Eine kurze Erinnerung in eigener Sache: Der diesjährige Call for Blogposts des Theorieblogs läuft noch bis Sonntag, den 18.09.2022. Dieses Jahr freuen wir uns über Beiträge zum Thema „Souveränität“. Den vollständigen Call gibt hier:
Eine kurze Erinnerung in eigener Sache: Der diesjährige Call for Blogposts des Theorieblogs läuft noch bis Sonntag, den 18.09.2022. Dieses Jahr freuen wir uns über Beiträge zum Thema „Souveränität“. Den vollständigen Call gibt hier:
Liebe Leser*innen!
Der große Rücklauf zu unserem Call for Blogposts hat uns sehr gefreut und wir freuen uns zugleich, in den nächsten vier Wochen eine vielfältige Auswahl kontroverser Beiträge zu veröffentlichen, die Begriff und Idee der Heimat aus ganz unterschiedlichen politiktheoretischen Perspektive beleuchten, wertschätzen oder kritisieren bzw. Potentiale und Grenzen ausleuchten.
Es werden in den folgenden Wochen jeweils zwei Texte erscheinen. Los geht es mit zwei grundlegenden Beiträgen von Tine Stein und Samuel Salzborn. In der Folge werden spezifischere Beiträge ideengeschichtliche und gegenwärtige theoretische Perspektiven auf unterschiedliche Aspekte des Heimatbegriffs eröffnen bzw. politische Dimensionen und Aspekte der Idee der Heimat reflektieren.
Alle Texte werden wir im Laufe der Zeit – nach dem Klick – in diesem Post vermerken, nicht zuletzt um die Navigation zu vereinfachen.
Wir laden euch an dieser Stelle zudem noch einmal besonders ein, aktiv mitzudiskutieren und die Debatte auch über die Texte hinaus weiterzuführen, um die Lebendigkeit und Relevanz der Politischen Theorie weit(er)hin deutlich zu machen.
Über Rückmeldungen zum Format freuen wir uns – nicht zuletzt, weil wir uns aufgrund der bisher positiven Rückmeldungen überlegen, es auch in Zukunft immer einmal wieder zu nutzen und zugleich weiterzuentwickeln.
“Heimat!” Der Begriff bzw. die Idee wird in jüngster Zeit in politischen Debatten und Auseinandersetzungen, aber auch in der weiteren Öffentlichkeit verstärkt verwendet und ist zugleich Gegenstand und Mittel heftiger Auseinandersetzungen. Politiker*innen unterschiedlicher Parteien haben den Begriff entdeckt, auch um die Sehnsucht der Bürger*innen “nach Sicherheit, nach Entschleunigung, nach Zusammenhalt und vor allen Dingen Anerkennung … nicht den Nationalisten zu überlassen”, wie es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ausgedrückt hat. Heimat – der Begriff soll hier guten Patriotismus von schlechtem Nationalismus scheiden, die Gefühle der Bürger*innen ernst nehmen, gesellschaftlicher Vielfalt Ausdruck geben, in die Zukunft weisen, aus der Sackgasse der Leitkultur-Debatte herausführen – und das am besten alles zugleich.
Soviel begriffspolitische Hoffnung macht gleichwohl misstrauisch. Denn der Begriff bleibt ambivalent. Er dient der Identifikation und der Abgrenzung, will Sicherheit vermitteln und ruft zugleich Unbehagen hervor: In einem jüngst zirkulierten offenen Brief mit dem Titel “Solidarität statt Heimat” etwa wandten sich die Unterzeichner*innen – darunter auch eine Reihe von Politiktheoretiker*Innen – gegen “weltfremde Phantasien […] wohligen Privatglücks” und warnten vor einer Diffusion rechten Gedankengutes in die politische Mitte. Vermittelnde Positionen – wie der Versuch den Begriff “Heimat” mit “Vielfalt” und “Weltoffenheit” zu assoziieren, so geschehen in einem Artikel von Ferda Ataman – laufen dagegen ihrerseits Gefahr, missverstanden zu werden: So hat ausgerechnet der neue Heimatminister Horst Seehofer den Artikel zum Anlass genommen, den Integrationsgipfel des Kanzleramtes zu boykottieren.
Haben wir es also mit einem neuen politischen Kampfbegriff zu tun? In begriffshistorischer Perspektive wird deutlich, dass eine gewisse Spannung dem modernen Begriffsverständnis bereits inhärent ist. Der moderne Begriff der Heimat zeichnet sich, so schreiben Edoardo Costadura und Klaus Ries in der Einleitung zu einem interdisziplinären Sammelband über “Heimat gestern und heute”, mindestens durch drei Faktoren aus: Er vereint räumliche, zeitliche, soziale und kulturelle Dimensionen, ist also multidimensional. Er kennzeichnet ein reaktives Phänomen, nämlich die Reaktion auf Modernisierungs- und Transformationsumbrüche und bringt nicht selten eine Verlusterfahrung zum Ausdruck. Und er ist zugleich ein Reflexionsbegriff, der eine kollektive oder individuelle Selbstreflexion markiert.
Vor diesem Hintergrund möchten wir uns im Spätsommer bzw. Herbst aus politiktheoretischer Perspektive mit dem Begriff der Heimat auseinandersetzen und laden deshalb dazu ein, Blogposts einzureichen, die das Thema bzw. die Idee pointiert aus unterschiedlichen ideengeschichtlichen, politiktheoretischen oder politikphilosophischen Perspektiven beleuchten und erkunden, wertschätzen und erhellen oder fundiert kritisieren:
Für den 24. November lädt die Friedrich-Ebert-Stiftung zu einer Veranstaltung in Hamburg ein, bei der es im Lichte der aktuellen Entwicklungen um das Verhältnis der Nationalstaaten Europas zu den gemeinsamen europäischen Institutionen gehen soll. Den Auftakt zu der Diskussion werden Herfried Münkler (HU Berlin) und Ulrike Guérot (European Democracy Lab Berlin) machen. Los geht es um 19 Uhr im Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, alle Details findet ihr hier.
Ein deutsch-französisches Kolloquium des Internationalen Zentrums für Kultur- und Technikforschung sucht derzeit Beiträge zum Thema „Nationalismus, Populismus und Regionalismus im Europa der Krise: Geschichte und Gegenwart politischer Vergemeinschaftung“. Die Veranstaltung findet Ende Oktober statt, Bewerbungen sind bis zum 13. Juli möglich. Alles Weitere findet sich hier.
Am 08.10.2011 findet in Rostock eine Konferenz mit dem Titel „Rekonstruktion des Nationalmythos? Frankreich, Deutschland und die Ukraine im Vergleich“ statt. Die vom Lehrstuhl für Politische Theorie organisierte internationale und interdiszplinäre Konferenz fragt dabei nach den sehr unterschiedlichen Weisen in denen in diesen Ländern mit den nationalen Mythenbeständen nach dem Zweiten Weltkrieg umgegangen wurde. Alle Infos auf der Webseite oder hier im Programm.
An der University of St. Andrews findet Ende Oktober ein Workshop über David Millers Buch „National Responsibility and Global Justice“ statt. Wer sich in dem Thema auskennt und Lust auf eine theoretisch inspirierende Schottlandreise hat, findet alle Infos und die Daten für das Einreichen von Abstracts weiter unten:
In dieser Woche hat die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk in der Süddeutschen Zeitung (leider nicht online verfügbar) einen beunruhigend-dringlichen Artikel zum Umgang Polens mit dem „zweiten Katyn“, wie der Flugzeugabsturz von Smolensk bisweilen genannt wird, geschrieben. Sie beobachtet darin, wie innerhalb von nur einer Woche nach dem Unglück in Windeseile am polnischen Mythos des nationalen Leidens und Opferns weitergeschmiedet wurde: Die Katastrophe, durch die das Land wichtige Teile seiner Führungselite verloren hat, wurde in diesen historisch weit zurückreichenden Opfermythos inkorporiert und als dessen jüngste Episode umgedeutet. (mehr …)
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