Mit Citizen Marx: Republicanism and the Formation of Karl Marx’s Social and Political Thought (Princeton University Press) legte der Politische Theoretiker Bruno Leipold kürzlich eine Monographie über Karl Marx und sein komplexes Verhältnis zur Tradition des Republikanismus vor. Jochen Schmon hat darüber mit dem Autor gesprochen, das Interview erschien zuerst auf dem Blog des Journal of the History of Ideas im November 2024. Wir veröffentlichen es hier in gekürzter Form in deutscher Übersetzung.
Jochen Schmon (JS): Der Großteil der Marx-Forschung stützt sich bis heute auf die Annahme eines „epistemologischen Bruchs“, der Marx‘ Schriften in eine „junge“ humanistisch-philosophisch geprägte Frühphase und eine „reife“ historisch-materialistische Wissenschaft der politischen Ökonomie unterteilt. Ihr neues Buch charakterisiert stattdessen die intellektuelle Entwicklung von Marx anhand bestimmter politischer Brüche, die allen voran durch seine sich stetig verändernde Haltung zum Republikanismus zu erklären sei. Ihr Anliegen scheint es zu sein, theoretische Veränderungen in Marx‘ Werk weniger durch seine persönliche Forschung und wissenschaftliche Lektüre zu verstehen als anhand politischer Ereignisse – eine, wie ich finde, geradezu mustergültige historisch-materialistische Ideengeschichte. Wie Sie mit Rückgriff auf Autoren der Cambridge School wie J.G.A Pocock oder Quentin Skinner betonen, stieg der Republikanismus im Laufe des 19. Jahrhunderts in Europa, Nord- und Lateinamerika zum vorherrschenden Gedankengut der Massenpolitik auf. Was sind für Sie die zentralen theoretischen Besonderheiten des republikanischen politischen Denkens?
Bruno Leipold (BL): Was mir in diesem Buch sehr wichtig war, (mehr …)
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