Blogdebatte: Getrennte Wege? Zum Verhältnis von Politischer Theorie und Ideengeschichte 

Liebe Theorieblog-Leser:innen, 

auch in diesem Jahr hat es zahlreiche Einsendungen in Antwort auf unseren Call for Blogposts zum Verhältnis von Politischer Theorie und Ideengeschichte gegeben. Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Autor:innen, die Beitragsvorschläge eingesendet haben. 

Die Texte, die wir in dieser und der kommenden Woche veröffentlichen, beschäftigen sich mit dem „Und, das Politische Theorie und Ideengeschichte verbindet (oder trennt?). Sie streiten für die Eigenständigkeit der Ideengeschichte und eine kritische Funktion der Historisierung oder plädieren, umgekehrt, für einen kreativen Anachronismus bei der Verknüpfung der beiden Herangehensweisen bzw. zeigen auf, inwiefern die Theoriebildung ideengeschichtliche Konzepte für die Gegenwart aktualisieren kann. Zudem beschäftigen sie sich mit der Rolle von Epochalisierung als ideengeschichtliches Argument.

Die ausgewählten Beiträge werfen spannende systematische und praktische Fragen auf, die zu kontroversen Diskussionen einladen. Alle Leser:innen sind deshalb wie immer herzlich eingeladen, aktiv mitzudiskutieren. Mit Zustimmung und Kritik, Ergänzungen und alternativen Perspektiven können die Kommentarspalten gefüllt werden. Wir freuen uns auf eine möglichst lebendige und vielfältige Debatte.  

Alle Beiträge werden wir mit ihrem Erscheinen verlinken, sodass dieser Post eine Übersicht über die Debatte bieten wird. 

Wir freuen uns sehr auf die kommenden Wochen und wünschen viel Spaß beim Lesen und Diskutieren!  

Euer Theorieblog-Team.  

Die Beiträge zu unserer Zeit-Debatte in chronologischer Reihenfolge: 

P.S.: Der Call for Blogposts ist für uns zu einer Tradition geworden. Wer noch einmal zurückblicken mag, findet die vorangegangenen Blogpost-Reihen zu den Themen „Heimat“ (2018), „Solidarität“ (2019), „Neuanfang“ (2020), „Sorge“ (2021), „Souveränität“ (2022) und „Zeit“ (2023) natürlich weiterhin hier bei uns auf dem Blog.

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Call for Splitter – Der Theorieblog sucht Autor*innen für die DVPW-Kongresssplitter 

Zum DVPW-Kongress „Politik in der Polykrise“ im September in Göttingen legen wir beim Theorieblog das Format der Kongresssplitter erneut auf, das wir beim Theoriekongress 2023 in Bremen erfolgreich eingeführt und erprobt haben. 

Angesicht der schieren Anzahl der Panel und Podien in Göttingen haben wir nicht den Anspruch, das Kongressgeschehen umfassend abzubilden. Wir suchen stattdessen Autor*innen für Kongresssplitter über je eines der ideengeschichtlich und/oder politiktheoretisch interessanten Panels oder Podien des Kongresses. Ziel ist die Veröffentlichung einer vielfältigen Berichterstattung über den Göttinger Kongress bereits in der ersten Oktoberhälfte. (mehr …)

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CfA: Workshop an der Universität Rostock „Schatten des Liberalismus“ (05./06.09.2024)

An der Universität Rostock ist für den 5. und 6. September ein Workshop mit dem Titel „Schatten des Liberalismus. Spannungsfelder und Konflikte des liberalen politischen Denkens“ geplant. Der Workshop beschäftigt sich mit Spannungsfeldern und Konflikten, die im liberalen politischen Denken sowie in der liberalen politischen Theorie und Ideengeschichte bereits angelegt sind. Besonders zu einer Bewerbung aufgerufen sind Doktorand*innen und frühe Postdocs, der Workshop ist auch dezidiert offen für Work in Progress, für historische und systematisch ansetzende Beiträge. Deadline für Bewerbungen ist der 03.08.2024, mehr Informationen finden sich im ausführlichen Call.

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Althusius am Wegesrand – Gedanken aus der Peripherie

Schulze-Haus in Diedenshausen, Fachwerkhaus und Geburtshaus von Althusius
Geburtshaus von Johannes Althaus

Die Wittgensteiner Wisente sind nach lang andauernden Kontroversen heutzutage vermutlich bekannter als der calvinistische Denker Johannes Althusius. Aber nicht zu den Wisenten, sondern zu Althusius’ Geburtshaus nach Diedenshausen (Bad Berleburg), tief ins Wittgensteiner Land, führte die jüngste Wanderung des Siegener Seminars für Sozialwissenschaften. Auf den Spuren von Althusius bzw. Johannes Althaus begibt man sich allerdings nicht nur geographisch, sondern auch im Kanon der politischen Ideengeschichte in die Peripherie. Zwar ist der Name vielen geläufig, auch das ein oder andere Schlagwort ist bekannt, doch lesen und kennen ihn, gerade in Deutschland, nur wenige. Warum sollte man sich also auch jenseits des wunderbar gepflegten Örtchens mit seinen Fachwerkhäusern mit Althusius beschäftigen? 

Seinen Anhänger:innen gilt er als einer der ersten systematischen Denker der Politik und des Politischen, als einer der ersten Verfechter der Volkssouveränität und als Begründer des Föderalismus. Andere betonen dagegen skeptischer auch die teils mittelalterlich anmutende, teils streng calvinistische Prägung seiner Schriften (Nitschke 2007). Betrachtet man zentrale Bausteine von Althusius politischer Theorie genauer, ergeben sich ein komplexes Nebeneinander und Zusammenspiel etablierter und neuer Ideen. Dies macht die Lektüre nicht einfacher. Es eröffnet aber anregende Perspektiven auf ein Zeugnis politischen Denkens im Kontext einer veritablen Zeitenwende: zwischen Bartholomäusnacht 1572 und dem Beginn des Dreißigjährigen Kriegs 1618.  (mehr …)

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Call for Blogposts: Getrennte Wege? Zum Verhältnis von Politischer Theorie und Ideengeschichte 

Was bedeutet eigentlich das „Und“, das Politische Theorie und Ideengeschichte verbindet? Gehören beide so eng zusammen, dass eine „reine“ Politische Theorie und eine „reine“ Ideengeschichte gar nicht vorstellbar sind? Muss jede*r Theoretiker*in auch ein*e gute*r Ideenhistoriker*in und andersherum sein? Oder handelt es sich vielmehr um eigentlich zwei unterschiedliche Disziplinen, die nur noch aus pragmatischen Gründen unter einem Dach leben, aber ansonsten nicht viel miteinander zu tun haben? Stehen sie einander womöglich sogar dabei im Weg, unbefangen ihren jeweiligen Forschungsinteressen zu folgen? 

Das Verhältnis der beiden Disziplinen ist in jüngerer Zeit wieder in die Diskussion geraten. Implizit schon dadurch, dass – wie etwa auf dem Bremer Theoriekongress – ideengeschichtliche Beiträge im Vergleich zu theoretisch-systematischen und normativen auf gemeinsamen Veranstaltungen vielfach fehlen. Aber auch explizit, wie zwei Workshops über „Das ideengeschichtliche Argument in der Politischen Theorie“ belegen, die Anfang des Jahres in Augsburg stattgefunden haben. 

Deshalb wollen wir das Verhältnis von Politischer Theorie und Ideengeschichte, die Frage nach dem ominösen „Und“, zum Gegenstand unseres Sommercalls machen und rufen dazu explizit Ideengeschichtlicher*innen und Politische Theoretiker*innen zu Blogposts auf, die sich etwa mit folgenden Fragen beschäftigen: 

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CfA: Akademische Oberrätin / Oberrat auf Zeit (Münster)

Am  Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Stelle als Akademische Oberrätin / Akademischer Oberrat auf Zeit zu besetzen. Der Schwerpunkt der Stelle liegt in der Politischen Theorie, sie ist auf drei Jahre befristet (100 % Arbeitszeit) und die Lehrverpflichtung beträgt 7 SWS. Die Lehre wird aufgrund von Organisations- und Beratungsaufgaben regelmäßig um 1 SWS reduziert. Bewerbungsschluss ist der 28.06.2024. Die ganze Ausschreibung findet ihr hier.

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CfP: „Forgotten Institutions. Utopian Archives and Democratic Futures“ (Wien)

‚Vergessene bzw. vernachlässigte Institutionen‘ stehen im Mittelpunkt einer internationalen Tagung, die im Rahmen des Projekts Prefiguring Democratic Futures vom 28. bis zum 30. November 2024 in Wien stattfindet. Gesucht werden nun Beiträge, die Ressourcen utopischen Denkens in Archiven und insbesondere auch jenseits des westlichen Kanons zugänglich machen und so Ein- bzw. Ausblicke auf demokratische Zukünfte geben. So sollen radikale Alternativen diskutiert werden, die helfen könnten, die diagnostizierte Krise politischer Vorstellungskraft in der Gegenwart zu überwinden. Zugesagt haben schon Mariana Mora Bayo, John McCormick, Anthoula Malkopoulou, Marcus Llanque und Massimiliano Tomba. Alle anderen Interessierten können Ihre Vorschläge in Form von Abstracts von 500 Worten bis zum 30. Juni 2024 bei Sara Gebh einreichen. Alle Infos zur Konferenz gibt es gebündelt unter diesem Link oder nach dem Klick.

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Die Krise vertagen? Kommentar zu Benjamin Schmids „Paradoxien der Ausnahmezeit“

Unter der Überschrift „Temporalstrukturen des Ausnahmezustandes“ steht die gerade neu erschienene Ausgabe der Zeitschrift für Politische Theorie. Die drei Herausgeber des aktuellen Themenheftes, André Brodocz, Hagen Schölzel und Jan Christoph Suntrup, haben neben ihrem eigenen Beitrag – einer Umfrage zum Thema „Sind wir auf dem Weg in ein Zeitalter der Ausnahmezustände?“ – vier spannende Abhandlungen zum thematischen Fokus des Heftes versammelt: Der Beitrag von Benjamin Schmid, den wir als Gegenstand für die ZPTh-Debatte auf dem Theorieblog ausgewählt haben und der damit zugleich hier open access verfügbar ist, stellt ausgehend von vier Paradoxien der Ausnahmezeit Überlegungen zu einem alternativen Paradigma des Regierens und Regiert-Werdens an. Der unter der Formel „Souverän ist, wer über die Zeit verfügt“ stehende Beitrag von Tamara Ehs, Ece Göztepe und Matthias Lemke setzt sich mit der Beschleunigung der Entdemokratisierung im Ausnahmezustand auseinander. Marlon Barbehön widmet sich in seinem Aufsatz der Performativität kommunikativer Grenzziehungen zwischen politischer Ausnahme- und Normalzeit und Leo Roeperts Beitrag analysiert die Zeitstruktur rechter Krisenmythen. Unter der Rubrik „Wiedergelesen“ wird das Heft mit einer Lesenotiz von William E. Scheuerman zu Jürgen Habermas‘ Demokratietheorie in Faktizität und Geltung abgerundet.

Wir freuen uns sehr, dass Jonas Heller von der Goethe-Universität Frankfurt im Folgenden die Debatte auf dem Theorieblog mit einem Kommentar zum Beitrag „Paradoxien der Ausnahmezeit. Überlegungen zu einem alternativen Paradigma des Regierens und Regiert-Werdens“ von Benjamin Schmid eröffnen wird. In einem zweiten Blogbeitrag wird der Autor im Rahmen einer Replik hierauf antworten. Wir wünschen viel Freude bei der Lektüre und übergeben nun das Wort an Jonas Heller.

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Konferenz: „How to dis/agree like friends“ (Regensburg)

Vom 12. bis 14. Juni findet in Regensburg eine internationale Konferenz zum Thema „How to dis/agree like friends“ statt, die die zeitgenössische These einer Verrohung der Debattenkultur aufgreift und durch die Zusammenführung ideengeschichtlicher, philosophischer und demokratietheoretischer Perspektiven versucht, einen Beitrag zum Verständnis und zur Weiterentwicklung einer zivilen Debattenkultur in liberalen Demokratien zu leisten. Das vollständige Programm der Konferenz findet ihr hier. Um Anmeldung per E-Mail an ricarda.wuensch@ur.de wird bis zum 5. Juni gebeten.

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Der Liberalismus gegen sich selbst und die Rückkehr des Kalten Krieges. Ein Gespräch mit Samuel Moyn – Teil 2

Während der erste Teil des Gesprächs zwischen Samuel Moyn und Julian Nicolai Hofmann, der gestern hier auf dem Blog erschienen ist, auf die zentralen Begriffe, Argumente und Referenzautorinnen und -autoren von Liberalism against Itself eingeht, adressiert der zweite Teil nun einen breiteren theoretischen Kontext. Darin sprechen die beiden über die Krise der liberalen Demokratie, Varianten des Cold War Liberalism und Frage, wie der Liberalismus überleben kann.   (mehr …)

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