Die Linke und die Macht, das ist ein Paar, das selten zusammengeht. Für die Linke steht außer Frage: Die Macht korrumpiert, sie führt zum Verrat an den eigenen Ideale und zur Einbindung in das System, dem die Kritik galt. Auch die Vergangenheit schreckt ab: vom Marsch durch die Institutionen der Grünen, über den autoritären Staatssozialismus der SED hin zur Sozialliberalisierung der Sozialdemokratie. Gerade die deutsche Linke zog daraus ihre Lehren. Macht und Herrschaft verloren für sie ihre Versuchung, sie wurden zum Gegenstand von Kritik. Doch mit Blick auf den Ist-Zustand erweist sich diese Abwendung von der Macht als verhängnisvoll. Wo bleiben in Zentraleuropa die linken Gegenentwürfe zum Nationalismus mit düsteren Anklängen, zum Wohlstandschauvinismus um jeden Preis oder zur restriktiven Flüchtlingspolitik? Anders gestaltet sich die Lage in Europas Süden: Mit Syriza, dem Bloco de Esquerda oder Podemos drängt eine neue Linke nicht nur in Regierungen, sondern wirft auch die Grundsatzfrage auf: Wie können wir Projekte mit Mehrheitsanspruch schmieden? Das Label des Linkspopulismus legt (unfreiwillig) offen, dass diese neue Linke unverhohlen die Frage der Macht stellt. Damit bewegt sie sich ganz in der Tradition, die von Marx über Lenin zu Gramsci reicht. Wie lassen sich die Kräfteverhältnisse nach links verschieben? Wie entstehen Massenbewegungen, in der eine Vielzahl verschiedener Forderungen und Gruppen eingeflochten sind, um die Gesellschaft im Zeichen von Gleichheit, Gerechtigkeit und Emanzipation umzugestalten? Weist in dieser Hinsicht der südeuropäische Linkspopulismus den Königsweg, der auch anderswo fruchten könnte? Um dies zu klären, hilft ein Blick auf die Strategie von Podemos. Diese Strategie ist waghalsig, sie bewegt sich fernab ideologischer Gewissheiten – aber vielleicht liefert sie Anhaltspunkte dafür, warum eine Kraft, die kaum zwei Jahre alt ist, in den spanischen Generalwahlen von Dezember auf Anhieb 20 Prozent Unterstützung erhielt.
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