Lesenotiz: Zur Person – Günter Gaus

Die Stimmen derer, die meinen, der Rechtsstaat habe, wenn überhaupt, die Demokratie abgelöst, sind in den vergangenen Jahren zu einem Standard in Europa geworden. Ein sich selbst legitimierender Interessenverwaltungsstaat, die postdemokratisch genannte Bürokratie, jener vierte, spezifisch moderne Ergänzungstypus der drei klassischen Verfassungsformen Demokratie, Aristokratie und Monarchie, scheint von vielen der sichtbareren Intellektuellen der BRD mittlerweile als Schicksal akzeptiert. Ganze Bände sind schon mit der bloßen Reformulierung des mittlerweile aufgestauten Abgesangs auf die partizipative Bürgerdemokratie gefüllt worden und auch das gesteigerte Interesse spricht für sich, das seitens der hiesigen Politischen Theorie mittlerweile den vormals für ausgestorben gehaltenen Traditionen des Republikanismus zukommt (ob in Zeitschriften, Tagungen oder Sektionsversammlungen). Dieser Tage nun jährt der zehnte Todestag von Günter Gaus, dem wohl einflussreichsten intellektuellen Journalisten der demokratischen Nachkriegsgeschichte Deutschlands, eines besonnenen Mannes, der sich kurz vor seinem Tod einmal mehr zur Republik bekannte, als er ein kleines Manifest wider die damals aufkommende Postdemokratie mit der provozierenden Überschrift versah, Warum ich kein Demokrat mehr bin. (mehr …)

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