Kongresssplitter: Die (Un-)Möglichkeit eines progressiven Naturbegriffs

— 5.G: Verunsicherungen einer ‚natürlichen Ordnung‘. (Queer-)Feministische Un/Gewissheiten — 

Unterstellt man, dass die multiplen Krisen des Neoliberalismus und die damit verbundene Verunsicherung den individuellen und gesellschaftlichen Wunsch nach Sicherheit verstärken, so stellt sich die Frage, wie diese Sicherheit gewährleistet werden kann. Autoritäre Anrufungen vermeintlich vorpolitischer „natürlicher“ Ordnungen stehen progressiven Überlegungen zu Kontingenz und dem Aushalten von Unsicherheiten gegenüber. Die Implikationen eines essentialistischen Naturbegriffs und mögliche Interventionen zu diskutieren, war der Anspruch des mit fünf Beiträgen ambitioniert aufgestellten Panels „Verunsicherungen einer ‚natürlichen Ordnung‘. (Queer-)Feministische Un/Gewissheiten“.   (mehr …)

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Ein Plädoyer für die Rettung der Bedürfnisse

In ihrem programmatischen Essay 11 Theses on Needs haben Robin Celikates, Rahel Jaeggi, Daniel Loick und Christian Schmidt – anknüpfend an Adornos Thesen über Bedürfnis – Ansätze einer zeitgenössischen kritischen Theorie der Bedürfnisse skizziert. Darin argumentieren sie, dass Bedürfnisse nicht vorpolitisch gegeben, sondern gesellschaftlich vermittelt sind und durch Unterdrückung und Ausbeutung geprägt werden. Statt einer substanziellen Kritik ‚falscher‘ Bedürfnisse sollten daher die Bedingungen problematisiert werden, unter denen Bedürfnisse erzeugt, artikuliert und befriedigt werden. Anstatt von vermeintlichen Grundbedürfnissen auszugehen, plädieren die Autor:innen für eine Kritik und Transformation von Bedürfnissen im Rahmen einer ‚radikaldemokratischen Politik der Bedürfnisse‘, die die freie und gleiche Teilnahme aller an kollektiven Prozessen der Bedürfnisformation in den Mittelpunkt stellt. Einen politischen Bezug auf kontextübergreifende Grundbedürfnisse lehnen sie hingegen als potenziell autoritäre Sackgasse ab. In der folgenden Replik unternehmen wir den Versuch, den Bedürfnisbegriff vor einer solchen Denaturalisierung und Formalisierung, in der die Prozesse der Bedürfnisformation und nicht die Bedürfnisse selbst im Mittelpunkt stehen, zu retten und ihn als Ausgangspunkt substanzieller gesellschaftskritischer Kontestation stark zu machen.

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Workshop „Ideology and Social Transformation“ (Berlin, 27. Juni)

Wenn New York die Stadt ist, die niemals schläft, dann ist das Centre for Social Critique in Berlin… Auf jeden Fall: Es gibt wieder was. Bereits am 27. Juni richten die umtriebigen Kolleg:innen einen Workshop mit dem Titel „Ideology and Social Transformation“ aus, in dessen Rahmen das wechselseitige Verhältnis von Ideologie, sozialer Praxis und deren Reflexion in Theorien sozialer Transformation ausgeleuchtet werden soll. Wie immer ist das Programm – unter anderem Mit Sally Haslanger, Titus Stahl, Rahel Jaeggi und Alice Crary – prominent besetzt und verspricht spannende Diskussionen. Das vollständige Programm und die Möglichkeit zur Anmeldung finden sich hier.

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CfP: 75 Jahre Grundgesetz (Femina Politica)

Für einen von ihnen betreuten Schwerpunkt in der Femina Politica zu „75 Jahre Grundgesetz – Perspektiven feministisch-politikwissenschaftlicher Rechtskritik“ laden Gesine Fuchs und Gabriele Wilde zur Einreichung von Beitragsvorschlägen ein. Erwünscht sind insbesondere theoretische und theoriegeleitete empirische Beiträge, die sich mit der gesellschaftspolitischen Bilanz und Zukunft des Grundgesetzes befassen und dabei – ausgehend auch von neuen rechtsphilosophischen Ausdeutungen des Begriffs der Würde – den Fokus auf individuelle und soziale Aspekte grundrechtlicher Regelungen richten und deren Auswirkungen auf zivilgesellschaftliche, öffentliche und familiale Lebensordnungen kritisch hinterfragen. Vorschläge sollen dabei bis zum 26. Juni 2023 eingereicht werden. Weitere Informationen zum geplanten Schwerpunkt und möglicher Beiträge finden sich hier.

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Konferenz: Moving Normativity – Agency between Contestation and Confirmation (Berlin)

Das DFG-Graduiertenkolleg „Normativity, Critique, Change“ (FU Berlin) lädt zu einer internationalen und interdisziplinären Konferenz zum Thema „Moving Normativity – Agency between Contestation and Confirmation“ vom 11. bis 12. Mai 2023 in die Uferstudios Berlin ein. Im Vorfeld der Konferenz finden am 9. und 10. Mai zwei künstlerische Interventionen statt. […]

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CfP: University Critique: On Current Challenges for Research and Teaching, and Possible Solutions

In dieser „Frontiers Research Topic“ sollen sowohl aktuelle Bestandsaufnahmen drängender Probleme im akademischen System als auch entsprechende Lösungsansätze diskutiert werden. Der Forschungsschwerpunkt zielt darauf ab, eine vielschichtige Perspektive auf das akademische Leben in seiner Gesamtheit zu gewinnen: Gesucht werden daher entweder umfassende Analysen individueller Aspekte im Hochschulsystem oder deren Zusammenspiel, wie soziale Aspekte (z.B. prekäre Lebensverhältnisse des akademischen Nachwuchses), die sich mit funktionalen Aspekten überschneiden (z.B. Innovationen, die ihr Potenzial nicht ausschöpfen). Die Beiträge könnten sich insbesondere mit folgenden Themen befassen:

  • Organisatorische Probleme (z. B. Qualitätsmanagement in Forschung und Lehre)
  • Institutionelle Probleme (z. B. zeitgemäße Formen der Beschäftigung und Finanzierung)
  • Evaluationsprobleme (z.B. Kriterien für Einstellungen, Beförderungen oder Projekte)
  • Konsistenzprobleme (z. B. „Replikationskrise“ von Forschungsergebnissen)
  • Transformationsprobleme (z. B. Einführung digitaler Technologien)
  • Wirkungsprobleme (z. B. politische Anerkennung von Forschungsergebnissen zum Klimawandel)
  • Gleichstellungsprobleme (z. B. Diskriminierung und Vorurteile)
  • Mögliche Verbesserungs- oder Lösungsvorschläge

Einreichungen aus allen Disziplinen sind willkommen, insbesondere aus der Soziologie, Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Anthropologie, Kulturwissenschaft, Psychologie und Philosophie. Einreichungen sind noch bis zum 18. April 2023 möglich. Weitere Informationen hier.

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CfP „Rewriting the History of Political Theory From the Margins“ (Berlin)

Am Lehrbereich Theorie der Politik der HU Berlin findet im Juni 2023 ein Workshop zum Thema „Rewriting the History of Political Theory From the Margins“ statt. Aktuell – und noch bis zum 17. Oktober 2022 – können Beitragsvorschläge eingereicht werden, die sich mit vernachlässigten Fragen, Themen und / oder Autor:innen der politischen Ideengeschichte auseinandersetzen, methodologische Fragen der politischen Ideengeschichtsschreibung diskutieren oder strategisch über die Gestaltung von ideengeschichtlicher Lehre und Forschung nachdenken. Das übergreifende Ziel der Konferenz ist dabei, kritische, z.B. feministische und de- oder postkoloniale, Ansätze sowie ideengeschichtliche Perspektiven zusammenzubringen, um die inhaltlichen, methodologischen und politischen Fragen, die in der Auseinandersetzung mit dem herrschenden Kanon bestehen, zu bearbeiten. Alle Informationen zu inhaltlichen Schwerpunkten, auszuwählenden Formaten und dem detaillierteren Zeitplan finden sich hier im ausführlichen Call.

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Zur Metakritik des kritischen Menschenrechtsdiskurses – Lesenotiz zu Janne Mendes „Der Universalismus der Menschenrechte“

Dem Projekt der Verwirklichung der Menschenrechte werden von verschiedenen Seiten Unzulänglichkeiten vorgeworfen, an die sich verschiedene Fragen knüpfen lassen: Ist die globale Durchsetzung der Menschenrechte ein Projekt westlicher Staaten und Gesellschaften, die damit ein weiteres Mal dem globalen Süden ihre kulturellen Praxen zu oktroyieren versuchen? Gibt es eine linke und eine rechte Kritik am Menschenrechtsdiskurs, die gemeinsame Schnittmengen aufweisen, ohne doch deswegen identisch zu sein? Und schließlich: Wie könnte eine berechtigte, emanzipatorische Kritik am Menschenrechtsdiskurs von ihrem Gegenteil unterschieden werden? (mehr …)

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CfP: „Future(s) of critique“ (Special Issue Behemoth)

Die Zeitschrift Behemoth plant ein Sonderheft zum Thema „Future(s) of critique. Theorising governmentality and power in the digital age“. Das Heft interveniert in Debatten über das vermeintliche Ende von Theorie in Zeiten von Big Data und sucht nach neuen Möglichkeiten der Kritik vor dem Hintergrund einer verstärkt digitalisierten Gegenwart. Beiträge sind eingeladen, etwa die Anwendbarkeit von Kritiktraditionen auf die Selbstbezüglichkeit „objektiver“ Daten zu diskutieren oder zu reflektieren, welche neuen politischen Macht- und Regierungsverhältnisse eine Kritik der digitalen Gegenwart adressieren sollte. Die Herausgeber*innen Janosik Herder (Osnabrück), Felix Maschewski (Berlin) und Anna-Verena Nosthoff (Freiburg/Wien) freuen sich über Beitragsvorschläge in Form von Abstracts (ca. 20.000-25.000 Zeichen) bis zum 15. Juli. Einreichungen sind sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch möglich. Den vollständigen Call mit weiteren Infos gibt es hier.

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