„Deutschland wird Deutschland bleiben, mit allem, was uns daran lieb und teuer ist.“ Die Worte der Kanzlerin aus dem letzten Herbst beschwören eine nationale Identität, die als gegeben und konservierbar vorgestellt wird. Demgegenüber erinnert uns die „Flüchtlingskrise“ aber daran, dass Gesellschaften und Kulturen ständig im Wandel begriffen sind. Wir haben also schon lange Anlass genug, über ein neues Deutschland nachzudenken, das es politisch zu gestalten gilt. Fragen von Anerkennung, Integration und demokratischer Teilhabe verlangen nach aktuellen Antworten – höchste Zeit für einen Multikulturalismus reloaded, wie Ulf Bohmann und Paul Sörensen meinen.
Charles Taylor schlägt mit Blick auf die gegenwärtige Verfasstheit europäischer Gesellschaften vor, das Konzept des „Multikulturalismus“ um das des „Interkulturalismus“ zu erweitern. In „Werden, was wir sind“ betont er, dass der Zusammenhalt moderner demokratischer Gemeinwesen immer weniger durch geteilte Traditionen verbürgt wird, sondern über eine gemeinsame zukunftsweisende politische Erzählung hergestellt werden muss. Hartmut Rosa plädiert in „Anverwandlung statt Versteinerung“ für einen Umgang mit der „Flüchtlingskrise“, der Gelegenheiten für wechselseitiges Lernen und gemeinsames Handeln von Alteingesessenen und Neuankömmlingen eröffnet. Peter A. Kraus zeigt, dass die Vervielfältigung sich überlagernder Identitäten und Zugehörigkeiten in heutigen Gesellschaften komplexe Vielfalt hervorbringt, die vor allem ein Mehr an Politik erforderlich macht. Und Volker M. Heins schließlich mahnt in „Multikulturalismus in der Ära Trump“, dass wir zwischen multikultureller Demokratie und ethnisch oder völkisch begründeter Tyrannei zu wählen haben.
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zum Heft, den Artikel »Multikulturalismus reloaded. Demokratie in Zeiten von Flucht und Migration« von Ulf Bohmann und Paul Sörensen gibt es als kostenlose Leseprobe
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