Call for Blogposts: Heimat!?

“Heimat!” Der Begriff bzw. die Idee wird in jüngster Zeit in politischen Debatten und Auseinandersetzungen, aber auch in der weiteren Öffentlichkeit verstärkt verwendet und ist zugleich Gegenstand und Mittel heftiger Auseinandersetzungen. Politiker*innen unterschiedlicher Parteien haben den Begriff entdeckt, auch um die Sehnsucht der Bürger*innen “nach Sicherheit, nach Entschleunigung, nach Zusammenhalt und vor allen Dingen Anerkennung … nicht den Nationalisten zu überlassen”, wie es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ausgedrückt hat. Heimat – der Begriff soll hier guten Patriotismus von schlechtem Nationalismus scheiden, die Gefühle der Bürger*innen ernst nehmen, gesellschaftlicher Vielfalt Ausdruck geben, in die Zukunft weisen, aus der Sackgasse der Leitkultur-Debatte herausführen – und das am besten alles zugleich.

Soviel begriffspolitische Hoffnung macht gleichwohl misstrauisch. Denn der Begriff bleibt ambivalent. Er dient der Identifikation und der Abgrenzung, will Sicherheit vermitteln und ruft zugleich Unbehagen hervor: In einem jüngst zirkulierten offenen Brief mit dem Titel “Solidarität statt Heimat” etwa wandten sich die Unterzeichner*innen – darunter auch eine Reihe von Politiktheoretiker*Innen – gegen “weltfremde Phantasien […] wohligen Privatglücks” und warnten vor einer Diffusion rechten Gedankengutes in die politische Mitte. Vermittelnde Positionen – wie der Versuch den Begriff “Heimat” mit “Vielfalt” und “Weltoffenheit” zu assoziieren, so geschehen in einem Artikel von Ferda Ataman – laufen dagegen ihrerseits Gefahr, missverstanden zu werden: So hat ausgerechnet der neue Heimatminister Horst Seehofer den Artikel zum Anlass genommen, den Integrationsgipfel des Kanzleramtes zu boykottieren.

Haben wir es also mit einem neuen politischen Kampfbegriff zu tun? In begriffshistorischer Perspektive wird deutlich, dass eine gewisse Spannung dem modernen Begriffsverständnis bereits inhärent ist. Der moderne Begriff der Heimat zeichnet sich, so schreiben Edoardo Costadura und Klaus Ries in der Einleitung zu einem interdisziplinären Sammelband über “Heimat gestern und heute”, mindestens durch drei Faktoren aus: Er vereint räumliche, zeitliche, soziale und kulturelle Dimensionen, ist also multidimensional. Er kennzeichnet ein reaktives Phänomen, nämlich die Reaktion auf Modernisierungs- und Transformationsumbrüche und bringt nicht selten eine Verlusterfahrung zum Ausdruck. Und er ist zugleich ein Reflexionsbegriff, der eine kollektive oder individuelle Selbstreflexion markiert.

Vor diesem Hintergrund möchten wir uns im Spätsommer bzw. Herbst aus politiktheoretischer Perspektive mit dem Begriff der Heimat auseinandersetzen und laden deshalb dazu ein, Blogposts einzureichen, die das Thema bzw. die Idee pointiert aus unterschiedlichen ideengeschichtlichen, politiktheoretischen oder politikphilosophischen Perspektiven beleuchten und erkunden, wertschätzen und erhellen oder fundiert kritisieren:

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Erinnerung: Ausschreibungen zum DVPW-Kongress 2018 in Frankfurt/M. noch bis Ende Januar!

Liebe Freundinnen und Freunde der Politikwissenschaft und insbesondere der Politischen Theorie, Ideengeschichte und Philosophie!

Nach der Weihnachts- und Silvesterpause möchte auch unser blog daran erinnern, dass Vortragsbewerbungen für den DVPW-Kongress 2018 „Grenzen der Demokratie / Frontiers of Democracy“ (25. bis 28. September 2018 an der Goethe-Universität Frankfurt/M.) noch bis zum 31. Januar möglich sind. Eine große Reihe spannender Panel warten auf noch mehr Beiträge! Eine Sammlung aller Einzelausschreibungen findet sich hier. Informationen zum neuen Format stehen hier zur Verfügung.

Viel Freude an ersten oder erneuten Einblicken und viel Erfolg für eure Bewerbungen und Panel!

Aus der speziellen Perspektive unseres blogs erscheinen uns übrigens folgende Panel besonders interessant. Eine Menge mehr ließe sich sicher noch ergänzen – nutzt dafür sehr gern die Kommentarspalte unten! Hier zunächst unsere favorites: (mehr …)

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Autumn School: Migration, Borders, and Citizenship (Amsterdam)

Vom 26. bis 30. Oktober 2017 findet in Amsterdam eine Autumn School zu “Migration, Borders, and Citizenship” statt. Die von der Dutch Research School of Philosophy (OZSW) und der Universität Amsterdam (UvA) organisierte Veranstaltung richtet sich an PhD-Studenten. Zu den Sprechern gehören Chandran Kukathas (LSE), Rainer Bauböck (EUI) und Anna Goppel (Universität Bern). Wer sich für eine Teilnahme interessiert, findet alle Infos hier. Die Teilnahmegebühren liegen bei 240 Euro und Bewerbungen müssen bis zum 31. Juli vorliegen.

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E.-Richter-Buchforum (2): Zwischen Republikanismus und Radikaldemokratie

— Teil 2 unseres Buchforums zu Emanuel Richters „Demokratischer Symbolismus“: Teil 1 (Luzia Sievi und Marcel Vondermaßen)

Ausgangspunkt für Emanuel Richters Demokratischen Symbolismus ist die breit diagnostizierte Krise von Demokratie und Demokratietheorie zwischen Allgegenwärtigkeit und Beliebigkeit. Damit Demokratie im aktuellen Gewirr von Begriffen, Idealen und Forderungen nicht zu einem „hohlen Allgemeinplatz“ (7) verkomme, ist es sein Ziel, eine grundlegende Funktionsbestimmung der Demokratie vorzulegen. Nicht eine weitere Idealisierung unter vielen soll diese „Demokratietheorie zweiter Ordnung“ (22) bilden, sondern einen allgemeinen analytischen Orientierungspunkt sowie eine kritische Prüfinstanz für partikulare demokratietheoretische Ideale und die demokratische Praxis. Demokratischer Symbolismus bezeichnet in diesem Kontext die hermeneutische Suchbewegung nach den „zumeist unbewussten Sinngrundlagen und Bedeutungszuschreibungen im realen politischen Handeln“ (22), die an den Punkt vorzudringen beabsichtigt, „der eine für alle Menschen verallgemeinerungsfähige Funktionsbestimmung demokratischen Handelns beschreibt“ (23).

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Workshop: Flucht, Migration, Grenzen (Berlin)

Der Lehrstuhl für Praktische Philosophie und Sozialphilosophie der Humboldt-Universität zu Berlin veranstaltet am 9. Dezember 2016 von 15-20 Uhr einen Workshop zum Thema „Flucht, Migration, Grenzen“ mit Andreas Cassee (Berlin), Jan Brezger (Berlin), Christoph Menke (Frankfurt/M.) und Julia Schulze Wessel (Dresden). Im Zentrum des Workshops stehen die Fragen von Inklusion und Exklusion, das Verhältnis von Nationalstaat, politischer Gemeinschaft, politischer Zugehörigkeit und Solidarität. Um Anmeldung bis zum 5.12. wird gebeten, da vorab die Texte versendet werden.

Eine ausführliche Beschreibung gibt es nach dem Klick. (mehr …)

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Workshop: Justice, State, Migration (Berlin)

Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Internationale Gerechtigkeit und institutionelle Verantwortung“ an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften richtet am 19. Dezember einen eintägigen Workshop zu Fragen von Gerechtigkeit, Staat und Migration aus.  David Miller, Julian Nida-Rümelin, Christian Tomuschat und Ruud Koopmans diskutieren aus philosophischer, juristischer und soziologischer Perspektive die aktuellen Fragestellungen zu Moral und Verantwortung im Zusammenhang mit Migration und Integration. Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung aber erforderlich. Alle Informationen zur Veranstaltung hier als PDF.

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CfP: Tagung „Komplexe Grenzen: Dimensionen – Dynamiken – Technologien“

An der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) findet am 3. und 4. November 2016 eine Tagung zu „Komplexe Grenzen: Dimensionen – Dynamiken – Technologien“ statt. Derzeit wird um Einsendungen gebeten, der Einsendeschluss ist der 15.09. Die drei Panel drehen sich um Multidimensionalität von Grenzen und Grenzziehungen, Dynamiken von Grenzen und Wissenstechniken und Grenztechnologien. Mehr zur Veranstaltung findet ihr hier bei Soziopolis oder im Call unter dem Strich. (mehr …)

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CfP: DGfP-Graduiertenkonferenz zu Grenzen

Am 11. November 2016 findet in Heidelberg im Rahmen der DGfP-Jahreskonferenz eine Graduiertenkonferenz zum Thema Grenzen statt. Die von Phillip Roth und Till Tömmel organisierte Konferenz soll sich mit Fragen der faktischen und normativen Ambivalenz von Grenzen, dem Nationalstaat, der entgrenzten Ökonomie oder den Grenzen globaler Ordnungsmacht auseinandersetzen und spricht alle Teilbereiche der Politikwissenschaft an. Wer teilnehmen will, kann bis zum 1. August ein Abstract von 500 Wörtern (+ Kurzlebenslauf) einsenden. Bei Annahme für die Konferenz werden Fahrt- und Übernachtungskosten übernommen. Detaillierte Informationen entnehmt bitte dem ausführlichen Call als PDF.

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Bürgerschaft, Fremdheit und Territorien (und: willkommen im Team, Anna Meine!)

Wir freuen uns, ein neues Mitglied in die Reihen unserer Redaktion aufnehmen zu dürfen! Anna Meine ist akademische Mitarbeiterin an der Professur für Politische Theorie, Philosophie und Ideengeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Sie arbeitet vor allem zu Legitimität, Demokratie und Bürgerschaft jenseits des Staates. In ihrer Dissertation fragt sie nach Möglichkeiten und Grenzen mehrfacher demokratischer Mitgliedschaft im transnationalen Mehrebenensystem. Anna läutet ihre Mitarbeit mit einem Debattenbeitrag zur Bedeutung territorialer Grenzen im Anschluss an Linda Bosniaks The Citizen and the Alien ein. Herzlich Willkommen, Anna!

Welchen Zielen dienen Grenzzäune? Was unterscheidet Registrierungszentren von Transitzonen? Was spricht für oder gegen die Befestigung der europäischen Außengrenze? Bürgerschaft scheint ein fernes Ideal, um diese Fragen zu diskutieren. Doch aktuelle Bürgerschaftsdebatten und insbesondere die Perspektive der Nicht-Bürger_innen ermöglichen einen Blick auf die Grenzen politischer Ordnungen, der hilft, unterschiedliche Verständnisse von Territorien zu erkennen und einzuordnen. Gerade die Vorstellung von Territorien als legitimen Orten bestehender Kollektive ist dabei jedoch nicht mehr haltbar. (mehr …)

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