Lesenotiz: Zur Person – Günter Gaus

Die Stimmen derer, die meinen, der Rechtsstaat habe, wenn überhaupt, die Demokratie abgelöst, sind in den vergangenen Jahren zu einem Standard in Europa geworden. Ein sich selbst legitimierender Interessenverwaltungsstaat, die postdemokratisch genannte Bürokratie, jener vierte, spezifisch moderne Ergänzungstypus der drei klassischen Verfassungsformen Demokratie, Aristokratie und Monarchie, scheint von vielen der sichtbareren Intellektuellen der BRD mittlerweile als Schicksal akzeptiert. Ganze Bände sind schon mit der bloßen Reformulierung des mittlerweile aufgestauten Abgesangs auf die partizipative Bürgerdemokratie gefüllt worden und auch das gesteigerte Interesse spricht für sich, das seitens der hiesigen Politischen Theorie mittlerweile den vormals für ausgestorben gehaltenen Traditionen des Republikanismus zukommt (ob in Zeitschriften, Tagungen oder Sektionsversammlungen). Dieser Tage nun jährt der zehnte Todestag von Günter Gaus, dem wohl einflussreichsten intellektuellen Journalisten der demokratischen Nachkriegsgeschichte Deutschlands, eines besonnenen Mannes, der sich kurz vor seinem Tod einmal mehr zur Republik bekannte, als er ein kleines Manifest wider die damals aufkommende Postdemokratie mit der provozierenden Überschrift versah, Warum ich kein Demokrat mehr bin. (mehr …)

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Wo wären wir ohne Robert Dahl? Ein Nachruf

Am 5. Februar ist Robert Alan Dahl verstorben. In diesem Nachruf möchte ich einem Gedanken des französischen „Solidarismus“ folgen, auf dessen Bedeutung jüngst Pierre Rosanvallon hingewiesen hat. Diesem zufolge sind Individuen keine vereinzelten Einzelnen, sondern nehmen in ihrem Tun immer Vorleistungen der Gemeinschaft in Anspruch, in die sie hineingeboren werden. Sie werden damit sprichwörtlich Träger einer „sozialen Schuld“, die zu Gegenleistungen verpflichtet. Nun wird man in die Gemeinschaft der Demokratietheoretiker*innen nicht hineingeboren, sondern tritt ihr freiwillig bei. Dennoch ist es in dieser Gemeinschaft kaum möglich, nicht in irgendeiner Weise auf theoretische Konstruktionen, Begriffe oder Befunde zurückzugreifen, die ihren Ursprung bei Robert A. Dahl haben oder entschieden durch diesen geprägt wurden. Der Nachweis, dass selbst aktuellste Diskurse stets bei Dahl anknüpfen, zeigt, wie tief wir in Dahls Schuld stehen. (mehr …)

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Konferenz: Soziale Krise und Demokratie (Darmstadt)

Nächste Woche Freitag und Samstag, am 5.7. und 6.7.2013, findet in Darmstadt eine von Oliver Eberl und David Salomon organisierte Konferenz mit dem Titel „Soziale Krise und Demokratie“ statt. Es werden Diagnose der postdemokratischen Konstellation verhandelt und zwar unter anderem von Sonja Buckel, Martin Saar, Andreas Fischer-Lescano, Ingolfur Blühdorn, Armin Schäfer und Hauke Brunkhorst. Das gesamte, sehr rund und schön geratene Programm findet ihr hier, außerdem gibt es auch ein Poster. Die Konferenz ist offen für alle Interessierten, der Ort ist Rundeturmstr. 10 (Raum 18) und eine Anmeldung wird erbeten an eberl@pg.tu-darmstadt.de.

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Workshop: Politikwissenschaft und die Methoden der EHumanities (Hamburg)

Das gerade startende, zwischen Leipzig und Hamburg angesiedelte BMBF-Verbundsprojekt „Postdemokratie und Neoliberalismus“ macht einen Kickoff-Workshop zu Politikwissenschaft und die Methoden der eHumanities. Der Workshop klingt nach einer interessanten Mixtur aus theoretischen Fragen und methodischen Überlegungen dazu, wie sich Diskurse und der Wandel von Diskursen über Demokratie fundiert untersuchen lassen. Die einzelnen Themen und Programmpunkte des Workshops werden vorbildlich in einem kleinen Ebook erörtert. Das Ganze findet am 15. und 16. November 2012 in Hamburg statt. Anmeldung ist frei, meldet euch aber vorab bei Matthias Lemke an (lemkem@hsu-hh.de).

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Simon Critchley in Berlin: Power und Politics

Der englische, an der New School lehrende Philosoph Simon Critchley hält am kommenden Donnerstag in Berlin unter dem blumigen Titel „SHITISFUCKEDUPANDBULLSHIT“ einen Vortrag über die Entkopplung von Macht und Politik in der Gegenwart. Critchley ist bei Occupy Wall Street aktiv und befasst sich am ICI Berlin im Rahmen der Konferenz „Preoccupied“ entsprechend auch mit dem Unbehagen der jüngeren Generation angesichts politischer Defizite liberaler Demokratien. Alle weiteren Infos gibt es hier.

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Halbe Mitarbeiterstelle in Hamburg: Postdemokratie und Neoliberalismus

An der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg ist bei Gary Schaal in einem BMBF-Forschungsprojekt zu „Postdemokratie und Neoliberalismus“ eine halbe Mitarbeiterstelle ausgeschrieben. Untersucht werden sollen die postdemokratischen Tendenzen der letzten vierzig Jahre in der BRD und von dem künftigen Mitarbeiter wird erwartet, dass er theoretisch wie empirisch fit ist. Losgehen soll es am 01.05.2012, die Bewerbungen müssen bis zum 20.03. da sein. Genaueres erfahrt ihr in der Ausschreibung. Viel Erfolg beim Bewerben

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