja Möller, eine Reihe spannender Beiträge versammelt. Maximilian Pichl analysiert in seinem Aufsatz Kämpfe um den Rechtsstaat aus einer historisch-materialistischen Perspektive, Daniel Keil widmet sich den Entwicklungen europäischer Staatlichkeit in der posthegemonialen Konstellation und Alexander Stulpe skizziert unter Rekurs auf den Resilienzbegriff ‚Elemente einer Politischen Theorie der Lebensfähigkeit liberaler Demokratien‘. Der Beitrag von Tim Wihl, den wir im Rahmen unserer bewährten Zusammenarbeit mit der Zeitschrift für Politische Theorie als Gegenstand für die Debatte auf dem Theorieblog ausgewählt haben und der damit hier open access verfügbar ist, beleuchtet das Phänomen der Demonstration in ihrem Verhältnis zur Revolte und stellt davon ausgehend ‚vorläufige Überlegungen zu einer politisch-juristischen Theorie der Demonstration in der liberalen Demokratie‘ an. Neben diesen Abhandlungen zum Themenschwerpunkt diskutiert Tamara Jugov in ihrem Beitrag die Frage, wann eine Utopie als hinreichend realistisch ausgezeichnet werden kann. Schließlich findet sich unter der Rubrik ,Ideengeschichtliche Fundstücke‘ ein Wiederabdruck einer ,in Vergessenheit geratenen‘ und ,erst vor kurzem in der Forschung wiederentdeckt[en]‘ Vortragsfassung des Textes „Der Beamte im sozialen Volksstaat“ von Hermann Heller, wie Marcus Llanque in seiner Einleitung zu diesem Wiederabdruck herausstellt.

Wir freuen uns sehr, dass Rieke Trimçev von der Universität Erlangen-Nürnberg mit einem Kommentar zum Beitrag von Tim Wihl die ZPTh-Debatte im Folgenden eröffnen wird, worauf wiederum eine Replik des Autors folgt. Wie immer sind alle herzlich eingeladen, in den Kommentarspalten mitzudiskutieren! Wir wünschen eine gute Lektüre und übergeben nun das Wort an Rieke Trimçev.

 

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The letter from Birmingham Jail – oder wie Martin Luther King Jr. dem zivilen Ungehorsam eine neue Bedeutung zuschrieb

Vor 50 Jahren, am 16. April 1963 veröffentlichte Martin Luther King Jr. seinen berühmten Letter from Birmingham Jail. Der Text gilt gemeinhin als Schlüsseltext für Kings Verständnis von zivilem Ungehorsam. King reagierte damit auf einen wenige Tage zuvor in verschiedenen Zeitungen publizierten offenen Brief von acht weißen Geistlichen, die die Protestaktionen des Civil Rights Movement kritisierten und den sozialen Frieden in der Stadt gefährdet sahen. Der Letter from Birmingham Jail gilt als einer der wichtigsten Texte Kings, da er dort in komprimierter Form sein Verständnis von politischem Protest, den Beweggründen, den Zielen, den Rechtfertigungen, der Ethik des Protests usw. erläutert. Darüber hinaus steht der Text auch exemplarisch für eine neue und intensivierte Phase des Protests, denn mit der Birmingham Campaign praktizierte das Civil Rights Movement nach eigenem Verständnis zum ersten Mal zivilen Ungehorsam.   (mehr …)

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CfP: Hannah Arendt und Straßenproteste

Für ihre 13. Ausgabe sucht die Zeitschrift HannahArendt.net  Beiträge die Hannah Arendts Denken mit dem Thema „Straßenprotest“ in Verbindung bringen, entweder mit Bezug auf spezifische Fälle von Protest oder mit Blick auf die phänomenologische und kritische Struktur der Proteste. Themen wie: Räume des Protests, Sprache/Gegensprache, Gewalt/Gewaltlosigkeit, Verkörperung, Solidarität und Kollektivität sind einige, aber nicht alle möglichen Ansatzpunkte, um Straßenproteste mit Hannah Arendt zu theoretisieren. Abstracts im Umfang von max. 500 Wörtern können noch bis zum 10. Dezember 2022 an wolfgang.heuer@gmx.de oder maria.robaszkiewicz@upb.de geschickt werden. Zur Publikation angenommene Beiträge sollen bis 31. März 2023 eingereicht werden. Den ausführlichen Call mit vielen weiteren Infos findet ihr hier.

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Internationales Symposium „Contested Social and Ecological Reproduction“

Am Institut für Soziologie der Technischen Universität Dresden (organisiert von Prof. Dr. Antonia Kupfer und Constanze Stutz M.A.) findet am 23. September 2022 ein internationales Symposium mit dem Titel „Contested Social and Ecological Reproduction“ statt.

Wie der Titel bereits verrät, widmet sich das Symposium den in den vergangenen Jahren vermehrt aufkommenden Protesten und Demonstrationen für Klimagerechtigkeit und ein neues Verständnis sozialer wie politischer Sorgebeziehungen.

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Debatte: Sorge

Liebe Leser*innen!

in unserem vierten Call for Blogposts haben wir – nach Calls zu den Begriffen „Heimat“ (2018), „Solidarität“ (2019) und „Neuanfang“ (2020) – zu Beiträgen zum Thema „Sorge“ aufgerufen und dabei nach politischen bzw. politiktheoretischen oder politikphilosophischen Bedeutungen dieses Begriffs gefragt.

Auch in diesem Jahr war das Interesse groß und uns haben viele spannende Texte erreicht. Ein erster Dank geht deshalb zunächst an alle, die einen Text eingereicht haben.

In den nächsten drei Wochen veröffentlichen wir nun eine facettenreiche Auswahl von Beiträgen, die Begriff und Idee der Sorge aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Dabei werden unterschiedliche Dimensionen der Sorge und des Sorgens herausgearbeitet und hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Politik bzw. das Politische diskutiert.

Pro Woche erscheinen zwischen Dienstag und Donnerstag zwei bzw. drei Texte. Los geht es diese Woche mit zwei grundlegenden, aber doch ganz unterschiedlichen Beiträgen von Regina Schidel zu einer Politik der Sorge und Benjamin Ewert zu Für-, Nach- und Vorsorge im Sozialstaat. Woche Zwei rückt die Idee der „Sorge um die Seele“ (Leonhard Riep) bzw. der Selbstsorge (Manuel Schulz) in den Fokus. Woche Drei schließlich wendet sich praktischen Fragen rund um Sorge und Sorgen zu – mit Beiträgen zu Sorge und Aktivismus (Liza Mattutat), Sorge als lustvoller Praxis (Feline Tecklenburg) und Sorge und Widerstand (Jasmin Behrends).

Alle Beiträge werden wir bei Erscheinen hier – nach dem Klick – verlinken, so dass dieser Post auch als Übersicht über die Debatte dient.

Alle Leser*innen und Beiträger*innen laden wir an dieser Stelle herzlich ein, in den Kommentarspalten aktiv mitzudiskutieren. Wie immer sind alle Meinungen, Kritik, Ergänzungen und Perspektiven willkommen, damit wir gemeinsam eine möglichst lebendige und vielfältige Debatte erleben.

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CfP: Pandemie, Protest und Populismus (Konferenz in Leipzig)

„Verunsicherung und Verwerfungen des Politischen nach Corona“ stehen im Fokus einer Konferenz, die am 16. und 17. September 2021 am Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig stattfindet. Sie nimmt in einer Situation, in der gesellschaftliche Konfliktlinien im Pandemie-Kontext besonders sichtbar werden, politischen Protest, Reaktionen von Rechtspopulist:innen und Anti-Corona-Protest-Bewegungen in den Blick und diskutiert ihre Zusammenhänge und Wechselspiele. Für die interdisziplinäre Analyse und Diskussion werden nun Beiträge gesucht, „die Diskurse, metapolitische Strategien und politische Interventionen analysieren und ihren sozioökonomischen und kulturellen Resonanzboden in den Blick nehmen.“ Willkommen sind insbesondere Beiträge von zivilgesellschaftlichen Akteur:innen sowie aus der Parteien-, Protest-, Bewegungs-, Gouvernementalitäts- und Einstellungsforschung. Beitragsvorschläge (Abstract max. 500 Wörter) können bis zum 31. Januar 2021 an papropo@posteo.de gesendet werden. Bitte beachten: Zusätzlich bitten die Organisatoren um einen Kurzlebenslauf. Der komplette Call mit weiteren Informationen findet sich unter diesem Link. Die im Call genannten Themenschwerpunkte sind nach dem Klick noch einmal gesondert aufgeführt. (mehr …)

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Bewegende Solidarität – Gedanken zur Solidarität im Kontext Sozialer Bewegungen

— Nach den Überlegungen von Lukasz Dziedzic zu Solidarität in der EU eröffnet Marieluise Mühe heute in unserer Soldaritäts-Debatte eine andere Perspektive auf Solidarität – die der Sozialen Bewegungen. —

Als Demo-Slogan und als (Gegen-)Narrativ – z.B. zum Rechtspopulismus und im Kontext der Debatte um Klimagerechtigkeit –  erlebt der Aufruf zur Solidarität heutzutage eine starke Konjunktur.  So tragen aktuelle Bündnisse und öffentliche Appelle Namen bzw. Überschriften wie ‚Solidarität statt Ausgrenzung‘, ‚Solidarität statt Heimat‘, ‚Solidarität unter Minderheiten‘.  Solidarität wird normativ als Haltung in eine spannungsreiche und fragmentierte Gesellschaft hineingetragen, die gemeinsames Handeln gegen einen politischen Kontrapunkt dringlich als Konsequenz fordert. In meinem Beitrag möchte ich eingangs einige (wenige) grundlegende Konzeptionalisierungen von Solidarität aufgreifen und mich anschließend vor allem auf die Verschränkung von Solidarität und Sozialen Bewegungen innerhalb der Protest- und Bewegungsforschung beziehen.

Solidarität sollte eigentlich ausnahmslos im Plural verwendet werden.  Anders kommt die begriffliche Vielfalt, die sich in mannigfaltigen Bestimmungen, Systematisierungen, Anrufungen und Anwendungspraxen in der wissenschaftlichen Literatur und in der politischen Debatte zeigt (siehe zur inflationären Nutzung Marie Wachinger und Stefan Wallaschek hier auf dem Theorieblog), schwer zum Ausdruck. Allerdings würde die Rede von Solidaritäten vermutlich mehr Verwirrung stiften und Erklärungsbedarf einfordern als Klarheit schaffen. Zugleich würde der Aufruf zu Solidaritäten im Rahmen von Mobilisierungen eher zu Ungunsten rhetorischer Schlagkraft sowie eines gemeinsamen Verständigungshorizonts ausfallen, sondern die eindeutige Aufforderung zum Einstehen füreinander abmildern. Um die verschiedenen Formationen und Bestandteile des Solidaritätsbegriffs kenntlich zu machen und Konturen des eigenen Verständnisses zu schärfen, werden von vielen Autor_innen alternativ Labels zur Determination und Kategorisierung vergeben: Solidarität kann alt/neu, sozial/politisch, postnational/international/lokal, kosmopolitisch/kommunitaristisch, institutionell/zivil, inkludierend/exkludierend, fluide usw. verfasst oder gelagert sein. (mehr …)

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CfP: Social Movements in the Digital Age

Am 15. und 16. November findet eine gemeinsam vom Institut für Protest und Bewegungsforschung und der  Forschungsgruppe „Demokratie und Digitalisierung“ des Weizenbaum-Instituts ausgerichtete Konferenz mit dem Titel „Hashtags | Tweets | Protest. Soziale Bewegungen im digitalen Zeitalter“ statt. Veranstaltugnsort ist das Weizenbaum-Institut in Berlin.

Neben der Frage von gewänderten Organisations- und Mobilisierungsformen politischen Protestes wird es auch um demokratietheoretische Fragestellungen wie transnationale Gemeinschaftsbildung oder das Verhältnis von Demokratie und Überwachungskapitalismus gehen. Wer sich für eine Teilnahme interessiert, kann noch bis zum 26. Juli unter konferenz2019@protestinstitut.eu Vorschläge für Paper oder Panel einreichen – auch alternative Darstellungsformen wie Aufführungen sind explizit angefragt. Alle Informationen findet ihr hier im Call for Papers (deutsch / englisch) oder auf der Homepage des IPB.

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DNGPS-Fachtung 2019 – CfP: „Die politisierte Gesellschaft?“

Die Deutsche Nachwuchsgesellschaft für Politik- und Sozialwissenschaft hält nach einer kurzen Pause in diesem Jahr wieder eine Fachtagung ab, für die nun Paper-Vorschläge eingereicht werden können. Thema ist: „Die politisierte Gesellschaft? Emotion, Politik & Protest“. Die Tagung findet vom 25. bis 27.9. in Hannover statt. Bewerben können sich insbesondere Studierende, aber auch Promovierende bis zum 1. Juni – methodisch ist die Veranstaltung innerhalb des Rahmenthemas relativ offen, auch und gerade TheoretikerInnen und IdeenhistorikerInnen sind gern gesehen. Alle Infos hier.

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CfA: Vier Doktorandenstellen in Berlin

Unser ehemaliges Redaktionsmitglied Christian Volk schreibt vier Doktorandenstellen in seinem durch den ECR Starting Grant geförderten Projekt „Protest and Order. Democratic Theory, Contentious Politics, and the Changing Shape of Western Democracies“ (POWDER) aus. Bewerber_innen sollten ein Interesse an Protest- und Bewegungsforschung mit einen Hintergrund in Politischer Theorie kombinieren. Die Stellen haben einen Umfang von 65% und sind auf vier Jahre ausgelegt. Beginn ist der 01. April 2018. Ausführlichere Infos findet ihr auf der Website oder im PDF.

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