Sorge an den Grenzen Europas

Nach vielfältigen Beiträgen unserer Debatte um den Begriff der Sorge diskutiert Jasmin Behrends zum Abschluss Sorge als universelle zwischenmenschliche Praxis und rückt dabei die Situation an den EU-Außengrenzen ins Blickfeld.

Vielen ist das Thema Sorge, Fürsorge oder Care in deutschsprachigen, sozialwissenschaftlichen Debatten als eine Kernfrage feministischer Politik bekannt, welche häufig entlang vergeschlechtlichter Ungleichheitsverhältnisse in klassisch feminisierten und gesellschaftlich abgewerteten Arbeitsbereichen der Kinderbetreuung, der Pflege, der Bildung und der Hausarbeit diskutiert wird. Neben diesen etablierten Care-Debatten zeigen aktuelle Werke wie das Care Manifesto des The Care Collective wie der Strang der Care-Ethik aus der feministischen Moralphilosophie einen anderen, universellen Sorgebegriff prägt. Die Autor:innen Joan C. Tronto und Berenice Fisher betrachten Sorge auf diese Weise als ubiquitäre Handlung, die sich in einer Vielzahl unserer alltäglichen Praktiken wiederfinden lässt und eine essenzielle Grundlage menschlichen Lebens in einer interdependenten Welt ist. Ausgehend von einem Begriff der Sorge, der diese als universelle zwischenmenschliche Praxis versteht und das Aufeinander-angewiesen-sein als lebensnotwendig in den Vordergrund theoretischer Überlegungen stellt, lässt sich aus einer machtkritischen Perspektive die Frage diskutieren: wer kümmert sich in einer bestimmten Situation / Konstellation um wen und wer wird von Sorge ausgeschlossen?

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Zum Verhältnis von Politischer Theorie und Migration. Ein Tagungsbericht zur ersten Dresdener DVPW Theoriesektions-Tagung 2021

Ob bzw. inwiefern gegenwärtige Migrationsbewegungen Konzepte der politischen Theorie in Frage stellen, welche Blindstellen in der politischen Theorie in Hinblick auf Migration, Zugehörigkeit und Rassismus bestehen, aber auch wie politische Theorie und Migrationsforschung einander befruchten können – diese Fragen standen am 09. und 10. März zur Debatte. Virtuell wurde damit die Theoriesektionstagung nachgeholt, die ursprünglich im Frühling 2020 in Dresden stattfinden sollte. Organisiert und geleitet von Hans Vorländer, Andreas Niederberger und Oliviero Angeli wurde in acht Panels das Verhältnis von politischer Theorie und Migrationsforschung diskutiert

Kartierung des Feldes

Entgegen früherer Theoriedebatten zu Migration, die sich vor allem um das Verhältnis zwischen dem Recht auf Ausschluss und dem Recht auf Einwanderung drehen, geht es bei dieser Sektionstagung – wie Andreas Niederberger in seinem Eröffnungsvortrag stark macht – schwerpunktmäßig um andere Spannungsfelder: Zwar haben die klassischen Debatten und Positionen zwischen Carens und Miller im abschließenden Panel und den Vorträgen von Therese Herrmann und Jonathan Holst auch ihren Platz, doch die Schwerpunkte bilden andere Debatten. (mehr …)

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