Kongresssplitter: Die Ressource der Unsicherheit: Potential und Kritik

Zu Panel 2.E: Unsicherheit als Ressource: Konfliktive politische Praktiken und demokratische Politik in Zeiten der Ungewissheit–

Das Panel über „Unsicherheit als Ressource“ hatte sich die Aufgabe gestellt, das Fraglich-Werden von etablierten Wertungen und Beschreibungen weder direkt zu problematisieren noch einfach zu affirmieren. Weder ist, so der Ausgangspunkt, Unsicherheit nur beklagenswerter Bedeutungsverlust normativer Prinzipien und praktischer Gewissheiten noch allein begrüßenswerter Ausdruck fundamentaler Kontingenz. Dabei gilt es, wie in den Diskussionen deutlich wurde, mit Blick auf die Disziplin selbst, die theoretischen Konzeptionen demokratischer Politik damit zu konfrontieren, wie zufriedenstellend sie Diagnosen der Ungewissheit und Unsicherheit einholen können. Die Frage, wie Unsicherheit selbst als eine explizite Ressource der Demokratie begriffen werden kann, ist darüber manchmal offen geblieben.

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Kongresssplitter: „Uncertainty should be equally shared and distributed“: Von philosophischen Abstraktionen und geschichtsvergessenen Theoretisierungen

— Keynote von Sofia Näsström: Democracy and the Social Question–

“The future of democracy is more uncertain than ever.” Mit dieser Anrufung des Ungewissen verweist Näsström bereits zu Beginn ihrer Keynote auf das zentrale Thema des Theoriekongresses. Während siedie Soziale Frage in ihrer Keynote zentriert, begrenzt sich ihre Analyse auf normativ-hegemoniale Theoretiker*innen und verpasst somit die Möglichkeit, an machtkritische Theorien, historische Kämpfe sowie aktuelle politische Diskurse anzuschließen.

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Kongresssplitter: Über die Möglichkeitsbedingungen von Solidarität im Kontext von Alterität

— Panel 6E: Krisen der Solidarität. Radikaldemokratische Perspektiven —

Das von Michaela Bstieler und Sergej Seitz ausgerichtete Panel „Krisen der Solidarität. Radikaldemokratische Perspektiven“ verortete sich im Zusammenhang von Solidaritätsbeschwörungen im Kontext gegenwärtiger Krisen und Unsicherheitserfahrungen wie Klimawandel oder Flucht. Gleichzeitig bestand der Beitrag des Panels vor allem darin, das Spannungsfeld zwischen Alterität und Ähnlichkeit, zwischen Situiertheit und Universalismus, in dem Solidarität verhandelt wird, zu beleuchten. Dieser zweiten Dimension der Diskussion werde ich im Folgenden weiter nachgehen und die einzelnen Beträge stärker unter diesen Gesichtspunkten miteinander kommunizieren lassen, wofür ich die Reihenfolge der Beiträge umstelle. 

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Kongresssplitter: Das Stimmungstief vor dem Wiederbeginn der Geschichte

— Panel 5F: Affektivität der demokratischen Regression —

Wer über den Zustand politischer Ordnungen spricht, soll über die Befindlichkeit ihrer Bevölkerungen nicht schweigen. Aus ihren Gefühlslagen lassen sich nicht nur konjunkturelle Trends herauslesen. Eine gegenseitige Beeinflussung ist möglich, indem das Auf und Ab politischer Ordnungen Zuversicht, Sorgen, Ängste und Freuden hervorruft und gleichzeitig durch solche Gefühle beeinflusst wird. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich Emotionen zu Haltungen verstetigen und die Wahrnehmung von Politik in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft prägen. Wenn der Zusammenbruch der Sowjetunion in den 1990er Jahren Diskussionen über Triumphalismus in liberalen Demokratien auslöste, ist es nur konsequent, heute düstere Stimmungsbilder in den Augenschein zu nehmen. Das Panel „Affektivität der demokratischen Regression“ lud dazu ein – mit stimmig ineinandergreifenden Vorträgen über Nostalgie, Melancholie und Verzweiflung.

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Kongresssplitter zum Theoriekongress: Vielfalt in Blogpostform

In der letzten Woche, vom 27. bis zum 29. September 2023, haben wir in Bremen den ersten deutschen Theoriekongress erlebt. Unter dem Titel „Politische Theorie in Zeiten der Ungewissheit / Political Theory in Times of Uncertainty“ fanden neben den Keynotes von Yves Sintomer und Sofia Näsström an drei Tagen 41 facettenreiche Panels statt, die die Breite der Politischen Theorie und Ideengeschichte abbildeten und zugleich den Austausch mit deutschen und internationalen Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Nachbarfächer und -fachbereiche innerhalb und außerhalb der Politikwissenschaft förderten. Die über 250 Teilnehmenden diskutierten so teils in sieben parallel stattfindenden Panels … und beim anschließenden Kaffee in der Bremer Sonne.

Drei vollgepackte – bzw. um den Bremer Stadionsprecher zu Wort kommen zu lassen: „pickepackevolle“ – Kongresstage lassen sich nicht in einen Tagungsbericht gießen. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, für den Theoriekongress das Format der Kongresssplitter von Soziopolis zu borgen. Heute und in den nächsten Tagen veröffentlichen wir jeweils kurze Texte, in denen 12 Autor*innen für uns jeweils ihr persönliches Schlaglicht auf ein Panel oder Thema des Kongresses werfen. Anspruch auf Vollständigkeit können wir damit natürlich nicht erheben, aber zumindest einzelne Schlaglichter auf das umfangreiche Programm werfen und auf diese Weise der Vielfalt der Tage in Bremen auch auf dem Blog ein wenig gerecht werden.

Eine Übersicht über die unterschiedlichen Kongresssplitter, die wir kontinuierlich aktualisieren, entsteht hier im Anschluss: (mehr …)

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