Der zu den wichtigsten Gerüchteküchen Philosophieblogs in Amerika zählende Blog Leiter Reports diskutiert derzeit sehr angeregt die Frage, was die deutsche Exzellenzinitiative und im Besonderen die Prominenz des Frankfurter Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ zu bedeuten hat (hier zum Artikel). Während es in der deutschen Diskussion insgesamt keinen Mangel an Pro- und Contrastellungsnahmen zur Exzellenzinitiative gibt, ist an der bei Leiter aufflammenden Debatte interessant, dass sie sich ganz speziell um die Auswirkungen des Clusters auf die Forschungslandschaft in der Politischen Philosophie/Theorie bezieht. Ein Thema ungezählter Konferenzkaffeepausen wird so in die Sichtbarkeit gezerrt.
Detlef von Daniels erläutert in seinem Eröffnungspost grob Struktur und Motivation der Exzellenzinitiative und stellt dann die These auf, dass dies auf absehbare Zeit zu einer Hegemonie der Post-Habermas-Schule führen werde. Die Konzentration von Mitteln in Frankfurt schaffe zwar ein attraktives Forschungsumfeld, aber dies führe gerade zur Überrepräsentation einer bestimmten Strömung, die nur angesichts ihrer Machtfülle auch gezähmte Andersdenkende neben sich zulasse. Auch der akademische Nachwuchs werde so eingenordet. Die in der Exzellenzinitative vorgeschriebene Interdisziplinarität wird nicht als Gegenimpuls gewertet, sondern bewirke durch die unterliegende Antragslogik eine weitere Konventionalisierung des Denkens. In einem Kommentar von Matthias Risse wird dem Frankfurter Cluster zudem vorgeworfen, insbesondere durch seine Berufungspolitik das familiäre Arrangement verstärkt zu haben. Im Übrigen habe der Frankfurter Forschungsansatz keinerlei Relevanz über die Stadtgrenzen hinaus – was auf die gesamte deutsche politische Philosophie zu verallgemeinern sei. Wir wollen die Debatte an euch weitergeben: Wie schätzt ihr den Frankfurter Cluster und seinen Einfluss auf die Forschungslandschaft im Feld Politische Philosophie/Theorie ein?
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