Mill in Hamburg

Aktuelle Forschungsarbeiten zum Werk John Stuart Mills stehen im Mittelpunkt einer internationalen Konferenz, die am 5. und 6. Juni an der Hamburger Bucerius Law School stattfindet und von der Leuphana Universität Lüneburg, der Universität Hamburg und dem John Stuart Mill Institut Heidelberg veranstaltet wird.  Inhaltliche Schwerpunkte der Tagung sind gesellschaftliche und individuelle Aspekte der Freiheit bei John Stuart Mill, die repräsentative Demokratie in Mills Werk sowie Mill als europäischer und internationaler Intellektueller. Vorträge gibt es u. a. von Wendy Donner, Georgios Varouxakis und Wilfried Hinsch. Das vollständige Programm findet Ihr hier; die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten, um Anmeldung bis Ende Mai wird herzlich gebeten (andrea.plaesier@leuphana.de; angela.marciniak@staff.uni-marburg.de).

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Wiedergelesen: Mill: Betrachtungen über die Repräsentativregierung

Wiedergelesen-Beitrag zu John Stuart Mill: Betrachtungen über die Repräsentativregierung, Hubertus Buchstein und Sandra Seubert (Hg.), Hannelore Irle-Dietrich (Übers.), Berlin: Suhrkamp, 2013, 336 Seiten.

Wenn in funktional differenzierten, hyperkomplexen Gesellschaften alles immer schneller entschieden werden muss, wenn folglich über das, was entschieden wird, nicht lange öffentlich räsoniert werden kann, hat die repräsentative Demokratie allem Anschein nach ein empirisches Problem. Nicht zuletzt deshalb konnte Carl Schmitt den Parlamentarismus als Idealzustand rationaler öffentlicher Diskussion bereits in den 1920er Jahren genüsslich auf dem Friedhof der Geistesgeschichte begraben. Heutzutage fallen Diagnosen, die sich auf die mangelnde Praktikabilität der Repräsentativregierung beziehen, nicht viel optimistischer aus. Hinzu kommt, dass die repräsentative Demokratie ein ernstes normatives Problem hat, weil ihr ideengeschichtliches Äquivalent, der Liberalismus, aufgrund der Krisenanfälligkeit seines vorgeblichen Zwillingsbruders, des Kapitalismus, als ideologisches Flaggschiff der „vested interests“ desavouiert scheint. Wird der Liberalismus aber zunehmend in der Flügelzange von postmoderner Sozialwissenschaft und neomarxistischer Kritik aufgerieben, stellt sich die Frage nach dem Sinn einer erneuten Lektüre seiner Klassiker. Provokativ gefragt: Darf sich denn allenfalls der nimmermüde Archivar über eine Wiederauflage der Betrachtungen über die Repräsentativregierung (1861) im Berliner Suhrkamp-Verlag freuen? Statt John Stuart Mills (1806-1873) politiktheoretisches Hauptwerk derart unter Wert zu verkaufen, soll es im Folgenden anhand dreier Merkmale mit Aktualitätsbezug analysiert werden. (mehr …)

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