Politische Theorie vs. politische Praxis. Zwei Anregungen zu einem Brückenschlag

Ganz gleich wo man die Anfänge der Politischen Theorie verortet, ob auf dem Marktplatz von Athen, wo Sokrates die Bürger zum Hinterfragen althergebrachter Ansichten anstiftete (ein im Arendtschen Sinne durch und durch politischer Akt), bei Machiavelli, der Fürsten das Regieren lehren wollte, oder bei Hobbes, der sich zum Ziel setzte, das zu leisten, was seiner Ansicht nach weder Platon noch Aristoteles gelungen war, nämlich Politik wissenschaftlich zu ergründen, stets schien sich die Frage nach der Praxistauglichkeit politischer Theorien aufzudrängen (auch wenn sie bei Sokrates, jedenfalls Platos Darstellungen zufolge, zugegebenermaßen weniger zentral war als etwa bei Machiavelli). Seither begleitet diese Frage in mehr oder weniger offensichtlicher Form jegliche Beschäftigung mit politiktheoretischen Fragen: Eher selten stand sie so sehr im Mittelpunkt der Untersuchung wie bei Marx, doch sogar dort, wo sie vermeintlich gar nicht zur Disposition stand (manche sehen dies bei Kant gegeben, andere bei Hegel), wurde sie schließlich von Kritikern ins Feld geführt. Dies lässt vermuten, dass die Frage nach der Praktikabilität von Politischer Theorie untrennbar mit derselben verbunden ist. (mehr …)

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Wikileaks und die Frage, ob man überhaupt etwas zu Afghanistan sagen sollte

Im Anschluss an den Bericht von der Methodendiskussion unter den Ideengeschichtlern würde ich gerne eine weitere quasi-methodische Frage aufwerfen. Im Rahmen meiner Dissertation beschäftige ich mich mit der Legitimität internationaler Übergangsverwaltungen im Kontext von Nachkriegsgesellschaften. Sehr häufig werde ich daher auch auf Afghanistan angesprochen. Und in der Tat, obwohl die Konstellation dort nicht meiner Definition von Übergangsverwaltungen entspricht, stellen sich doch sehr ähnliche Fragen. So bin ich versucht, auch zu Afghanistan eine wohlbegründete Meinung zu äußern. Immer wieder überkommt mich dabei aber Zweifel, zuletzt durch die Veröffentlichung US-amerikanischer Militärdokumente via Wikileaks. Sollte man als politischer Theoretiker überhaupt etwas zu einem so zeitnahen Geschehen sagen, wenn doch die eigene Informationsgrundlage so ungewiss ist? (mehr …)

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Frankfurter Bilderstreit – Erster Teil des Konferenzberichts von der Sektionstagung in FFM

Der hochkarätig besetzte erste Tag der DVPW-Theoriesektionstagung „Demokratie und Gerechtigkeit in Verteilungskonflikten“ (pdf-link zum Programm) hat alte Klischees auf durchaus kurzweilige Art und Weise aktualisiert: Frankfurter Theoretiker lieben Methodenfragen, die angewandte Weltrettung überlassen wir lieber unseren Britischen Kollegen und bei zu stark frisierten Denkexperimenten der analytischen Philosophie pocht die Sektion nicht nur auf ihre politischen Wurzeln, sondern wird gar emotional (das allerdings erst am Freitagmorgen). (mehr …)

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Presseschau 01/2010

Das Theorieblog ist nicht nur ein Theorieblog, sondern auch ein Serviceblog. Es folgt deshalb ein kurzer Überblick über Artikel, die ich in den letzten Ausgaben der einschlägen politische Theorie und Philosophie Zeitschriften besonders spannend fand und euch zur Lektüre ans Herz legen möchte. Die Auswahl ist ziemlich subjektiv, ich würd mich also freuen, wenn ihr gute Artikel in den Kommentaren ergänzen würdet. (mehr …)

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