Souveränitäten jenseits und gegen den Staat

Im fünften Beitrag unserer Blogpost-Reihe zu Souveränität stellt Jonathan Eibisch anarchistische staatlichen Souveränitätskonzeptionen gegenüber.

Während Marx eine Kritik der politischen Ökonomie hervorbrachte, entwickelten anarchistische Denker*innen eine Kritik der Form, die Politik in spezifischen Herrschaftsordnungen annimmt, als einen wesentlichen Ankerpunkt ihrer Gesellschaftstheorie. Ideengeschichtlich betrachtet entsteht der neuzeitliche, europäische Anarchismus als Hauptströmung im Sozialismus in jener Phase, als der Sozialismus als Graswurzelbewegung politisiert wurde. In Abgrenzung zum sozialdemokratischen Weg der politischen Reformen und dem parteikommunistischen Konzept der politischen Revolution wurden im Anarchismus die mutualistische Selbstorganisation, die Revolte, die Begleitung außerparlamentarischer Bewegungen, sowie die soziale Revolution als Transformationsstrategien entwickelt.

In diesem Beitrag wird ein wesentlicher Aspekt der anarchistischen Kritik der Politik dargestellt, die sich in ihrem Kern an der Anmaßung, Legitimierung und Durchsetzung der Souveränität des Staates festmachen lässt. Dem entgegengestellt werden andere gesellschaftliche Sphären, in welchen (auf bestimmte Weise und mit bestimmten Zielsetzungen) Souveränität erlangt werden soll. Ich werde im Folgenden zeigen, inwiefern die anarchistische Hoffnung darin besteht, der politischen Herrschaft zu entkommen und Alternativen zu ihr aufzubauen.

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Gegen Solidarität! Zwei Modelle sozialen Zusammenhalts und die Corona-Krise

Solidarität hat sich spätestens seit Finanz- und ›Flüchtlingskrise‹ wieder als ein Schlagwort etabliert, um grassierende Ungerechtigkeiten zu thematisieren. Nicht ohne Grund hat der Theorieblog bereits im letzten Jahr eine große Debatte zu diesem Begriff geführt. Aber die Welle der Solidaritätsforderungen und -bekundungen, die uns seit Beginn der Corona-Krise entgegenschlägt, übersteigt dies noch einmal deutlich. Für Politiker:innen, Zeitungen und Wissenschaftler:innen scheint sich am Gelingen der Solidarität das gesellschaftliche Schicksal in der Corona-Krise zu entscheiden. Die WHO nennt ihre großangelegte Medikamentenstudie zur Bekämpfung des Virus »Solidarity Trial«, und der deutsche Ethikrat empfiehlt Solidarität und Verantwortung in der Corona-Krise. Kann man da überhaupt noch gegen Solidarität sein? (mehr …)

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Veranstaltung zu Tönnies‘ Hauptwerk: Wie viel Gemeinschaft braucht die Demokratie? (27.11.)

Im Juni 2019 ist „Gemeinschaft und Gesellschaft“, das Hauptwerk von Ferdinand Tönnies, als Band 2 der Ferdinand-Tönnies-Gesamtausgabe erschienen. Am Hamburger Institut für Sozialforschung wird nun darüber diskutiert, welche Relevanz die bekannte Unterscheidung für unsere Gegenwart hat. Dafür kommen am 27.11.2019 um 19 Uhr Hannah Bethke, Dieter Haselbach, Gangolf Hübinger und Jan Philipp Reemtsma zusammen. Mehr Informationen gibt es hier.

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„Gemeinschaft und Gesellschaft“: Internationales Tönnies-Symposium (Kiel)

Vom 5. bis 7. September findet in Kiel unter dem Titel „Gemeinschaft und Gesellschaft: Gemeinwohl und Eigeninteresse heute“ das Internationale Tönnies-Symposium statt. Anlässlich des Erscheinens von „Gemeinschaft und Gesellschaft“ als Band 2 der Tönnies-Gesamtausgabe möchte das Symposium dem Denken von Ferdinand Tönnies insbesondere im Lichte aktueller sozialer Herausforderungen und Krisen nachgehen. Den Festvortrag wird Walter Reese-Schäfer (Göttingen) halten. Das umfangreiche Programm, das sowohl deutsch- als auch englischsprachige Vorträge umfasst, ist auf der Website des Tönnies-Symposiums einsehbar.

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Tagung: Das Gemeinsame als politisches Motiv

Vom 20. bis 22. Juli findet im Haus Maiberg, Heppenheim, eine Arbeitstagung zu „Gemeinschaft – Kollektiv – Kommune: Das Gemeinsame als politisches Motiv von Bildung“ statt. Kritische Padägogik soll entlang Perspektiven zeitgenössischer politischer Philosophie diskutiert werden. Das spannende Programm könnt ihr hier einsehen. Eine Anmeldung kann bis zum 15. Juni erfolgen und es gibt eine geringe Tagungsgebühr. Um dass für die Anmeldung notwendige Formular zu erhalten, schreibt eine Mail an bildung-politik@gmx.de.

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